Rechtspfleger sind Beamte des gehobenen Justizdienstes und treffen gerichtliche Entscheidungen. Hier und im Video erfährst du alles Wichtige zum Beruf.
Inhaltsübersicht
Was ist ein Rechtspfleger?
Ein Rechtspfleger ist ein Beamter des gehobenen Dienstes, der in Staatsanwaltschaften und Gerichten beschäftigt ist. Als selbstständiges Organ der Rechtspflege ist er — wie der Richter — weisungsfrei. Das bedeutet, dass der Rechtspfleger nur an Recht und Gesetz gebunden ist, nicht aber an Weisungen von Vorgesetzten.
Dadurch, dass er sachlich unabhängig ist, unterscheidet sich der Beruf grundsätzlich von anderen Beamten, wie z. B. von Finanzbeamten oder Lehrern.
Übrigens: Früher waren Richter für die meisten Aufgaben in der Justizverwaltung zuständig. Mit der Zeit wurden diese zunehmend auf Rechtspfleger übertragen. Damit entlasten sie die Justizbehörden erheblich.
Rechtspfleger – Aufgaben
Was macht ein Rechtspfleger? Als Rechtspfleger nimmst du in der Justiz eine wichtige Rolle ein. In Gerichten und Staatsanwaltschaften hast du verschiedene Aufgaben in vielen Rechtsgebieten. Diese gründen auf dem Rechtspflegergesetz (RPflG). Du sichtest Akten und setzt dich mit Gesetzen und der aktuellen Rechtslage auseinander. Auf dieser Grundlage triffst du Entscheidungen, die in Form von Beschlüssen erfolgen.
Schwerpunktmäßig führst du Aufgaben der freiwilligen Gerichtsbarkeit aus. Dabei handelt es sich um ein staatlich geregeltes Verfahren für privatrechtliche Angelegenheiten:
Freiwillige Gerichtsbarkeit | |
Betreuungsangelegenheiten | Du ordnest familien- und betreuungsgerichtliche Genehmigungen an und kontrollierst Vormünder und Betreuer bei ihrer Tätigkeit. |
Nachlassangelegenheiten | Du eröffnest Testamente und erteilst Erbscheine. |
Grundbuchsachen | Nach rechtlicher Prüfung trägst du neue Eigentümer ein und entscheidest über Löschungen (z. B. von Hypotheken). |
Registerrecht | Im Handelsregister listest du angemeldete Kaufleute einer bestimmten Region und sorgst für Sicherheit im Rechts- und Geschäftsverkehr. |
Bei der streitigen Gerichtsbarkeit geht es um klassische Streitfälle zwischen Klägern und Beklagten. Dabei werden dir in diesem Beruf folgende Aufgaben übertragen:
Streitige Gerichtsbarkeit | |
Zwangsversteigerung | Du ordnest Zwangsversteigerung von Grundstücken, Eigentumswohnungen und Co. an. |
Gerichtliche Mahnverfahren | Du erlässt Mahn- und Vollstreckungsbescheide und prüfst dabei die Formalia der Anträge. |
Insolvenzverfahren | Du überwachst den Insolvenzverwalter und triffst Entscheidungen zur Restschuldbefreiung. |
Strafvollstreckung | Du lädst verurteilte Personen zum Haftantritt und ziehst fällige Geldstrafen ein. Zudem entscheidest du z. B. über die Gewährung von Zahlungserleichterungen. |
Wenn du in der Gerichtsverwaltung tätig bist, kannst du als Rechtspfleger auch leitende Funktionen (z. B. als Geschäfts- oder Gruppenleitung) übernehmen und sorgst für den reibungslosen Geschäftsablauf einer Behörde.
Rechtspfleger Ausbildung
Um die Rechtspfleger Ausbildung antreten zu können, musst du neben deiner fachlichen Eignung, folgende persönliche Voraussetzungen erfüllen:
- deutsche Staatsangehörigkeit
- Fachhochschulreife oder allgemeine Hochschulreife, bzw. ein gleichwertig anerkannter Bildungsabschluss
- demokratische Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes achten
- geistige, körperliche, charakterliche sowie gesundheitliche Eignung
- keinerlei Vorstrafen
- erfolgreiche Teilnahme an (Online-) Auswahlverfahren
Gut zu wissen: Das Auswahlverfahren besteht aus einem mündlichen und einem schriftlichen Teil. Hier werden deine Allgemeinbildung, deine Konzentrationsfähigkeit, dein analytisches Denken sowie dein Sprachverständnis geprüft.
