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Qualitative Forschung soll dabei helfen, menschliches Verhalten und soziale Zusammenhänge besser zu verstehen. Wie sie funktioniert und wann sie sinnvoll eingesetzt wird, erfährst du hier und im Video.

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Inhaltsübersicht

Was ist qualitative Forschung?

Qualitative Forschung untersucht, wie Menschen denken, fühlen und handeln — und vor allem welche Beweggründe hinter ihrem Verhalten stehen. Sie wird eingesetzt, um komplexe Zusammenhänge zu verstehen, die sich nicht allein durch Zahlen erfassen lassen. Dementsprechend müssen die Ergebnisse auch immer im jeweiligen Kontext gedeutet werden.

Dafür werden gezielt bestimmte Einzelpersonen untersucht, beispielsweise durch offene Interviews, Gruppendiskussionen, Beobachtungen oder ausführliche Textanalysen. Der Fokus liegt also auf wenigen Fällen, die besonders detailliert untersucht werden. Qualitative Forschung eignet sich daher vor allem zur Erforschung neuer Themen oder zur Vertiefung bestehender Ergebnisse.

Gegenüberstellung: Quantitative vs. qualitative Forschung

Quantitative Forschung und qualitative Forschung verfolgen unterschiedliche Ziele und haben deshalb auch unterschiedliche Methoden:

Quantitative Forschung Qualitative Forschung
Die quantitative Forschung arbeitet mit Zahlen. Sie verwendet Verfahren wie geschlossene Umfragen oder Messungen, um möglichst viele Datenpunkte zu erheben. So können mehrere Daten bzw. Zahlen miteinander statistisch verglichen werden. Es geht also darum, Hypothesen zu testen und nachzuweisen. Im Gegensatz dazu untersucht die qualitative Forschung das „Wie“ oder „Warum“. Im Vordergrund liegen also die Motive oder Perspektiven bestimmter Individuen. Die Ergebnisse erlauben dann eine breitere Interpretation.

Anwendungsgebiete der qualitativen Forschung

Qualitative Forschung liefert tiefergehende Einsichten und erklärt Zusammenhänge. Deshalb wird sie besonders in den Sozialwissenschaften, der Psychologie und der Marktforschung eingesetzt.

Sozialwissenschaften
In der Soziologie oder Ethnologie hilft qualitative Forschung dabei, gesellschaftliche Phänomene zu verstehen, etwa durch Beobachtungen im Alltag oder Interviews mit bestimmten Gruppen. So lassen sich zum Beispiel soziale Rollen, Werte oder Konflikte untersuchen, die sich nicht in Zahlen ausdrücken lassen.

Psychologie
In der Psychologie kommt qualitative Forschung häufig bei sensiblen Themen zum Einsatz, etwa bei der Traumaforschung oder in der Therapieevaluation. Durch narrative Interviews oder Fallanalysen können persönliche Erlebnisse oder psychische Prozesse besser beschrieben und interpretiert werden.

Marktforschung
In der Marktforschung geht es oft darum, Produkte oder Dienstleistungen aus Sicht der Konsumenten zu verstehen. Qualitative Methoden helfen hier, die Zielgruppen genauer zu beschreiben und damit Kaufmotive zu identifizieren oder die Wirkung von Werbekampagnen zu prüfen. Auch Nutzertests und Tiefeninterviews sind hier gängige Methoden, etwa um die Bedienbarkeit von Websites oder Apps zu testen.

Planung und Durchführung qualitativer Forschung

Um erfolgreich qualitativ zu forschen, muss zu Beginn ein Plan ausgearbeitet werden. Deshalb folgt eine Untersuchung immer einem klaren Ablauf:

  1. Definition
  2. Design
  3. Datengewinnung
  4. Datenanalyse
  5. Dokumentation

Definition

Am Anfang steht die Forschungsfrage, also was untersucht werden soll und welches Ziel dahinter steckt. Die Forschungsfrage wird aus diesem Grund offen formuliert, um neue Sichtweisen zu ermöglichen. Das Ziel ist, neuartige Einsichten zu gewinnen, nicht Hypothesen zu testen.

Tipp: Vor dem Start sollte geprüft werden, ob tatsächlich ein Erkenntnisbedarf besteht und ob der Aufwand in einem sinnvollen Verhältnis zum erwarteten Nutzen steht.

Design

Beim Forschungsdesign wird festgelegt, wie die qualitative Studie aufgebaut ist. Die W-Fragen helfen, das Design zu konkretisieren.

  • Wer: Wer führt die Forschung und wer wird untersucht? (z. B. Interviewer, Befragten)
  • Wie: Wie soll geforscht werden und welche Datenerhebungsmethode wird angewendet? (z. B. Interviews, Beobachtungen, Gruppendiskussionen)
  • Wo: Wo soll geforscht werden und wo lassen sich Daten gewinnen? (z. B. Arbeitsplatz, Zuhause)
  • Wann: Wann soll die Untersuchung durchgeführt werden? (z. B. Zeitplanung)

Datengewinnung

Die Datenerhebung in der qualitativen Forschung erfolgt meist durch offene, nicht standardisierte Verfahren. Welche Methode gewählt wird, hängt stark vom Thema und Ziel der Untersuchung ab.

