Unterschied katholisch evangelisch
Was genau ist der Unterschied zwischen katholisch und evangelisch — und woher kommt er? Hier erfährst du, worin sich die beiden Konfessionen bis heute unterscheiden.
Inhaltsübersicht
Was trennt katholisch und evangelisch?
Die katholische und evangelische Kirche glauben an denselben Gott und lesen dieselbe Bibel. Trotzdem denken und handeln sie in vielen Dingen unterschiedlich.
Die größten Unterschiede zeigen sich zum Beispiel im Verständnis der Bibel, in der Organisation der Kirche, im Papstamt und in der Rolle von Priestern und Pfarrern. Diese Unterschiede schauen wir uns jetzt genauer an.
Der Unterschied im Papstamt
Die katholische Kirche hat mit dem Papst ein weltweites Oberhaupt. In der evangelischen Kirche gibt es keine einzelne Person mit dieser Rolle.
Katholische Kirche | Evangelische Kirche |
Der Papst ist das Oberhaupt der gesamten Kirche. | Es gibt kein zentrales Oberhaupt. Entscheidungen werden gemeinsam — innerhalb von Gemeinden — getroffen. |
Der Papst kann in bestimmten Fragen „unfehlbar“ entscheiden — seine Aussagen gelten dann als endgültige Lehre. | Keine Person gilt als unfehlbar. |
Unterschiede im Amtsverständnis von Priestern und Pfarrern
Das Verständnis von kirchlichen Ämtern unterscheidet sich in beiden Konfessionen grundlegend — besonders bei der Frage, wer ein geistliches Amt ausüben darf.
Katholische Kirche | Evangelische Kirche |
Priester, Bischöfe und Diakone werden durch ein besonderes Ritual, die sogenannte Weihe, in ihr Amt eingesetzt. Die Kirche glaubt, dass Gott ihnen damit eine besondere Kraft für ihren Dienst gibt. | Es gibt keine Weihe im katholischen Sinn. Das Amt ist eine Aufgabe im Dienst der Gemeinde — ohne besondere „heilige Prägung“. |
Nur Männer können Priester werden. Frauen sind von der Priesterweihe ausgeschlossen. | Frauen und Männer dürfen gleichermaßen Pfarrerin oder Pfarrer werden. |
Priester leben im verpflichtenden Zölibat. Sie dürfen nicht heiraten und keine Partnerschaft eingehen. | Pfarrer dürfen heiraten und Familie haben. Das Zölibat ist freiwillig. |
Der Priester hat eine herausgehobene Stellung gegenüber den „Laien“, also den übrigen Gemeindemitgliedern. | Alle Getauften gelten als gleichwertig. Auch Ehrenamtliche übernehmen wichtige Aufgaben im Gottesdienst. |
Wie viele Sakramente gibt es — und was bedeuten sie?
Sakramente sind besondere Handlungen im christlichen Glauben. Sie sollen zeigen: Gott ist den Menschen nah. Doch wie viele Sakramente es gibt und was sie bedeuten, sehen katholische und evangelische Christen unterschiedlich.
Katholische Kirche | Evangelische Kirche |
Die katholische Kirche kennt sieben Sakramente: Taufe, Eucharistie, Firmung, Beichte, Ehe, Priesterweihe und Krankensalbung. | Die evangelische Kirche erkennt nur zwei Sakramente an: Taufe und Abendmahl. |
Die Kirche sieht sich als Verwalterin der Sakramente. Sie entscheidet, wer sie spenden darf und wie sie gefeiert werden. | Die Gemeinde feiert die Sakramente gemeinsam. Auch Laien haben oft eine aktive Rolle. |
Unterschiedliche Organisation der Kirche
Beide Kirchen haben eigene Vorstellungen davon, wie Kirche funktioniert — wer entscheidet, wer leitet und wie Glaubensgemeinschaft gestaltet wird.
Katholische Kirche | Evangelische Kirche |
Die katholische Kirche wird zentral geleitet. Der Papst steht hier an der Spitze. | Die evangelische Kirche ist dezentral organisiert. Es gibt regionale Kirchenleitungen. |
Unter dem Papst stehen Kardinäle, Bischöfe und Priester mit klaren Aufgaben. | Entscheidungen treffen Synoden. Das sind gewählte Gremien aus Pfarrpersonen und Gemeindemitgliedern. |
Entscheidungen laufen von oben nach unten. | Entscheidungen werden von unten nach oben getroffen. Die Gemeinden haben viel Mitspracherecht. |
Eucharistie und Abendmahl — was ist der Unterschied?
Wenn Christinnen und Christen gemeinsam Brot und Wein teilen, erinnern sie sich an das letzte Mahl Jesu. Doch wie genau das abläuft, unterscheidet sich deutlich zwischen katholischer und evangelischer Kirche.
