Antiqua und Grotesk
Grotesk- und Antiquaschriften zählen zu den zwei wichtigsten Gruppen der Satzschriften. Was sie ausmacht und wofür du sie verwendest, erfährst du hier.
Inhaltsübersicht
Was sind Grotesk- und Antiquaschriften?
Der wichtigste Unterschied zwischen den beiden Kategorien sind die Serifen.
Das sind kleine Striche, die oben und unten an den Wörtern angefügt sind. Hat eine Schrift solche Serifen, ist sie eine Antiqua, hat sie keine, ist sie eine Grotesk. Daher nennst du die Antiqua auch Serifenschrift, während die Grotesk auch als serifenlose Linear-Antiqua, oder auf Französisch Sans Serif bezeichnet wird.
Aber auch die Strichstärke unterscheidet sich, also wie dick die einzelnen Linien der Buchstaben sind. Bei der Antiqua sind diese nämlich meist unterschiedlich, während sie bei der Grotesk weitgehend gleich sind.
Die Antiqua ist weit älter als die Grotesk. Sie entstand bereits im 15. Jahrhundert während der Renaissance in Italien. Das damals aufkommende Interesse am antiken Rom beeinflusste auch die Erschaffung der ersten Antiquaschriften, die sich an römischen Inschriften auf Denkmälern und anderen Bauwerken orientierte. Daher kommen auch die Serifen. Ursprünglich wurden sie nämlich von römischen Bildhauern erfunden, um ihre Inschriften zu verschönern, da die Enden der gemeißelten Linien oft unförmig wirkten. Ihre Verbreitung wurde durch die zeitgleiche Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg begünstigt. Nach anfänglicher Verwendung der mittelalterlichen, gebrochenen Schrift „Schwabacher“ erwiesen sich Antiquaschriften als besser lesbar und ästhetisch ansprechender, wodurch sie sich im Buchdruck als Favoriten etablierten. Heute gelten sie deswegen oft als „traditionelle“ Schriftgruppe.
Die Grotesk hingegen entstand Anfang des 19. Jahrhunderts als Schrift für Plakate und Anzeigen. Als Robert Caslon IV 1816 die erste serifenlose Schrift mit dem Namen „Two Lines English Egyptian“ entwarf, wurde sie als eine so radikale Abweichung vom typographischen Status Quo angesehen, dass Leute begannen, sie als „grotesk“ zu bezeichnen. Dadurch etablierte sich nicht nur ihr Name, sondern auch ihr Charakter als moderne, revolutionäre Schriftkategorie. Dadurch war sie auch in den folgenden 200 Jahren bei vielen Designern sehr beliebt. Gerade in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert wurde die Grotesk von vielen Designbewegungen als „Evolutionsschritt“ der modernen Typographie betrachtet. Gerade bei Vertretern des Bauhauses und anderer minimalistischer und konstruktivistischer Strömungen genoss sie große Beliebtheit, weswegen sie auch heute noch als moderne, gut durchdachte Schriften gelten.
Anwendung
Die Unterscheidung zwischen Grotesk und Antiqua basiert vor allem auf ihrer unterschiedlichen Anwendung. Die Antiqua ist aufgrund ihrer Serifen besonders gut lesbar, was sie zur idealen Schrift für Fließtexte und Druckprodukte aller Art macht.
Aufgrund ihres Alters wirkt sie zudem traditionell, weswegen sie oft für formelle Angelegenheiten verwendet wird. Ein bekanntes Beispiel für die Antiqua ist die Times New Roman.
Die Grotesk wurde ursprünglich als Plakat- und Werbeschrift entworfen und wird dementsprechend auch heute noch oft für große, auffällige Schriftzüge verwendet, was sie zu einer guten Wahl für Überschriften, Logos und Präsentationen macht. Ihr gleichmäßiger, oft geometrischer Aufbau lässt sie zudem modern, klar und durchdacht wirken, weswegen sie technologieorientierte Firmen wie Meta, PayPal und Google gerne für ihre Logos verwenden.
Allerdings eignet sich die Grotesk oft nicht so gut für längere Fließtexte, da sie in kleineren Schriftgrößen schwerer zu lesen ist. Hierbei gibt es aber eine Ausnahme: auf Bildschirmen ist sie in der Regel besser zu lesen als die Antiqua. Deren Serifen sind nämlich oft zu klein, um vernünftig dargestellt zu werden, was die Serifenschriften in digitalen Texten oft verpixelt wirken lässt. Ein Beispiel für eine Groteskschrift siehst du in unseren Videos: die Noto Sans.
Klassifikation der Schriften nach DIN 16518
Wenn du dich noch intensiver mit der Klassifikation von Satzschriften beschäftigen willst, schau dir hier unseren Beitrag zur Klassifikation der Schriften nach DIN 16518 an.