Sofern deine persönlichen Voraussetzungen stimmen und deine Teilnahme am Auswahlverfahren erfolgreich war, steht deinem Rechtspfleger Studium nichts mehr im Weg.
Rechtspfleger duales Studium – Inhalte
Wie genau sieht dein Rechtspfleger Studium aus? Es handelt sich hierbei um ein duales Studium , da es in Theorie- und Praxisblöcke aufgeteilt ist.
Insgesamt dauert die Rechtspfleger Ausbildung 3 Jahre. Die genaue zeitliche Gliederung deines Vorbereitungsdienstes könnte so aussehen:
Studienabschnitt | Dauer |
Fachtheoretisches Studium | 12 Monate |
Berufspraktischer Studienabschnitt | 6 Monate |
Fachtheoretischer Studienabschnitt | 6 Monate |
Berufspraktischer Studienabschnitt | 6 Monate |
Fachtheoretischer Studienabschnitt | 6 Monate |
Laufbahn- bzw. Rechtspflegerprüfung | Abschluss |
Beachte, dass der Aufbau deines Studiums von Bundesland zu Bundesland variieren kann.
Während du in den Theoriephasen am normalen Hochschulbetrieb teilnimmst, setzt du dein erworbenes Wissen in den berufspraktischen Phasen an Amtsgerichten und Staatsanwaltschaften in die Praxis um. Dabei hast du bereits mit realen Fällen zu tun.
Folgende Rechtsgebiete vertiefst du im Verlauf deines Studiums:
- Grundbuchrecht
- Nachlassrecht
- Familienrecht
- Erbrecht
- Betreuungsrecht
- Zwangsvollstreckungsrecht
- Insolvenzrecht
- Registerrecht
Nach der erfolgreich abgeschlossenen Prüfung am Ende deines Studiums, wird dir der akademische Grad Diplom-Rechtspfleger verliehen. Zudem wirst du in das Beamtenverhältnis auf Probe aufgenommen. Nach der Probezeit, welche 3 Jahre beträgt, ist das Beamtenverhältnis auf Lebenszeit möglich.
Übrigens: Die Dienstbezeichnung für den Rechtspfleger im Einstiegsamt lautet häufig Justizinspektor oder Rechtspflegeinspektor.
Persönliche Fähigkeiten / Soft Skills
Für die unterschiedlichen und komplexen Rechtsfälle in deinem Berufsalltag sind nicht nur deine rechtlichen Kenntnisse, sondern vor allem deine Soft Skills bedeutsam. Sie sind insbesondere dann gefragt, wenn du mit menschlichen Schicksalen konfrontiert wirst.
Jeder Fall ist anders und deine Entscheidungen haben einen großen Einfluss auf die wirtschaftliche und persönliche Situation der Menschen. Diese verantwortungsvollen Aufgaben erfordern Fingerspitzengefühl und Objektivität. Folgende Kompetenzen solltest du für diesen Beruf mitbringen:
- Urteilsvermögen
- ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit
- Organisationstalent
- Entscheidungsfähigkeit
- sicheres Auftreten
- Verantwortungsbewusstsein
- Belastbarkeit
- Zuverlässigkeit
Was verdient ein Rechtspfleger?
Dein erstes Rechtspfleger Gehalt verdienst du bereits während deiner Ausbildung. Dein Verdienst liegt hier bei ungefähr 1.300 € brutto im Monat. Du kannst dich also auf eine überdurchschnittlich hohe Ausbildungsvergütung freuen.
Da du im öffentlichen Dienst tätig bist, wirst du abhängig von der Besoldungsordnung bezahlt. So beginnst du nach Abschluss deiner Rechtspfleger Ausbildung mit der Besoldungsgruppe A9 im Bereich des mittleren/gehobenen Dienstes. Das macht ein Einstiegsgehalt von monatlich 2.900 € brutto.
