Gütekriterien
Damit deine Forschung überzeugt, solltest du die Gütekriterien im Blick behalten. Hier und im Video lernst du, wie du sie anwendest und Fehler vermeidest!
Inhaltsübersicht
Was sind Gütekriterien?
Gütekriterien sorgen dafür, dass deine Forschung zuverlässig und aussagekräftig ist. In deiner wissenschaftlichen Arbeit solltest du zeigen, wie du die Kriterien erfüllst. Außerdem ist es wichtig, sie schon während der Datenerhebung, Auswertung und Interpretation zu berücksichtigen — egal, ob du qualitativ oder quantitativ forscht.
Die drei wichtigsten Gütekriterien sind:
- Objektivität: Ergebnisse sind unabhängig von der Person, die sie erhebt oder auswertet.
- Reliabilität: Ergebnisse lassen sich unter gleichen Bedingungen wiederholen.
- Validität: Du misst tatsächlich das, was du messen willst.
Wichtig: Quantitative Forschung sammelt Zahlen und Messwerte, um Dinge zu vergleichen. Qualitative Forschung hingegen setzt auf Beschreibungen und Meinungen, um zu verstehen, warum etwas so ist.
Objektivität
Objektivität bedeutet, dass deine Forschungsergebnisse nicht davon abhängen, wer die Untersuchung durchführt oder auswertet.
Hohe Objektivität | Niedrige Objektivität |
Du führst ein Interview mit einem festen Fragenkatalog, liest alle Fragen in derselben Reihenfolge vor und notierst die Antworten wortgetreu. So vermeidest du, dass deine Formulierungen oder Reaktionen das Ergebnis beeinflussen. | Du stellst den Befragten je nach Gesprächsverlauf unterschiedliche Zusatzfragen oder kommentierst ihre Antworten. Dadurch können sich die Ergebnisse zwischen den Interviews unterscheiden. |
Es gibt drei Arten von Objektivität:
- Durchführungsobjektivität: Die Datenerhebung läuft für alle Teilnehmenden gleich ab.
- Auswertungsobjektivität: Die Auswertung folgt klaren Regeln, sodass zwei Personen mit denselben Daten zum gleichen Ergebnis kommen.
- Interpretationsobjektivität: Die Interpretation der Ergebnisse orientiert sich an festgelegten Kriterien und nicht an persönlichen Meinungen.
✓ So stellst du Objektivität sicher:
- Verwende feste Abläufe und standardisierte Fragen.
- Halte dich bei Interviews oder Tests strikt an deine Vorgaben.
- Nutze klare Auswertungsregeln, die auch andere anwenden können.
✗ Das gefährdet die Objektivität:
- Du änderst spontan die Fragen oder die Reihenfolge.
- Du kommentierst Antworten oder reagierst sichtbar zustimmend/ablehnend.
- Du wertest Daten ohne festgelegte Kriterien aus — z. B., welche Antworten gezählt werden sollen.
Reliabilität
Reliabilität beschreibt, wie zuverlässig ein Messinstrument arbeitet. Sie ist gegeben, wenn eine Messung unter den gleichen Bedingungen immer wieder zu denselben Ergebnissen führt. So stellst du sicher, dass die Ergebnisse nicht durch Zufall oder Messfehler verzerrt werden.
Hohe Reliabilität | Niedrige Reliabilität |
Du lässt zwei geschulte Beobachter dieselbe Unterrichtsstunde mit einem festen Beobachtungsbogen auswerten. Beide kommen zu denselben Bewertungen. | Du lässt verschiedene Personen eine Befragung auswerten, ohne einheitliche Kriterien. Die Ergebnisse unterscheiden sich deutlich. |
Es gibt verschiedene Verfahren, um die Reliabilität zu prüfen:
- Re-Test-Verfahren: Du führst denselben Test nach einer gewissen Zeit mit derselben Gruppe erneut durch und vergleichst die Ergebnisse.
- Paralleltest-Verfahren: Du nutzt zwei inhaltlich vergleichbare, aber nicht identische Tests und prüfst, ob sie zu ähnlichen Ergebnissen führen.
- Interrater-Reliabilität: Mehrere Personen werten dieselben Daten unabhängig voneinander aus. Stimmen die Ergebnisse überein, ist die Reliabilität hoch.
✓ So stellst du Reliabilität sicher:
- Erstelle genaue Anweisungen und Bewertungskriterien.
- Lass Messungen oder Auswertungen mehrfach durchführen.
- Wähle Messinstrumente, die konsistente Ergebnisse liefern.
✗ Das gefährdet die Reliabilität:
- Du führst Messungen unter wechselnden Bedingungen durch.
- Verschiedene Personen werten ohne gemeinsame Richtlinien aus.
- Du verwendest unzuverlässige oder schlecht getestete Messinstrumente.
Validität
Validität bedeutet, dass deine Forschung tatsächlich das misst, was sie messen soll. Nur dann kannst du sicher sein, dass deine Ergebnisse wirklich zur Beantwortung deiner Forschungsfrage beitragen.
Hohe Validität | Niedrige Validität |
Du untersuchst den Einfluss eines neuen Lernprogramms auf die Prüfungsleistung. Beide Testgruppen schreiben die Prüfung unter denselben Bedingungen, zur gleichen Zeit und mit denselben Aufgaben. | Eine Gruppe nutzt das Lernprogramm vor einer Prüfung im Sommer, die andere im Winter. Unterschiede im Ergebnis könnten auch an der unterschiedlichen Prüfungssituation oder Motivation liegen — nicht am Lernprogramm selbst. |
✓ So stellst du Validität sicher:
- Wähle Messmethoden, die direkt zu deiner Forschungsfrage passen.
