Gottfried Keller
Gottfried Keller gehört zu den bedeutendsten deutschsprachigen Schriftstellern des 19. Jahrhunderts. In diesem Beitrag und in unserem Video erfährst du alles, was du über Gottfried Kellers Leben und Werke wissen solltest.
Inhaltsübersicht
Wer war Gottfried Keller?
Mit seinen Romanen „Der grüne Heinrich“, „Martin Salander“ und „Kleider machen Leute“ zählt Gottfried Keller zu den größten Erzählern des bürgerlichen Realismus.
Der Schweizer Politiker und Dichter lebte von 1819 bis 1890 in Zürich. Nachdem er sich von seiner Karriere als Maler abgewandt hatte, widmete sich Gottfried Keller der politischen Lyrik zu und schrieb vor allem Novellen sowie Prosa .
Inspiriert und beeinflusst wurde Keller vom literarischen Vormärz . Seine Werke selbst lassen sich allerdings dem Realismus zuordnen. Seine außergewöhnliche Erzählweise ist durch eine ungewöhnliche Ausdrucksvielfalt, Satire, Ironie und Humor gekennzeichnet.
Gottfried Keller Lebenslauf
Gottfried Keller hat viel erlebt und erreicht. In unserem Gottfried Keller Lebenslauf siehst du die wichtigsten Ereignisse auf einem Blick:
- 19. Juli 1819: Geburt in Zürich in der Schweiz
- 1825-1831: Besuch der Armenschule in Zürich, Verfassung erster literarischer Arbeiten in Form von Theaterstücken
- 1833-1834: Aufnahme an der kantonalen Industrieschule, Verweis aufgrund eines Jugendstreiches
- 1834-1837: Beginn einer Malerlehre in Zürich
- 1840-1842: Aufenthalt in München, Erkrankung an Typhus
- 1843: Beschäftigung mit der Lyrik
- 1845: Veröffentlichung seines ersten Gedichtbandes „Lieder eines Autodidakten“
- 1848-1849: Literaturgeschichte-Studium an der Universität in Heidelberg
- 1850-1855: Umzug nach Berlin, Verfassung seines Werkes „Der grüne Heinrich“, Erscheinung des Novellen-Zyklus „Die Leute von Seldwyla“ und neuerer Gedichte, Rückkehr in die Heimat
- 1861: Antritt an das Amt des Staatsschreibers im Kanton Zürich
- 1866: Verlobung mit Luise Scheidegger
- 1869: Beginn einer Karriere als Ehrendoktor der juristischen Fakultät der Universität Zürich
- 1874-1883: Veröffentlichung weiterer Novellen: „Kleider machen Leute“, „Der Schmied seines Glückes“, „Die missbrauchten Liebesbriefe“, „Dietegen“ und „Das verlorene Lachen“, Ende seines Amtes als Staatsschreiber, Entstehung der „Züricher Novellen“, Überarbeitung des Werkes „Der grüne Heinrich“, Erscheinung einer Gesamtausgabe seiner Gedichte,
- 1883-1889: Veröffentlichung des Romans „Martin Salander“, Tod seiner Schwester Regula, Erscheinung seiner gesammelten Werke
- 15. Juli 1890: Gestorben in Zürich
Gottfried Keller Biografie
Gottfried Keller kam am 19. Juli 1819 als Sohn eines Drechslermeisters auf die Welt. Sein Vater Rudolf Keller und dessen Ehefrau Elisabeth Scheuchzer stammten beide aus Glattfelden des Kanton Zürichs. Dort lebte Keller nach dem Tod seines Vaters in ständiger Armut. Von seinen sechs Geschwistern überlebte nur seine Schwester Regula das Kindesalter.
Gottfried Keller Kindheit
Seine Kindheit verbrachte Gottfried Keller in bescheidenen Verhältnissen. Ereignisse, die er in seiner Kindheit erlebte, veröffentlichte er später in seinem Leben in seinem bekannten Roman „Der grüne Heinrich“.
Von 1825 bis 1831 besuchte Keller eine Schule für Arme und anschließend eine weiterführende Bildungsanstalt. Zwei Jahre später wurde er in die kantonale Industrieschule eingeschult. Diese musste er allerdings 1834 aufgrund eines Schülerstreichs wieder verlassen.
In der Schulzeit kam er zum ersten Mal mit Fremdsprachen wie Französisch und Italienisch in Kontakt. Zusätzlich beschäftigte er sich mit der Malerei. Neben der Malerei interessierte sich Gottfried Keller aber auch für die Literaturwelt. Schon in seinen jungen Jahren verfasste er kleine Theaterstücke für seine damaligen Freunde.