  • Interviews: Tiefeninterviews oder leitfadengestützte Gespräche sind besonders geeignet, um persönliche Einstellungen und Erfahrungen zu erfassen.
  • Fokusgruppen: Bei Gruppendiskussionen werden mehrere Teilnehmende gleichzeitig befragt. Ein Moderator leitet das Gespräch.
  • Beobachtung: Bei einer Beobachtung nehmen Forschende aktiv an einer Situation teil — zum Beispiel im Schulunterricht oder am Arbeitsplatz.
  • Dokument- und Inhaltsanalyse: Diese Methode wertet vorhandenes Material aus — beispielsweise Social-Media-Beiträge, Zeitungsartikel oder interne Berichte.
  • Weitere Formen: Auch Produkt-Tests im Alltag oder Benutzerfreundlichkeitsstudien (UX-Tests) gehören zur qualitativen Forschung.

Wichtig: Unabhängig von der Methode muss in dieser Phase auch die Stichprobe festgelegt werden. Da qualitative Studien oft mit 10 bis 100 Personen arbeiten, ist eine gezielte Auswahl besonders wichtig.

Datenanalyse

Bevor die eigentliche Auswertung beginnt, werden die erhobenen Daten meist transkribiert, also schriftlich festgehalten, zum Beispiel bei Interviews oder Gruppengesprächen. Anschließend folgt die Analyse. Dafür gibt es vier Möglichkeiten nach der Vier-Felder-Tafel nach Bernard und Ryan.

  Qualitative Daten Quantitative Daten
Qualitative Analyse Qualitative Analyse qualitativer Daten: Textauswertung, Grounded Theory, Hermeneutik Qualitative Analyse quantitativer Daten: Bedeutung von Zahlen / Daten interpretieren
Quantitative Analyse Quantitative Analyse qualitativer Daten: Inhaltsanalysen, Worthäufigkeiten, Wortlisten Quantitative Analyse quantitativer Daten: Statistische Verfahren
 

Dokumentation

Nach der Auswertung folgt die systematische Aufbereitung der Ergebnisse. Dadurch wird das, was herausgefunden wurde, nachvollziehbar vorgestellt. Ein Bericht enthält typischerweise:

  • eine klare Darstellung der Forschungsfrage,
  • eine Beschreibung der verwendeten Methoden,
  • die wichtigsten Ergebnisse in zusammengefasster Form,
  • passende Zitate oder Fallbeispiele zur Veranschaulichung,
  • und, falls möglich, eine visuelle Aufbereitung.

Wichtig ist, dass die Ergebnisse immer im Zusammenhang mit der ursprünglichen Fragestellung stehen. So können Leser die Erkenntnisse nachvollziehen und für eigene Zwecke nutzen — etwa zur Entwicklung von Konzepten oder weiteren Studien.

Gütekriterien qualitativer Forschung

Damit qualitative Forschung wissenschaftlich anerkannt wird, müssen bestimmte Standards erfüllt sein. Die wichtigsten Gütekriterien sind:

  • Nachvollziehbarkeit: Jeder Schritt von der Fragestellung bis zur Auswertung muss transparent dokumentiert werden.
  • Reflexivität: Forschende reflektieren ihre eigene Rolle und mögliche Einflüsse im Prozess.
  • Methodenpassung: Die gewählte Methode muss zur Forschungsfrage passen und begründet werden.
  • Theoretische Fundierung: Ergebnisse werden in den bestehenden wissenschaftlichen Kontext eingeordnet.
  • Sorgfalt: Kategorien und Interpretationen müssen klar belegt sein, z. B. durch Zitate aus Interviews oder Dokumenten.

Vorteile und Nachteile der qualitativen Forschung

Qualitative Forschung bietet viele Stärken — aber auch klare Grenzen. Wer sich für diesen Ansatz entscheidet, sollte beide Seiten kennen.

Vorteile Nachteile
Einblick in komplexe Zusammenhänge: Qualitative Forschung eignet sich besonders gut, um soziale Prozesse, individuelle Perspektiven oder neue Phänomene zu verstehen. Hoher Aufwand: Die Datenerhebung und Auswertung sind zeitintensiv. Interviews müssen geführt, transkribiert und detailliert analysiert werden.
Verständnis für das „Warum“: Statt nur festzustellen, was Menschen tun, fragt qualitative Forschung, warum sie es tun und liefert damit tiefere Erklärungen. Begrenzte Übertragbarkeit: Da meist nur kleine Gruppen untersucht werden, lassen sich die Ergebnisse nicht ohne weiteres auf eine größere Bevölkerung übertragen.
Hohe Praxisnähe: Durch direkte Gespräche oder Beobachtungen lassen sich Erfahrungen oder Einstellungen sehr konkret erfassen. Subjektive Einflüsse: Sowohl bei der Erhebung als auch bei der Interpretation können persönliche Einschätzungen der Forschenden eine Rolle spielen — das macht die Ergebnisse anfälliger für Verzerrungen.
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Quantitative Forschung

Qualitative Forschung ist nur ein Teil des methodischen Spektrums. Welche Möglichkeiten die quantitative Forschung bietet, erfährst du in unserem Artikel dazu!

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