Aquädukt
Heutzutage bekommst du dein Wasser in Deutschland einfach aus dem Wasserhahn. Doch wie regelten antike Kulturen ihre Wasserversorgung? Was ein Aquädukt ist und wie diese gebaut wurden, erfährst du hier und im Video .
Inhaltsübersicht
Was ist ein Aquädukt?
Unter einem Aquädukt kannst du dir eine Art antike Wasserleitung vorstellen. Es ist ein von den Römern erfundenes Bauwerk, das Wasser von einer Quelle bis nach Rom transportiert. Damit wurde die Wasserversorgung im antiken Rom sichergestellt.
Damit das Wasser auch von der Quelle bis zum Zielort kam, bauten die Römer die Aquädukte mit einer leichten Neigung. Durch das Gefälle konnte das Wasser in Richtung Rom fließen. Meist sind die erbauten Wasserleitungen aus Kalkstein und in einer Bogenform angefertigt worden.
Gut zu wissen: Aquädukt leitet sich aus den lateinischen Worten „aquaeductus“ ab. Das Wort kann einzeln in „Aqua“ und „ducere“ unterteilt werden, was „Wasser“ und „führen“ bedeutet.
Aquädukte — Geschichte
Eine Zivilisation kann nur bestehen, wenn die dauerhafte Versorgung mit genügend Wasser sichergestellt ist. Bevor die Römer Aquädukte bauten, nutzten daher schon die Ägypter und Griechen diese Technik. Daran orientiert, entwickelten sie mit dem bereits bekannten Wissen von anderen Kulturen die Wasserleitungen weiter.
Die wahrscheinlich älteste Aquäduktbrücke der Welt wurde circa 690 v. Chr. in Assyrien, dem heutigen Irak, erbaut.
Aquädukte in Rom
Bevor sie Aquädukte hatten, bedienten sich die Römer am nahe gelegenen Fluss Tiber. Doch bald reichte dessen Wasser nicht mehr aus, da die Bevölkerung stetig wuchs und damit auch der Wasserverbrauch.
So kam es 312 v. Chr. zum Bau des ersten römischen Aquädukts, der Aqua Appia. Sie versorgte Rom mit frischem Quellwasser und verlief unterirdisch über eine Länge von 16 Kilometern. Da die Menschen im damaligen Rom aber sehr viel Wasser verbrauchten, mussten daraufhin immer mehr Aquädukte gebaut werden. Schließlich wurden es insgesamt elf Wasserleitungen, die Rom mit Wasser verbunden.
Das war nicht wirklich verwunderlich bei den vielen Thermen, Bädern und Brunnen in der Stadt. Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher Römer hatte pro Tag 400 Liter Wasser zur Verfügung. In Deutschland kommst du heutzutage täglich auf ca. 130 Liter.
Damit du dir die Dimensionen besser vorstellen kannst, siehst du hier drei der bekanntesten Wasserleitungen:
Name des Aquädukts | Wasserqualität | Art des Wassers | Baujahre | Länge des Aquädukts |
Aqua Appia | exzellent | Quellwasser | 312 v. Chr. | 16 km |
Anio Vetus | schlecht | Flusswasser | 272 – 269 v. Chr. | 64 km |
Anio Novus | schlecht ⇒ später exzellent | Flusswasser, später dann Stauseewasser | 38 – 52 n. Chr. | 91 km |
Je nach Herkunft variierte auch die Qualität des Wassers, das in Rom ankam. Das Wasser aus den Quellen hatte dabei die beste Qualität. Fließende Gewässer wie der Fluss Anio führten eher trübes Wasser mit einer schlechten Qualität.
Damit die Römer trotzdem ausgezeichnetes Wasser aus dem Fluss schöpfen konnten, legten sie den Stausee von Subiaco an. Weil sich das Wasser staute, setzten sich die Verunreinigungen im Wasser am Boden des Sees ab. Damit wurde das Wasser reiner und konnte nach Rom geleitet werden.
Wasserdiebstahl im antiken Rom
Das Wasser der Aquädukte wurde auch oft zum Bewässern der Felder genutzt. Dadurch hatten aber normale Haushalte oft zu wenig Wasser. Die Bürger halfen sich selbst mit illegalen Wasserleitungen aus und zapften öffentliche Brunnen an. Deswegen führte das römische Reich sogar Beamte für die Wasserverwaltung ein, die die Wasserverteilung kontrollierten.
Antike Abwassersysteme
Du kannst dir sicherlich vorstellen: Wo viel Wasser verbraucht wird, entsteht auch viel Abwasser. Die Römer unterteilten das Abwasser in leicht und stark belastetes.
Das leicht belastete Nutzwasser aus zum Beispiel Thermen wurde noch für das Bewässern der Felder verwendet. Stark verschmutztes Abwasser aus Toiletten dagegen wurde direkt in den nahe gelegenen Fluss Tiber geleitet.