Gottfried Keller Jugend
Nachdem Gottfried Keller der Industrieschule verwiesen wurde, entschied er sich für eine Lehre als Maler. 1837 traf er den Aquarellisten Rudolf Meyer, der Keller als Lehrmeister und Mentor begleiten sollte. Durch ihn erfuhr Gottfried Keller von bekannten Schriftstellern, wie Ludovico Ariosto und Homer . Keller selbst war begeistert von Goethe und Jean Paul.
In seiner Jugend malte er also nicht nur, sondern widmete sich auch dem Lesen und Dichten. Er beteiligte sich zum Beispiel bei der Verfassung seiner Studienbücher: Er schrieb unter anderem Landschaftsbeschreibungen, kurze Erzählungen sowie Entwürfe zu Dramen.
Gottfried Keller Studienzeit und erste Werke
Zu Beginn seiner Karriere beschloss Gottfried Keller allerdings, sich der Kunst zu widmen. Darum besuchte er ab 1840 die Königliche Akademie der Künste in München. Allerdings war das Leben in der Großstadt so teuer, dass Keller seine Ausbildung schon zwei Jahre später wieder abbrach und zurück nach Zürich reiste.
Zurück in der Heimat ging er kaum noch seinem Talent als Maler nach. Stattdessen konzentrierte er sich auf ein Leben als Lyriker. Er beschäftige sich vor allem mit der Dichtung und schrieb Verse sowie Natur- und Liebesgedichte.
Inspiriert und motiviert wurde Keller durch den Schriftsteller Georg Herwegh. Zur Beurteilung seiner Gedichte schickte Keller 1843 eine Auswahl seiner Gedichte an dessen Verleger Julius Fröbel. Dieser war fasziniert von seinen Texten und gab sie deshalb an Adolf Ludwig Follen weiter, der die Rolle eines Mentors für Keller einnahm.
Kurz danach erschien schon Kellers erstes Gedichtband mit dem Titel „Lieder eines Autodidakten“ (1845). Wenig später auch das zweite Band und das „Sammelband Gedichte“ (1846).
Gottfried Keller in Heidelberg
Als Gottfried Kellers erste Gedichte gerade an Anerkennung gewannen, sah er sich erneut in einer finanziellen Krise. Mithilfe eines Stipendiums der Züricher Regierung konnte Keller 1848 schlussendlich ein Studium in Heidelberg beginnen.
Dort lernte er den Philosophen Ludwig Feuerbach kennen, der sein Leben und seine Werke lebenslang beeinflusste. In Heidelberg schrieb Keller sein bekanntes Prosawerk „Der grüne Heinrich“. Darin verarbeitete er viele Ereignisse seines Lebens.
Neben seines Studiums hatte Gottfried Keller aber auch Augen für Johanna Kapp, der er 1849 seine Gefühle gestand. Johanna war allerdings schon mit Ludwig Feuerbach liiert. Diese unglückliche Liebe beschrieb er in einigen seiner Liebesgedichte, unter anderem in „An die Alte Brücke“.
Gottfried Keller in Berlin
Von 1850 bis 1855 setzte Keller seine Arbeit in Berlin fort. In dieser Zeit wollte er sich als Theaterschriftsteller etablieren. Deswegen kontaktierte er den Verleger Eduard Vieweg in Braunschweig und schloss mit ihm Verträge über die Herausgabe seiner Gedichte und seines Romans ab. 1851 erschienen seine „Neueren Gedichte“ sowie Teile seines Novellen-Zyklus „Die Leute von Seldwyla“.
In Berlin verfasste er die ersten drei Bände seiner Romanreihe „Der grüne Heinrich“. Das vierte Band fehlte allerdings noch und wurde 1855 von Keller vollendet. Kellers Verlag war von seinem Werk sehr beeindruckt. Dennoch erhielt er nicht die dafür entsprechende Belohnung. Seine Vergütung entsprach gerade mal der eines Schreibanfängers!
Seine literarischen Arbeiten reichten somit nicht für den eigenen Lebensunterhalt aus. Deshalb verschuldete er sich und bis 1861 ohne eigenen Verdienst bei seiner Mutter und seiner Schwester Regula leben.
Rückkehr in die Schweiz
Im Jahr 1855 verließ Gottfried Keller Berlin und kehrte in sein Heimatland zurück. In Zürich arbeitete er als Schriftsteller. Während dieser Zeit erschien sein Roman „Die Leute von Seldwyla“.
