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Mit den Liquiditätsgraden lässt sich herausfinden, wie es um die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens steht. Hier und im Video erklären wir die verschiedenen Grade und wie sinnvoll sie als Kennzahl sind! 

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Inhaltsübersicht

Was sind Liquiditätsgrade?

Liquiditätsgrade sind Kennzahlen, die die kurzfristige Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens messen. Sie zeigen, in welchem Umfang ein Unternehmen in der Lage ist, seine kurzfristigen Zahlungsverpflichtungen wie etwa Rechnungen oder Kredite pünktlich zu begleichen.

In der Praxis sind die Liquiditätsgrade vor allem in der Bilanzbuchhaltung wichtig. Sie helfen, mögliche Engpässe frühzeitig zu erkennen und finanzielle Spielräume besser zu steuern. Gleichzeitig spielen sie auch für Banken, Investoren und andere Geldgeber eine zentrale Rolle, da die Kennzahlen zeigen, wie zuverlässig ein Unternehmen seinen Verpflichtungen nachkommen kann.

Die 3 Liquiditätsgrade

Die Liquiditätsgrade zeigen in drei Stufen, wie kurzfristig ein Unternehmen zahlungsfähig ist. Je nachdem, welche Vermögenswerte zur Deckung der Verbindlichkeiten herangezogen werden, spricht man vom Liquiditätsgrad 1, 2 oder 3.

Liquiditätsgrad 1 (Barliquidität)

Der Liquiditätsgrad 1 zeigt, ob ein Unternehmen seine kurzfristigen Verbindlichkeiten allein mit sofort verfügbaren Mitteln decken kann. Zu diesen Mitteln zählen Bargeld, Bankguthaben, Schecks und kurzfristig handelbare Wertpapiere. Zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten gehören etwa offene Lieferantenrechnungen, kurzfristige Kredite, fällige Steuern und andere Zahlungen mit einer Laufzeit von weniger als zwölf Monaten.

Formel:

    \[\text{Liquiditätsgrad 1} = \frac{\text{Flüssige Mittel}}{\text{Kurzfristige Verbindlichkeiten}} \cdot 100\]

Ein Wert von 100 % bedeutet: Alle kurzfristigen Schulden könnten sofort aus vorhandenen Geldmitteln bezahlt werden. Das klingt ideal, ist in der Praxis aber selten notwendig. Viele Unternehmen liegen deutlich darunter, ohne direkt ein Liquiditätsproblem zu haben. Der Grund dafür ist, dass kurzfristige Forderungen bald zu Geld werden und dadurch ebenfalls zur Deckung beitragen.

➡️ Beispiel

Ein mittelständisches Unternehmen verfügt über 50.000 Euro auf dem Geschäftskonto und 10.000 Euro in der Kasse. Die kurzfristigen Verbindlichkeiten betragen 200.000 Euro.
\text{Liquiditätsgrad 1} = \frac{60.000}{200.000} \cdot 100 = 30\%
Ein Liquiditätsgrad von 30 % liegt in der Mitte des üblichen Rahmens. In vielen Branchen gilt ein Wert zwischen 10 % und 40 % als ausreichend, solange die Liquiditätsgrade 2 und 3 ebenfalls auf einem stabilen Niveau sind.

Liquiditätsgrad 2 (Einzugsliquidität)

Der Liquiditätsgrad 2 berücksichtigt neben den kurzfristig verfügbaren Mitteln auch die kurzfristigen Forderungen. Diese offenen Beträge werden dem Unternehmen bald zufließen. Dazu gehören beispielsweise unbezahlte Kundenrechnungen, Forderungen aus Lieferungen und Leistungen sowie sonstige Forderungen mit einer Laufzeit unter 12 Monaten. 

Formel:

    \[\text{Liquiditätsgrad 2} = \frac{\text{Flüssige Mittel + kurzfristige Forderungen}}{\text{Kurzfristige Verbindlichkeiten}} \cdot 100\]

Hier wird ein Wert von 100-120 % angestrebt. Das zeigt, dass genügend Mittel vorhanden sind, um alle kurzfristigen Verpflichtungen zu decken, sobald die offenen Forderungen beglichen sind. Sinkt der Wert hingegen unter 100 %, droht ein Liquiditätsengpass.

