Ödipuskomplex
Ist dir der Begriff Ödipuskomplex schon einmal begegnet? Was das ist und welche Formen er annehmen kann, erfährst du hier im Beitrag und im Video .
Inhaltsübersicht
Ödipuskomplex — einfach erklärt
Der Ödipuskomplex beschreibt, dass ein Kind sein gleichgeschlechtliches Elternteil in einer bestimmten Entwicklungsphase ablehnt — meist lehnt der Sohn hier den Vater ab, da er ihn als eine Art Konkurrent um die Aufmerksamkeit und um die Liebe der Mutter sieht. Gleichzeitig fühlt sich das Kind in dieser Phase zum gegengeschlechtlichen Elternteil (in dem Fall zur Mutter) hingezogen.
Geprägt wurde der Begriff durch Sigmund Freud, der die psychosexuelle Entwicklung des Kindes in Phasen einteilte. Freud beschreibt dabei die Verhaltensweisen und die psychische Entwicklung von Kindern. Nach seiner Theorie gehört der Ödipuskomplex der sogenannten phallischen Phase an. Die letzte Phase der psychosexuellen Entwicklung durchlebt das Kind normalerweise im Alter von drei bis fünf Jahren.
Wer war Ödipus?
Der Geschichte nach war Ödipus der Sohn des Königs Laos. Durch ein Orakel wurde dem König prophezeit, dass Ödipus ihn in Zukunft töten und seine eigene Mutter heiraten soll. Deswegen setzt er ihn als Kind mit durchbohrten Knöcheln aus.
Ödipus wird jedoch durch den König von Korinth gerettet. Und tatsächlich: Einige Jahre später erschlägt er unwissentlich seinen Vater und heiratet seine eigene Mutter.
Das Wort Ödipuskomplex entspringt also der griechischen Mythologie und ist von Ödipus inspiriert.
Konstellationen des Ödipuskomplexes
Nach Freud wird zwischen drei unterschiedlichen Formen des Ödipuskomplexes unterschieden:
➡️ Positiver Ödipuskomplex:
Hierbei sucht das Kind die Zuneigung des gegengeschlechtlichen Elternteils und rivalisiert mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil.
➡️ Negativer Ödipuskomplex:
Umgekehrt sucht hier das Kind die Aufmerksamkeit beim gleichgeschlechtlichen Elternteil und lehnt das gegengeschlechtliche Elternteil ab.
➡️ Vollständiger Ödipuskomplex:
Von einem vollständigen Ödipuskomplex spricht man, wenn der innere Konflikt gelöst wurde. Das bedeutet, dass sowohl ein positiver als auch ein negativer Ödipuskomplex bewältigt wurde.
Da beim Ödipuskomplex oft von Jungen ausgegangen wird, führte der Psychiater Carl Gustav Jung den Begriff Elektrakomplex als weibliches Synonym ein. Dabei lehnen Mädchen ihre Mutter ab und fühlen sich zum Vater hingezogen.
Folgen des Komplexes
Im besten Fall löst sich der innere Konflikt auf und das Kind sieht den gleichgeschlechtlichen Elternteil nicht mehr als Konkurrent. Vielmehr identifiziert es sich mit ihm, um sich der eigenen Identität und geschlechtlichen Rollenbildern bewusst zu werden. Die Fixierung auf das gegengeschlechtliche Elternteil verschwindet mit der Auflösung des Konflikts ebenfalls.
Passiert das nicht, kann es laut Sigmund Freud in späteren Lebensjahren zu Neurosen und psychischen Störungen kommen.
Wichtig: Es gibt keine empirischen Belege für die Existenz des Ödipuskomplexes. Nichtsdestotrotz gilt die Mutter-Sohn-Beziehung in der Psychologie als entscheidender Faktor. Diese Beziehung kann später einen starken Einfluss auf das Beziehungsleben des Kindes haben.
Tiefenpsychologie
Jetzt weißt du, was du dir unter dem Ödipuskomplex vorstellen kannst. Freud leitete auch noch andere Erkenntnisse aus der Tiefenpsychologie ab. Was das ist, erfährst du hier.