Was sind die Unterschiede zwischen extrovertiert und introvertiert? In diesem Artikel erklären wir dir, was hinter den Persönlichkeitstypen steckt und wie sie unser Verhalten beeinflussen.

Inhaltsübersicht

Was bedeutet extrovertiert und introvertiert?

Extrovertiert und introvertiert beschreibt, wie sich Menschen in sozialen Situationen verhalten:

  • Extrovertierte Menschen sind gesellig und offen. Sie lieben es in Gesellschaft zu sein und ziehen daraus ihre Energie.
  • Introvertierte Menschen dagegen schöpfen aus der Ruhe und aus sich selbst heraus Kraft. Soziale Interaktionen rauben ihnen Kraft. Wer introvertiert ist, wirkt zurückhaltend, still und nachdenklich.

Was auf den ersten Blick wie zwei Eigenschaften von Menschen aussieht, ist tatsächlich die unterschiedlich starke Ausprägung des PersönlichkeitsmerkmalsExtraversion„. Sie beschreibt, wie kontaktfreudig und offen jemand ist.

Extraversion als Teil des Fünf Faktoren Modells 

Extraversion ist eine der fünf zentralen Persönlichkeitseigenschaften im Fünf-Faktoren-Modell der Psychologie. Das Modell fasst die wichtigsten Dimensionen der menschlichen Persönlichkeit zusammen.

Die fünf Faktoren sind:

  • Offenheit für Erfahrungen: Menschen mit hoher Offenheit sind neugierig, kreativ und bereit, neue Dinge auszuprobieren.
     
  • Gewissenhaftigkeit: Gewissenhafte Personen zeichnen sich durch Organisation, Zielstrebigkeit und Zuverlässigkeit aus.
     
  • Extraversion: Extrovertierte Menschen sind gesellig, energisch und genießen den Austausch mit anderen.
     
  • Verträglichkeit: Verträgliche Menschen sind hilfsbereit, mitfühlend und neigen zu Kooperation.
     
  • Neurotizismus: Personen mit hohem Neurotizismus erleben häufiger negative Emotionen wie Angst oder Stress und sind emotional weniger stabil.

Extrovertiert oder Extravertiert?

Die korrekte Schreibweise von „Extraversion“ und „extrovertiert“ kann leicht verwirren. Merke dir, dass es sich bei dem Nomen „Extraversion“ um die fachlich richtige Schreibweise handelt, auch wenn umgangssprachlich manchmal „Extroversion“ verwendet wird. Bei dem Adjektiv „extrovertiert“ sind beide Schreibweise, also sowohl „extrovertiert“ und „extravertiert“ korrekt. „Extravertiert“ wird jedoch nur sehr selten verwendet.

Merkmale von extrovertierten Personen

Beide Pole der Extraversion sind durch typische Persönlichkeitsmerkmale erkennbar.

So zeichnen sich extrovertierte Personen durch ihre Kontaktfreudigkeit und ihr Bedürfnis nach sozialer Interaktion aus. Sie fühlen sich in großen Gruppen wohl, suchen aktiv nach Gesprächen und genießen es, im Mittelpunkt zu stehen.

Weitere Merkmale extrovertierter Menschen sind ihr energetisches Auftreten und ihr Selbstbewusstsein. In Gesprächen sind sie gerne im Vordergrund und haben keine Scheu, ihre Meinung zu äußern.  Ebenfalls zeichnen sich Extrovertierte durch ihre vielen Aktivitäten und ihr großes Engagement in sozialen Gruppen aus. Denn sie sind nicht gerne alleine und fühlen sich durch regelmäßige Interaktionen gestärkt.

Übrigens: Die typische Offenheit von Extrovertierten, lässt sich auch beim Betrachten der Wortherkunft erkennen. Extrovertiert setzt sich nämlich aus den zwei Lateinischen Begriffen extra“ (außen) und „vertere“ (wenden) zusammen. 

Merkmale von introvertierten Personen

Introvertierte Menschen hingegen bevorzugen ruhigere Umgebungen und tanken Energie, wenn sie Zeit alleine oder in kleinen, vertrauten Gruppen verbringen. Sie sind nachdenklich und konzentrieren sich oft auf ihr inneres Erleben.