Zudem freundete sich Keller mit Richard Wagner an, dessen Schriften er bereits in Heidelberg studiert hatte. Im Jahr 1861 wurde er Staatsschreiber im Kanton Zürich. Damit waren auch seine finanziellen Probleme gelöst. Das Amt übte er insgesamt 15 Jahre aus, wobei er nicht sehr viel Zeit für die Literatur hatte.
In seinem Leben verliebte sich Gottfried Keller mehrere Male. Im Jahr 1865 lernte er die Pianistin Luise Scheidegger kennen, mit der er sich 1866 verlobte. Leider nahm sie sich nur wenige Tage nach der Verlobung das Leben. Darauf hin schreibt er über sie das Gedicht „Auf den Tod der Luise Scheidegger“.
Mit 53 Jahren machte er Lina Weißert einen Heiratsantrag, wobei er nicht wusste, dass diese bereits vergeben war. Auch hierzu verfasste Keller ein Gedicht mit dem Namen „Regenliedchen für Line“.
1869 erhielt Gottfried Keller den Ehrendoktortitel der juristischen Fakultät der Universität Zürich.
Gottfried Keller – Letzte Jahre und Tod
Bis zu seinem Tod veröffentlichte Gottfried Keller zahlreiche Werke. Darunter fünf weitere Novellen der „Leute von Seldwyla“ mit den Titeln „Kleider machen Leute“, „Der Schmied seines Glückes“, „Die mißbrauchten Liebesbriefe“, „Dietegen“ und „Das verlorene Lachen“. Die Novellen zählen noch bis heute zu den beliebtesten Werken in Deutschland.
1876 beendete Keller sein Amt als Staatsschreiber. Danach wandte er sich der Dichtkunst zu. In diesem Zeitraum entstanden seine „Züricher Novellen“. Einige Jahre später wurde auch eine vollständig überarbeitete Version seines Prosawerks „Der grüne Heinrich“ veröffentlicht.
In seinen letzten Jahren verstarb seine Schwester Regula. Er selbst am 15. Juli 1890. Seine Asche wurde jedoch erst 1901 auf dem Zentralfriedhof in Zürich beigesetzt, wo der Dichter nun ruht.
Gottfried Keller Werke
Gottfried Keller zählte zu den großen Erzählern des bürgerlichen Realismus. Er schrieb bis zu seinem Tod zahlreiche Werke, darunter viele Romane und Novellen. Die Novellen waren damals insbesondere in Deutschland sehr beliebt.
Seine herausragende Erzählweise ist durch eine ungewöhnliche Ausdrucksvielfalt gekennzeichnet. Denn Keller beherrschte den grotesken, satirischen, heiteren, komischen und tragischen Stil.
Zudem glaubte er nicht an einen Gott und an die Unsterblichkeit, stattdessen beschränkt er sich auf das Diesseits. Das führte ihn aber nicht zu einer pessimistischen Lebenseinstellung. Ganz im Gegenteil: Kellers Werke waren unter anderem von Lebensoptimismus, Welt- und Wirklichkeitsbejahung, einer religiös verklärten Naturfassung, Naturgläubigkeit und -frömmigkeit, vom Glauben an den Menschen als dem Maß aller Dinge geprägt.
Im Folgenden findest du einige seiner beliebtesten Werke:
- „Gedichte“ (1846)
- „Winternacht“ (1846)
- „Neuere Gedichte“ (1851)
- „Der Apotheker von Chamounix“ (1853)
- „Der grüne Heinrich“ (Erstfassung: 1854/1855; endgültige Fassung: 1879/1880)
- „Die Leute von Seldwyla“ (erster Band, 1856), darin: „Romeo und Julia auf dem Dorfe“; „Pankraz, der Schmoller“; „Spiegel, das Kätzchen“
- „Sieben Legenden“ (1872)
- „Die Leute von Seldwyla“ (zweiter Band, 1874), darin: „Kleider machen Leute“; „Das verlorene Lachen“; „Der Schmied seines Glückes“
- „Züricher Novellen“ (1878), darin: „Hadlaub“, „Der Narr auf Manegg“, „Ursula“
- „Das Sinngedicht“ (1881), darin: „Von einer törichten Jungfrau“, „Die arme Baronin“
- „Gesammelte Gedichte“ (1883)
- „Martin Salander“ (1886)
- „Gesammelte Werke in zehn Bänden“ (1889)
Realismus (Epoche)
Super, jetzt kennst du dich mit Gottfried Keller aus. Seine Werke lassen sich der Epoche des Realismus zuordnen. Mehr über die literarische Gattung erfährst du in unserem Video dazu.