Herstellkosten
Herstellkosten geben Auskunft darüber, wie teuer die Produktion eines Produkts tatsächlich ist. Wie du sie berechnest und anwendest, erfährst du hier und im Video!
Inhaltsübersicht
Was sind Herstellkosten?
Herstellkosten umfassen alle Kosten, die bei der Produktion von Gütern in einem Unternehmen entstehen. Dazu zählen die Materialien und Löhne, aber auch die Kosten für Maschinen, Energie und die Fertigungshalle. Wichtig ist, dass diese Ausgaben direkt mit der Herstellung des Produkts zusammenhängen.
Im Rechnungswesen und Controlling bilden die Herstellkosten eine Grundlage für wichtige betriebliche Entscheidungen. Sie zeigen, wie teuer die Produktion tatsächlich ist, und helfen dabei, Verkaufspreise zu bestimmen, Bestände richtig zu bewerten und die Wirtschaftlichkeit einzelner Produkte zu prüfen.
Unterschied zwischen Herstellkosten und Herstellungskosten
Herstellkosten und Herstellungskosten werden oft verwechselt, bezeichnen aber zwei unterschiedliche Konzepte. Sie werden in verschiedenen Bereichen angewendet und erfüllen jeweils einen eigenen Zweck.
Die folgende Übersicht zeigt dir, wie sich beide Begriffe in ihrer Bedeutung und Anwendung unterscheiden:
Herstellkosten | Herstellungskosten |
Wird im internen Rechnungswesen und Controlling genutzt, um Produktionskosten zu erfassen und Preise zu kalkulieren. | Wird im externen Rechnungswesen verwendet, vor allem für die Bewertung von Vermögensgegenständen in der Handelsbilanz. |
Zeigt die tatsächlichen Kosten der Produktion innerhalb des Unternehmens. | Bestimmt, mit welchem Wert selbst hergestellte Güter oder Anlagen in der Bilanz ausgewiesen werden. |
Können einbezogen werden, wenn sie direkt mit der Fertigung verbunden sind. | Dürfen nach § 255 HGB nicht einbezogen werden. |
Keine festen gesetzlichen Regelungen, denn die Berechnung richtet sich nach internen Unternehmensrichtlinien. | Gesetzlich in § 255 HGB definiert, der festlegt, welche Kosten einbezogen oder ausgeschlossen werden dürfen. |
➡️ Beispiel
– Ein Möbelunternehmen stellt Bürostühle her. Im Controlling werden die Herstellkosten ermittelt, um zu prüfen, wie hoch die tatsächlichen Produktionskosten pro Stuhl sind und ob der Verkaufspreis passt.
– In der Bilanzierung dagegen werden die Herstellungskosten nach § 255 HGB berechnet, um den Wert der selbst produzierten Stühle im Lager auszuweisen.
Wie setzen sich Herstellkosten zusammen?
Die Herstellkosten setzen sich aus mehreren Kostenarten zusammen, die direkt oder indirekt mit der Produktion verbunden sind. Damit du sie korrekt berechnen kannst, musst du die Bestandteile klar voneinander unterscheiden können.
Die Herstellkosten lassen sich in Materialkosten und Fertigungskosten unterteilen.
Zu den Materialkosten zählen alle Ausgaben, die mit dem Einsatz von Werkstoffen zusammenhängen:
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Materialeinzelkosten: Das sind Rohstoffe, die direkt in das Produkt eingehen, zum Beispiel Holz für einen Tisch oder Stoff für ein Kleidungsstück.
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Materialgemeinkosten: Diese entstehen bei der Beschaffung, Lagerung oder Verwaltung des Materials, können aber keinem einzelnen Produkt direkt zugeordnet werden.
Die Fertigungskosten umfassen alle Kosten, die während der eigentlichen Produktion anfallen:
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Fertigungseinzelkosten (Fertigungslöhne): Dazu gehören die Löhne der Mitarbeiter, die direkt an der Herstellung beteiligt sind.
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Fertigungsgemeinkosten: Kosten wie Maschinen, Energie oder Instandhaltung, die für die gesamte Produktion anfallen.
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Sondereinzelkosten der Fertigung: Spezielle Kosten, die nur für ein bestimmtes Produkt entstehen, etwa eine extra angefertigte Form oder ein spezielles Werkzeug
Wie werden die Herstellkosten berechnet?
Die Berechnung der Herstellkosten erfolgt in zwei Schritten: Zuerst ermittelst du die Materialkosten, danach die Fertigungskosten.
Für die Materialkosten addierst du die Materialeinzelkosten und die Materialgemeinkosten:
Materialkosten = Materialeinzelkosten + Materialgemeinkosten
Anschließend berechnest du die Fertigungskosten, indem du die Fertigungseinzelkosten, die Fertigungsgemeinkosten und die Sondereinzelkosten der Fertigung zusammenführst:
Fertigungskosten = Fertigungseinzelkosten + Fertigungsgemeinkosten + Sondereinzelkosten der Fertigung
Im letzten Schritt addierst du beide Zwischenergebnisse:
Herstellkosten = Materialkosten + Fertigungskosten
Wenn du die Herstellkosten pro Stück berechnen möchtest, teilst du das Gesamtergebnis durch die produzierte Stückzahl:
Herstellkosten pro Stück = Herstellkosten gesamt ÷ Produktionsmenge
Herstellkosten berechnen anhand eines Beispiels
Damit du siehst, wie die Berechnung in der Praxis funktioniert, schauen wir uns ein Beispiel an. Ein Unternehmen produziert 10 Holztische. Schritt für Schritt wird nun berechnet, wie sich die gesamten Herstellkosten und anschließend die Kosten pro Stück zusammensetzen.
1) Materialkosten berechnen
- Materialeinzelkosten: Für Holzplatten und Schrauben fallen insgesamt 2.000 € an.
- Materialgemeinkosten: Die Lagerung und Beschaffung des Materials verursachen 400 €.
Materialkosten = 2.000 € + 400 € = 2.400 €
2) Fertigungskosten berechnen
- Fertigungseinzelkosten (Fertigungslöhne): Die Arbeit der Tischler kostet insgesamt 1.500 €.
- Fertigungsgemeinkosten: Maschinen und Energie für die Produktion kosten 800 €.
- Sondereinzelkosten der Fertigung: Für eine spezielle Tischform wird eine Schablone benötigt, die einmalig 300 € kostet.
Fertigungskosten = 1.500 € + 800 € + 300 € = 2.600 €
3) Herstellkosten ermitteln
Herstellkosten gesamt = Materialkosten + Fertigungskosten = 2.400 € + 2.600 € = 5.000 €
Da das Unternehmen 10 Tische produziert, betragen die Herstellkosten pro Tisch:
5.000 € ÷ 10 = 500 € pro Stück
Selbstkosten
Herstellkosten bilden die Basis für die Kalkulation, doch erst mit den Selbstkosten erkennst du die gesamten Kosten. Wie der Zusammenhang aussieht, erfährst du hier!