Auch das lässt sich von der Wortherkunft ableiten: Introvertiert stammt ebenfalls aus dem Lateinischen und besteht aus den Wörtern „intro“ (innen) und „vertere“ (wenden).

Im Gegensatz zu Extrovertierten denken Introvertierte meist gründlich nach, bevor sie sprechen. Dadurch schätzen sie tiefe und bedeutungsvolle Gespräche und fühlen sich in großen, lauten Gruppen schnell erschöpft. Deshalb ziehen sie sich gerne zurück, um ihre Gedanken zu ordnen und Kraft zu schöpfen.

In Gesprächen sind sie oft gute Zuhörer, da sie sich auf die Worte ihrer Gesprächspartner konzentrieren und ihre eigenen Gedanken sorgfältig formulieren. Ihre Stärke liegt in ihrer Reflektiertheit und ihrer Fähigkeit, aufmerksam und bedacht auf andere einzugehen.

Übrigens: Schüchternheit und Introversion sind nicht das Gleiche. Ein introvertierter Mensch kann sehr selbstbewusst auftreten und umgekehrt kann auch ein Extrovertierter in sozialen Kontexten schüchtern sein.

Extraversion ist eine Skala

Doch nicht jeder Mensch lässt sich klar als extrovertiert oder introvertiert einordnen. Das liegt daran, dass Extraversion und Introversion keine festen Kategorien sind, sondern unterschiedliche Ausprägungen derselben Eigenschaft auf einer Skala. Und die meisten Menschen befinden sich irgendwo in der Mitte.

So können Menschen in bestimmten Situationen extrovertierte Verhaltensweisen zeigen, während sie in anderen eher introvertiert agieren. Diese Mischung wird als Ambivertiertheit bezeichnet. Ambivertierte Menschen kombinieren Merkmale beider Pole und können sich flexibel an verschiedene soziale Situationen anpassen. Je nach Kontext fühlen sie sich in ruhigen Momenten wohl oder suchen den Austausch mit anderen.

Was ist besser? Extrovertiert oder Introvertiert?

Introvertiert zu sein wird oft fälschlicherweise als negativ angesehen, da unsere Gesellschaft extrovertierte Eigenschaften wie Geselligkeit und Offenheit bevorzugt. Doch sowohl Extraversion als auch Introversion haben ihre eigenen Vorteile, die je nach Situation unterschiedlich zum Tragen kommen.

Vorteile von Extraversion

Ein großer Vorteil von Extrovertierten ist ihre Fähigkeit, schnell und effizient Netzwerke aufzubauen. Dies ermöglicht ihnen nicht nur berufliche Aufstiegschancen, sondern auch persönliche Bereicherung durch soziale Verbindungen. Dadurch haben Extrovertierte oft ein starkes soziales Unterstützungsnetzwerk, auf das sie in schwierigen Zeiten zurückgreifen können.

Ebenso haben sie ausgeprägte Kommunikationsfähigkeiten, die ihnen helfen gut in Teams gut zu arbeiten und ihre Ideen klar zu vermitteln. Damit sind sie ideale Führungskräfte und gute Teamplayer.

Zudem haben Extrovertierte keine Scheu, Chancen zu ergreifen, sei es in Form von neuen Projekten oder sozialen Initiativen. Ihre Offenheit gegenüber neuen Erfahrungen und ihre Fähigkeit, sich schnell an neue Umgebungen anzupassen, fördern ihren persönlichen und beruflichen Erfolg.

Vorteile Introversion

Introvertierte profitieren von ihrer tiefen Konzentrationsfähigkeit, die es ihnen ermöglicht, Aufgaben mit hoher Genauigkeit und Effizienz zu erledigen. In Bereichen, die ruhige und reflektierte Arbeit erfordern, wie zum Beispiel in der Forschung oder im kreativen Schreiben, haben sie oft einen Vorteil. Denn ihre Fähigkeit, sich intensiv mit einem Thema zu beschäftigen, führt häufig zu kreativen und innovativen Lösungen.

Auch sind Introvertierte als Berater oder Experten in ihrem Fachgebiet gefragt. Denn sie haben ein ausgeprägtes Zuhörvermögen und eine analytische Denkweise. Das hilft ihnen dabei Entscheidungen sorgfältiger zu überdenken, wodurch sie für Situationen, in denen langfristiges Planen gefragt ist, sehr wertvoll sind.