Katholische Kirche (Eucharistie) | Evangelische Kirche (Abendmahl) |
Nur ein geweihter Priester darf die Eucharistiefeier leiten. | Auch Laien dürfen das Abendmahl leiten. Oft sind es aber Pfarrer. |
Brot und Wein werden nach katholischem Verständnis „verwandelt“. Sie werden zum Leib und Blut Christi. Christus wird direkt angebetet. | Brot und Wein bleiben Brot und Wein. Sie erinnern symbolisch an Jesus und sein Opfer. Der Fokus liegt auf dem gemeinsamen Gedenken. |
Nur katholische Christen dürfen teilnehmen. | Alle getauften Christen sind eingeladen — unabhängig von der Konfession. |
Der Unterschied zeigt sich auch im Alltag: In katholischen Gottesdiensten ist die Eucharistie oft der Höhepunkt. In evangelischen Gemeinden wird das Abendmahl meist seltener gefeiert. Dafür wird das Abendmahl hier bewusst als Zeichen der Verbundenheit verstanden.
Unterschiedliches Verständnis der Bibel
Die Bibel spielt in beiden Kirchen eine zentrale Rolle, wird aber unterschiedlich verstanden.
Katholische Kirche | Evangelische Kirche |
Neben der Bibel sind noch Beschlüsse von Konzilien, Aussagen des Papstes oder die Überlieferungen wichtig. | Die Bibel gilt als alleinige Grundlage für den Glauben. |
Die Kirche und die Bibel sind gleichgestellt. | Die Bibel steht über der Kirche. |
Die Bibel wird oft von Priestern, Bischöfen oder dem Papst ausgelegt. | Jeder soll die Bibel selbst lesen und verstehen können. |
Wie Maria und die Heiligen verehrt werden
In der katholischen Kirche spielen Maria und die Heiligen eine große Rolle im Glaubensleben. Diese Verehrung wird in der evangelischen Kirche allerdings abgelehnt.
Katholische Kirche | Evangelische Kirche |
Maria wird als „Mutter Gottes“ und „Himmelskönigin“ verehrt. | Maria wird geachtet, aber nicht angebetet oder um Hilfe gebeten. Das Gebet richtet sich allein an Gott. |
Heilige sind Menschen, die ein besonders vorbildliches Leben geführt haben. Sie werden offiziell heiliggesprochen. Gläubige dürfen sie um Fürbitte bitten, also darum, bei Gott für sie einzutreten. | Es gibt keine Heiligsprechung. Vorbilder im Glauben werden geschätzt, aber nicht verehrt. |
Was Katholiken und Evangelische gemeinsam haben
Trotz aller Unterschiede haben Katholiken und Evangelische sehr viel gemeinsam. Beide Konfessionen teilen denselben Glauben und viele Traditionen.
Gemeinsamkeiten | |
Glaube an Gott | Beide Konfessionen glauben an den dreieinigen Gott: Vater, Sohn und Heiliger Geist. |
Bibel | Die Bibel gilt als heilige Schrift und Grundlage des Glaubens. |
Gebete | Gemeinsame Gebete, wie das Vaterunser und das Glaubensbekenntnis, gehören zum Gottesdienst. |
Taufe | Die Taufe ist ein Zeichen der Zugehörigkeit zur christlichen Gemeinschaft. |
Abendmahl / Eucharistie | Beide feiern regelmäßig ein Mahl zur Erinnerung an das letzte Abendmahl Jesu. |
Kirchliche Feste | Feste wie Weihnachten, Ostern und Pfingsten sind zentrale Bestandteile des Kirchenjahrs. |
Gottesdienst | Der Sonntagsgottesdienst ist in beiden Kirchen ein wichtiger Bestandteil des Gemeindelebens. |
Musik und Lieder | Viele Kirchenlieder sind identisch oder ähnlich. |
Lebensbegleitung | Beide Kirchen begleiten ihre Mitglieder mit eigenen Ritualen bei wichtigen Lebensereignissen wie Geburt, Hochzeit und Tod. |
Soziales Engagement | Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden, Umwelt und Mitmenschlichkeit ist beiden wichtig. |
Kirchliche Einrichtungen | Beide betreiben Kitas, Schulen, Krankenhäuser und soziale Einrichtungen. |
Martin Luther
Die Unterschiede zwischen der katholischen und evangelischen Kirche entstanden durch die Reformation im 16. Jahrhundert. Eine zentrale Person in diesem historischen Prozess war Martin Luther.
Er wollte Missstände in der Kirche benennen und Reformen anstoßen. Seine Vorschläge wurden jedoch nicht angenommen. Statt einer innerkirchlichen Erneuerung entwickelte sich ein grundlegender Konflikt. Aus diesem Konflikt entstand schließlich die evangelische Kirche, die bis heute in vielen Punkten eigene Wege geht. Mehr zu der Person Martin Luther erfährst du in unserem Artikel dazu!