- Halte äußere Bedingungen für alle Teilnehmer gleich.
- Kontrolliere und dokumentiere mögliche Störfaktoren.
✗ Das gefährdet die Validität:
- Du misst etwas anderes als das, was deine Forschungsfrage verlangt.
- Vergleichsgruppen haben unterschiedliche Rahmenbedingungen.
- Du ignorierst Faktoren, die das Ergebnis verfälschen könnten.
Gütekriterien in der qualitativen Forschung
Bei qualitativer Forschung kannst du die üblichen Gütekriterien nicht eins zu eins übernehmen. Denn anders als bei standardisierten quantitativen Studien verläuft jedes Interview oder jede Beobachtung individuell. Entscheidend ist daher, wie sorgfältig und reflektierte du mit dieser Offenheit umgehst.
Objektivität
Anders als in quantitativen Studien bist du in der qualitativen Forschung Teil der Datenerhebung. Die Kommunikation mit den Beforschten lässt sich nicht standardisieren — und das ist gewollt. Trotzdem bedeutet das nicht, dass die Forschung willkürlich ist. Wichtig ist, dass du deine Rolle reflektierst:
- Welche Fragen stellst du?
- Wie reagierst du auf Antworten?
- Welche Wirkung hat dein Verhalten auf das Gespräch?
Dokumentiere und begründe deine Entscheidungen so, dass andere nachvollziehen können, wie deine Ergebnisse entstanden sind.
Reliabilität
Bei der qualitativen Forschung kannst du die Zuverlässigkeit nicht durch wiederholte Tests prüfen, weil die einzelnen Gespräche einzigartig verlaufen. Damit die Forschung trotzdem zuverlässig ist, ist wichtig:
- Genau zu beschreiben, wie die Kommunikation zwischen Forschenden und Teilnehmenden abläuft.
- Zu zeigen, dass sich bestimmte Muster wiederholen — sowohl bei einer Person als auch bei anderen Personen.
Validität
Validität in der qualitativen Forschung heißt, dass deine Methoden zum Thema passen und du die Sichtweisen der Teilnehmenden richtig verstehst. Das gelingt, wenn du ihre Erklärungen genau analysierst und Schritt für Schritt zeigst, wie du zu deinen Ergebnissen gekommen bist. So machst du klar, dass deine Schlussfolgerungen sinnvoll sind.
Wo du die Gütekriterien in deiner Arbeit erwähnst
Im Methodikteil beschreibst du, wie du die Gütekriterien in deiner Forschung sicherstellst.
Im Diskussionsteil gehst du darauf ein, inwiefern die Gütekriterien in der Praxis deiner Datenerhebung und -auswertung tatsächlich erfüllt wurden.
Im Fazit und Ausblick ordnest du die Gütekriterien kritisch ein. Erkläre, welche Stärken sie deiner Arbeit verliehen haben, aber auch, wo ihre Grenzen liegen.
Nebengütekriterien
Neben den Hauptgütekriterien gibt es weitere Qualitätsmerkmale, die den Forschungsprozess unterstützen: die Nebengütekriterien. Sie haben weniger Gewicht als Objektivität, Reliabilität und Validität, können aber entscheidend dafür sein, wie gut deine Forschung in der Praxis funktioniert.
- Nützlichkeit: Liefert deine Untersuchung wirklich neue und relevante Erkenntnisse? Überlege dir, ob der erwartete Erkenntnisgewinn den Aufwand rechtfertigt.
- Ökonomie: Ist die Forschung mit vertretbarem Aufwand und Kosten durchführbar? Bedenke, dass Zeit, Budget und Personal begrenzt sind — und dass die Ergebnisse den Ressourceneinsatz wert sein sollten.
- Transparenz: Ist der Ablauf deiner Forschung klar dokumentiert und für andere nachvollziehbar? Je offener du Methoden, Entscheidungen und Ergebnisse darlegst, desto leichter können andere deine Arbeit prüfen oder darauf aufbauen.
Validität
Wenn du die Validität noch genauer verstehen möchtest, findest du hier alles Wichtige dazu!
Gütekriterien — häufigste Fragen
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Was sind Gütekriterien? Gütekriterien sind Maßstäbe, mit denen du die Qualität einer wissenschaftlichen Arbeit bewertest und sicherstellst. -
Was sind die drei Gütekriterien? In der Forschung gelten Objektivität, Reliabilität und Validität als zentrale Gütekriterien. - Objektivität liegt vor, wenn Ergebnisse unabhängig von der durchführenden Person sind.
- Reliabilität bezeichnet die Zuverlässigkeit einer Messung, also ähnliche Resultate bei wiederholter Durchführung.
- Validität gibt an, ob tatsächlich das gemessen wird, was gemessen werden soll.
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Was ist der Unterschied zwischen Reliabilität und Validität? Reliabilität (Zuverlässigkeit) beschreibt, wie präzise eine Messmethode ist. Misst du beispielsweise mehrmals hintereinander deine Körpergröße mit demselben Messgerät, solltest du jedes Mal nahezu den gleichen Wert erhalten. Validität (Gültigkeit) bedeutet, dass ein Messverfahren tatsächlich das erfasst, was es erfassen soll.