Mit mehr Berufserfahrung kannst du bis zur Besoldungsgruppe A13 und in der Erfahrungsstufe aufsteigen. Damit erhöht sich auch dein Rechtspfleger Gehalt. Bist du nach einigen Jahren im Beruf in der Gruppe A12 angekommen, liegt dein monatlicher Verdienst schon bei 3.900 € im Monat. In der Besoldungsgruppe A13 kannst du sogar mit bis zu 5.900 € rechnen, was einem Jahresbruttogehalt von 70.800 € entspricht.
Deutschlandweit verdienen Rechtspfleger durchschnittlich 48.800 € im Jahr. Verschiedene Faktoren, wie die Berufserfahrung (Besoldungsgruppe & Erfahrungsstufe), dein Abschluss sowie das Bundesland haben dabei Einfluss auf die Höhe deines Gehalts. Genaueres dazu erfährst du in unserem Gehaltsbeitrag .
Wo arbeitet ein Rechtspfleger?
Als Experte in Justizverwaltungssachen bist du vor allem in staatlichen Institutionen gefragt. Mögliche Arbeitgeber sind:
- Gerichte
- Staatsanwaltschaften
- Justizvollzug
- Ministerien
- Kanzleien
- Bundesamt für Justiz
Darüber hinaus kannst du als Rechtspfleger auch in nicht staatlichen Institutionen wie Banken und Versicherung Anstellung finden. Wenn du dir auch vorstellen kannst zu unterrichten, hast du ebenfalls die Möglichkeit, in Bildungseinrichtungen der öffentlichen Verwaltung zu arbeiten.
Karrierechancen und Aufstiegsmöglichkeiten
In der Tätigkeit als Rechtspfleger oder Rechtspflegerin erwartet dich ein spannender und abwechslungsreicher Berufsalltag. Deine Arbeit ist sehr gefragt und von besonderer Bedeutung, denn du trägst wesentlich zu dem Funktionieren der Justiz bei.
Aufstiegsmöglichkeiten sind auch in der Rechtspflege gegeben. Wenn du ausreichend Berufserfahrung vorweisen kannst oder einen speziellen Vorbereitungsdienst absolvierst, hast du die Möglichkeit, zum Amtsanwalt befördert zu werden. Hier kümmerst du dich um die Anklagevertretung der Staatsanwaltschaft. Beispiele dafür sind Verfahren bei Trunkenheit am Steuer oder Körperverletzung.
Wenn du deine starken Führungsqualitäten unter Beweis stellst, kannst du in den gehobenen Justizdienst und somit in leitende Positionen (z. B. Bereichsleiter oder Geschäftsleitung) gelangen.
Zusammenfassung
Hier siehst du nochmal alles Wichtige zu dem Beruf auf einen Blick:
- Als Rechtspfleger bist du für ehemals richterliche Aufgaben zuständig und sorgst du dafür, dass Recht und Gesetz vollzogen werden.
- Dein Einstiegsgehalt beträgt 2.900 € und kann nach einigen Jahren auf 5.900 € und mehr steigen.
- Neben deinem ausgeprägten Verständnis für rechtliche Zusammenhänge sind auch Kommunikationsgeschick und Verantwortungsbewusstsein gefragt.
- Mit Abschluss deines dualen Studiums hast du sehr gute Chancen auf eine Karriere in der Rechtspflege.
Beamter / Beamtin
Jetzt weißt du, wie die Rechtspfleger Aufgaben aussehen und welche Voraussetzungen es gibt. Der Karriereweg eines Rechtspflegers läuft durch den Beamtenstatus anders, als in anderen Berufen. Wenn du mehr über die Stufen der Beamtenlaufbahn erfahren möchtest, dann schau dir diesen Beitrag an!
Beamter / Beamtin
Jetzt weißt du, wie die Rechtspfleger Aufgaben aussehen und welche Voraussetzungen es gibt. Der Karriereweg eines Rechtspflegers läuft durch den Beamtenstatus anders, als in anderen Berufen. Wenn du mehr über die Stufen der Beamtenlaufbahn erfahren möchtest, dann schau dir diesen Beitrag an!