Zudem schätzen introvertierte Personen die Qualität ihrer sozialen Beziehungen über die Quantität. Dadurch führen sie tiefere und vertrauensvoller Beziehungen.

Was beeinflusst die Extraversion?

Doch was bestimmt, ob wir eher extrovertiert oder introvertiert sind? Extraversion wird zu 50 % durch genetische Faktoren und zu 50 % durch die Umwelt bestimmt. Somit spielt also die Persönlichkeit unserer Eltern als auch das Umfeld, in dem wir aufwachsen, eine Rolle. Dabei beeinflussen sich die beiden Faktoren aber auch gegenseitig.

Gegenseitige Beeinflussung von Genen und Umwelt

Schauen wir uns die gegenseitige Beeinflussung anhand eines Beispiels an: Angenommen ein extrovertiertes Paar hat ein gemeinsames Kind. Da beide Eltern extrovertiert sind, ist auch das Kind genetisch extrovertiert.

Dazu kommt, dass die Eltern, aufgrund ihrer Gene, dazu neigen, typisch extrovertierte Aktivitäten zu bevorzugen. Zum Beispiel laden sie regelmäßig Freunde ein oder machen oft gemeinsame Ausflüge. Damit ist auch das Umfeld des Kindes extrovertiert geprägt und es wird zusätzlich in seiner Extraversion bestärkt. Auf diese Weise verstärken sich genetische Veranlagung und Umwelteinflüsse gegenseitig.

Kann man extrovertiert werden? 

Da Extraversion ein Persönlichkeitsmerkmal ist und somit tief in unserer Veranlagung verwurzelt ist, ist es nicht möglich sich von einem introvertierten Menschen in einen extrovertierten Menschen zu verwandeln. Die grundlegende Neigung zur Extraversion oder Introversion bleibt meist ein Leben lang bestehen.

Viele Menschen, die sich wünschen extrovertierter zu werden, beziehen das jedoch meist auf spezielle Situationen und Verhaltensmuster. Und das ist möglich, denn Menschen können lernen, ihr Verhalten in bestimmten Situationen anzupassen. So kann ein Introvertierter trainieren, in sozialen Kontexten extrovertierter aufzutreten. Denn solche Anpassungen betreffen nur das Verhalten und nicht die zugrunde liegende Persönlichkeit.

Extraversionsschub in den Zwanzigern

In den Zwanzigern werden viele Menschen tendenziell etwas extrovertierter, selbst wenn sie vorher eher introvertiert waren. Forscher nennen dies das soziale Investitionsprinzip. In dieser Lebensphase bewältigen junge Erwachsene viele wichtige Lebensereignisse: Sie ziehen von zu Hause aus, starten ins Berufsleben und übernehmen neue soziale Rollen. Diese Veränderungen erfordern es, extrovertierte Verhaltensweisen anzunehmen. Solche Anforderungen lassen die Persönlichkeit reifen und fördern zeitweise mehr Extraversion.

Extrovertiert und Introvertiert — häufigste Fragen

  • Was ist introvertiert und extrovertiert?
    Der Unterschied zwischen introvertierten und extrovertierten Personen besteht darin, wie sie Energie schöpfen. Introvertierte Menschen ziehen Kraft aus der Zeit allein, während extrovertierte Menschen den Kontakt und die Interaktion mit anderen brauchen.
  • Was ist der Unterschied zwischen introvertiert und extrovertiert?
    Der Unterschied zwischen introvertierten und extrovertierten Personen besteht darin, wie sie Energie schöpfen. Introvertierte Menschen ziehen Kraft aus der Zeit allein, während extrovertierte Menschen den Kontakt und die Interaktion mit anderen brauchen.
  • Was bedeutet extrovertiert sein?
    Extrovertiert zu sein bedeutet, sich gerne unter Menschen aufzuhalten und im Allgemeinen sehr aktiv zu sein. Extrovertierte fühlen sich am wohlsten, wenn sie in Gesellschaft sind. 

Empathie

Die Ausprägung der Extraversion beeinflusst auch unsere Empathie. Was genau Empathie ist, erfährst du hier im Video.

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