Aquädukte Aufbau
Im alten Rom wurde vor dem Bau von Wasserleitungen immer genau geplant bzw. kalkuliert. Man versuchte, die Aquädukte so schnell und kostengünstig wie möglich zu errichten. Dafür sollte das Aquädukt über weite Strecken auf dem Boden verlaufen. Die Bogenbrücken und Druckleitungen waren nämlich aufwendig und kostspielig. Deswegen wurde vor dem Bau die bestmögliche Route von der Quelle bis nach Rom ermittelt.
Der eigentliche Aufbau eines Aquädukts lief nach einem festen Schema ab. An der Wasserquelle wurde ein Quellhaus errichtet, das die Quelle vor Verschmutzung schützen sollte. Von dort erbauten die Römer die Aquädukte mit Tunneln, bogenförmigen Brücken oder Mauern. Die Wasserleitungen hatten bis Rom durchgehend ein Gefälle, damit das Wasser fließen konnte. Die Neigung sollte dabei mindestens 0,5 Prozent betragen.
Am Ende der Leitung floss das Wasser in ein Wasserschloss, lateinisch “castellum“ genannt. Das Wasserschloss war ein Verteilerbecken und funktionierte ähnlich wie ein hoher Wasserturm. Durch das Hochlagern konnte das Wasser mit Druck über Bleileitungen in die römischen Häuser geleitet werden.
Materialien und Werkzeuge
Doch aus welchen Materialien und mit welchen Werkzeugen wurden die antiken Bauwerke errichtet? Für die Aquädukte benutzten die Römer hauptsächlich Steine und wasserfesten Beton. Manchmal verwendeten sie auch Rohstoffe wie Holz, Blei und Leder. Aus Blei wurden zum Beispiel die Wasserleitungen gebaut, die zu den Häusern führten.
Übrigens: Der römische Architekt Vitruv warnte damals schon vor den gesundheitsschädlichen Wirkungen von Blei! Was sich heute als korrekt herausstellt, wurde damals jedoch noch ignoriert.
Für den Bau der Wasserleitungen benutzten die Römer Werkzeuge wie Schaufeln, Meißel, Schlägel, Winkel, Wasserwagen und Baukräne mit Flaschenzügen. Zusätzlich bauten sie Gerüste auf und konnten die einzelnen Steinquader durch die Flaschenzüge in Position bringen.
Aquädukte außerhalb Roms
Einige Aquädukte, die durch das römische Reich führten, sind auch heute noch gut erhalten. So auch die Pont du Gard, auch Aquädukt von Nîmes genannt.
Die Pont du Gard ist eine 275 Meter lange und 49 Meter hohe Aquäduktbrücke. Sie ist zwischen 100 v. Chr. und 100 n. Chr. entstanden. Dabei leitete sie Wasser über 50 Kilometer nach Nîmes.
Eine weitere Wasserleitung im römischen Reich war das Aquädukt von Segovia im heutigen Spanien. Es wurde 98 v. Chr. fertiggestellt und steht mitten in Segovia, weswegen es auch das Wahrzeichen der Stadt ist.
Das Aquädukt ist insgesamt 17 Kilometer lang. Die berühmte Brücke in der Stadt hat dabei eine Höhe von 28 Metern und eine Länge von 820 Metern. Tatsächlich beförderte es bis 1974 Quellwasser aus den Bergregionen nach Segovia.
Aquädukt — häufigste Fragen
-
Was ist ein Aquädukt?
Unter einem Aquädukt kannst du dir eine Art Wasserleitung vorstellen. Es ist ein von den Römern erfundenes Bauwerk, das Wasser von einer Quelle bis nach Rom führen konnte. Sie dienten der Wasserversorgung im antiken Rom.
-
Mit welchen Rohstoffen wurden Aquädukte gebaut?
Für die Aquädukte wurden hauptsächlich Steine und wasserfester Beton benutzt. Manchmal wurden auch Rohstoffe wie Holz, Blei und Leder verwendet. Für den Bau der Wasserleitungen benutzten die Römer Werkzeuge wie Winkel, Wasserwaage, Schaufeln, Meißel, Schlägel und Baukräne mit Flaschenzügen.
-
Wie lang waren Aquädukte?
Die Länge der elf Wasserleitungen, die Rom versorgten, betrug zwischen 16 und 91 Kilometern. In einem höhergelegenen Wasserschloss wurde das Wasser in Rom aufgefangen und über Druckleitungen aus Blei an die Haushalte verteilt.
Römisches Reich
Super, jetzt weißt du, was ein Aquädukt ist und warum die Römer diese riesigen Bauwerke errichtet haben. Wie die Römer sonst noch lebten, erfährst du hier im Video zum römischen Reich.