➡️ Beispiel

Ein Unternehmen hat 40.000 Euro auf dem Konto und 80.000 Euro offene Forderungen. Die kurzfristigen Verbindlichkeiten liegen bei 100.000 Euro.
\text{Liquiditätsgrad 2} = \frac{40.000 + 80.000}{100.000} \cdot 100 = 120\%
Der Wert von 120 % zeigt, dass die kurzfristigen Verbindlichkeiten zuverlässig gedeckt werden können, auch wenn ein Teil der Forderungen erst später eingeht. 

Liquiditätsgrad 3 (Gesamtliquidität)

Die breiteste Sicht auf die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens bietet der Liquiditätsgrad 3. Er berücksichtigt nicht nur flüssige Mittel und kurzfristige Forderungen, sondern auch die Vorräte. Dazu gehören Bestände an Waren, Rohstoffen oder Materialien, die verkauft oder verarbeitet werden können. 

Formel:

    \[\text{Liquiditätsgrad 3} = \frac{\text{Flüssige Mittel + kurzfristige Forderungen + Vorräte}}{\text{Kurzfristige Verbindlichkeiten}} \cdot 100\]

Oder einfacher:

    \[ \frac{\text{Umlaufvermögen}}{\text{Kurzfristige Verbindlichkeiten}} \cdot 100 \]

Der Liquiditätsgrad 3 gibt an, wie stark das gesamte kurzfristig nutzbare Vermögen eines Unternehmens die kurzfristigen Schulden deckt. Weil das gesamte Umlaufvermögen miteinbezogen wird, ist dieser Kennwert weniger streng als die Grade 1 und 2.

Daher gilt hier auch ein Orientierungswert von mindestens 120 %. Werte darunter können auf Absatzprobleme oder zu hohe Lagerbestände hinweisen.

➡️ Beispiel

Ein Handelsunternehmen besitzt: 30.000 Euro in der Kasse und auf dem Konto, 50.000 Euro offene Forderungen und 70.000 Euro Lagerbestand.
Die kurzfristigen Verbindlichkeiten betragen 120.000 Euro.
\frac{\text{Umlaufvermögen}}{\text{Kurzfristige Verbindlichkeiten}} \cdot 100
Das Unternehmen steht mit 125 % finanziell solide da. Der gesamte Bestand an kurzfristig nutzbaren Mitteln reicht deutlich aus, um die kurzfristigen Verpflichtungen zu decken — auch wenn sich einzelne Vorräte nicht sofort verkaufen lassen.

Mögliche Ursachen für schlechte Liquiditätskennzahlen

Schwache Liquiditätskennzahlen sind ein Warnsignal. Mögliche Ursachen dafür sind:

  • Schlechtes Forderungsmanagement: Spät zahlende Kunden oder fehlende Mahnprozesse verzögern den Geldzufluss.

  • Zu hohe Lagerbestände: Kapital wird in Waren gebunden, die sich nur langsam verkaufen lassen. Damit steht weniger Geld für laufende Zahlungen zur Verfügung.

  • Unverhältnismäßige Investitionen: Große Anschaffungen binden Mittel, die kurzfristig fehlen können.

  • Zahlungsausfälle oder -verzögerungen: Besonders in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zahlen viele Geschäftspartner bzw. Kunden später oder gar nicht. 

  • Steigende Kosten: Höhere Preise für Energie, Rohstoffe oder Personal belasten die Liquidität.

  • Zinssteigerungen oder sinkende Kreditlinien: Erhöhen sich die Finanzierungskosten oder ziehen Banken kurzfristige Kredite zurück, wirkt sich das direkt auf die Zahlungsfähigkeit aus.

Strategien zur Verbesserung der Liquidität

Ein Liquiditätsengpass lässt sich oft durch gezielte Maßnahmen beheben. Die wichtigsten Ansätze sind:

1. Factoring
Offene Kundenrechnungen werden an einen Finanzdienstleister verkauft. Das bringt sofortige Mittel, verursacht jedoch Gebühren und kann Abhängigkeiten schaffen.

2. Sale-and-Lease-Back
Hierbei verkauft ein Unternehmen Maschinen oder Immobilien an eine Leasinggesellschaft und mietet sie direkt zurück. So wird Kapital frei, allerdings entstehen zusätzliche Leasingkosten.

3. Verkauf von Vermögenswerten
Nicht genutzte Grundstücke, Fahrzeuge oder Wertpapiere können verkauft werden. Dadurch fließt kurzfristig Geld, der Gegenstand steht aber nicht mehr zur Verfügung.

4. Kostenmanagement verbessern
Günstigere Lieferanten, weniger Personalstunden oder geringere Energiekosten senken Ausgaben. Das stärkt die Liquidität, kann bei zu starken Einsparungen aber die Leistungsfähigkeit schwächen.

5. Forderungsmanagement optimieren
Kurze Zahlungsziele, konsequente Mahnprozesse oder Skonti  für schnelle Zahler helfen, den Geldfluss zu beschleunigen. Das reduziert das Risiko von Engpässen, stärkt die Planbarkeit und erhöht die Stabilität.

Wichtig: Eine zu hohe Liquidität ist nicht immer gut. Zu viele Mittel können auf eine ineffiziente Kapitalnutzung hinweisen. Das bedeutet, dass das Unternehmen Geld unproduktiv „lagert“. Es ist sinnvoller, das Geld zu investieren oder anzulegen.

Kritik an den Liquiditätsgraden

Die Liquiditätsgrade sind wichtige Kennzahlen, sie haben jedoch ihre Grenzen:

Quantität statt Qualität
Liquiditätsgrade zeigen nur Zahlenwerte und lassen wichtige qualitative Aspekte außen vor. Sie bewerten zum Beispiel nicht, wie zuverlässig Kundenforderungen tatsächlich eintreibbar sind oder ob ein Unternehmen seine kurzfristigen Schulden neu verhandeln und umschichten kann. 

 Rückblick statt Zukunftsprognose
Die Berechnung basiert auf Bilanzdaten, die nur eine Momentaufnahme widerspiegeln. Zukünftige Zahlungsströme oder Veränderungen der Geschäftsentwicklung bleiben unberücksichtigt.

Unrealistische Annahmen
Oft wird unterstellt, dass Vermögenswerte kurzfristig liquidierbar sind. In der Praxis lassen sich jedoch bestimmte Vorräte oder Rohstoffe meist nicht sofort zu Geld machen.

 Möglichkeit zur Manipulation
Liquiditätskennzahlen lassen sich von den Unternehmen selbst auch gezielt beeinflussen. Ein Unternehmen kann kurz vor dem Stichtag Lieferantenverbindlichkeiten begleichen und so die Liquidität rechnerisch verbessern.

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Goldene Bilanzregel

Für die langfristige Stabilität von Unternehmen reicht nur der Blick auf die Liquiditätsgrade nicht aus. Hier kommt daher die goldene Bilanzregel ins Spiel. Sie besagt vereinfacht: Langfristiges Vermögen sollte auch langfristig finanziert werden.

Wird beispielsweise eine Maschine mit einer Nutzungsdauer von zehn Jahren durch einen Kredit mit nur zwei Jahren Laufzeit finanziert, wird die goldene Bilanzregel verletzt, weil langfristiges Vermögen mit kurzfristigem Kapital gedeckt wird. Das wirkt sich auch in den Liquiditätsgraden aus: Ein Teil der kurzfristigen Verbindlichkeiten erscheint dann höher, wodurch die Liquiditätsgrade schlechter ausfallen und ein Engpass sichtbar wird.

Noch mehr zur goldenen Bilanzregel erklären wir in diesem Video!  

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