Kalkulationsschema
Kalkulationsschemas sind helfen bei der Preisgestaltung. Hier und im Video erklären wir dir, wie du sie anwendest und die richtigen Zuschlagssätze berechnest.
Inhaltsübersicht
Was ist ein Kalkulationsschema und wofür wird es gebraucht?
Ein Kalkulationsschema hilft Unternehmen, die Kosten für ihre Produkte oder Dienstleistungen zu berechnen und den Verkaufspreis festzulegen. So wissen sie genau, wie viel sie verlangen müssen, um keinen Verlust zu machen.
Je nach Branche unterscheidest du zwei Kalkulationsschemas.
- Zuschlagskalkulation: Produzierende Unternehmen, wie zum Beispiel ein Autohersteller, nutzen die Zuschlagskalkulation um ihre Herstellungskosten zu berechnen. Dabei setzen sie Zuschlagssätze für Material, Fertigung und andere Gemeinkosten an, um ihre Selbstkosten und den Verkaufspreis festzulegen.
- Handelskalkulation: Handelsunternehmen brauchen eine Handelskalkulation, um die Kosten für den Einkauf, Lagerung und Verkauf von ihren Waren zu kalkulieren. Sie ermitteln so ihren Angebotspreis und können ihre Marge genau bestimmen.
Zuschlagskalkulation in produzierenden Unternehmen
In der Industrie wird die Zuschlagskalkulation vor allem in produzierenden Unternehmen verwendet, um die verschiedenen Kostenarten zu ermitteln und einen gewinnbringenden Verkaufspreis für die Produkte festzulegen.
Ein typisches Kalkulationsschema für produzierende Unternehmen sieht so aus:
- Materialkosten: Materialeinzelkosten + Materialgemeinkosten
- Herstellkosten: Materialkosten + Fertigungseinzelkosten + Fertigungsgemeinkosten + eventuell Sondereinzelkosten der Fertigung
- Selbstkosten: Herstellkosten + Verwaltungsgemeinkosten + Vertriebsgemeinkosten + Sondereinzelkosten des Vertriebs
- Barverkaufspreis: Selbstkosten + Gewinnzuschlag
- Zielverkaufspreis: Barverkaufspreis + Kundenskonto
- Nettoverkaufspreis: Zielverkaufspreis + Kundenrabatt
- Bruttoverkaufspreis: Nettoverkaufspreis + Umsatzsteuer
Handelskalkulation in Handelsunternehmen
Im Handel wird das Kalkulationsschema verwendet, um die Kosten für den Einkauf von Waren zu berechnen und den Verkaufspreis festzulegen. Anders als in produzierenden Unternehmen, die ihre eigenen Produkte herstellen, kalkulieren Handelsunternehmen auf Basis des Einstandspreis der eingekauften Waren. Dabei werden verschiedene Faktoren wie Rabatte, Skonti und Gemeinkosten berücksichtigt.
Ein typisches Kalkulationsschema für den Handel könnte so aussehen:
- Zieleinkaufspreis = Listeneinkaufspreis — Lieferrabatt
- Bareinkaufspreis = Zieleinkaufspreis — Lieferskonto
- Bezugspreis = Bareinkaufspreis + Bezugskosten
- Selbstkostenpreis = Bezugspreis + Handlungskostenzuschlag
- Barverkaufspreis = Selbstkostenpreis + Gewinnzuschlag
- Zielverkaufspreis = Barverkaufspreis + Kundenskonto
- Nettoverkaufspreis = Zielverkaufspreis + Kundenrabatt
- Bruttoverkaufspreis = Nettoverkaufspreis + Umsatzsteuer
Welche Kalkulationsarten gibt es?
Es gibt verschiedene Kalkulationsarten, die in der Praxis verwendet werden. Je nachdem, was du berechnen möchtest, kommt eine andere Methode zum Einsatz: Wenn du den Verkaufspreis ermitteln willst, brauchst du die Vorwärtskalkulation. Willst du wissen, welchen Einkaufspreis du dir leisten kannst, hilft dir die Rückwärtskalkulation. Und wenn du herausfinden möchtest, ob du mit einem Produkt Gewinn oder Verlust machst, nutzt du die Differenzkalkulation.
- Bei der Vorwärtskalkulation gehst du Schritt für Schritt vom Einkaufspreis aus und rechnest dich bis zum Verkaufspreis hoch. So findest du heraus, zu welchem Preis du dein Produkt oder deine Dienstleistung mindestens anbieten solltest, damit du alle Kosten deckst und am Ende keinen Verlust machst.
- Bei der Rückwärtskalkulation gehst du den umgekehrten Weg: Du startest mit dem Verkaufspreis, den du zum Beispiel am Markt durchsetzen kannst oder der vom Kunden vorgegeben ist. Dann rechnest du rückwärts und ziehst alle Kosten ab. So findest du heraus, wie hoch der Einkaufspreis maximal sein darf, damit du am Ende trotzdem noch Gewinn machst.
- Mit der Differenzkalkulation findest du heraus, ob du bei den aktuellen Einkaufs- und Verkaufspreisen Gewinn oder Verlust machst. Dafür rechnest du in beide Richtungen: vom Einkaufspreis aufwärts (wie bei der Vorwärtskalkulation) und vom Verkaufspreis abwärts (wie bei der Rückwärtskalkulation).
Beispiele für Kalkulationsschemata
Schauen wir uns jetzt die Handelskalkulation und die Zuschlagskalkulation an konkreten Beispielen an.
Kalkulation in produzierendem Betrieb: Anwendung der Vorwärtskalkulation
Stell dir vor, du betreibst eine Pommesbude und verkaufst täglich 50 Portionen Pommes mit Mayo. Um den Verkaufspreis für jede Portion zu bestimmen, wenden wir die Vorwärtskalkulation an, die es dir ermöglicht, schrittweise von den Kosten bis zum finalen Preis zu kommen.
Schritt 1: Materialkosten berechnen
Zuerst berechnest du die Materialkosten. Folgende Materialeinzelkosten sind gegeben:
- Kartoffeln: 0,40 €
- Frittieröl: 0,30 €
- Mayo: 0,30 €
Die Materialgemeinkosten betragen 10 % der Materialeinzelkosten.
➡️ Beispiel |
– Materialeinzelkosten: 0,40 € + 0,30 € + 0,30 € = 1,00 € |
Wichtig: 10 % sind in Dezimalschreibweise 0,10!
Schritt 2: Fertigungskosten berechnen
Für die Herstellung einer Portion Pommes benötigst du 5 Minuten Arbeitszeit. Dein Stundenlohn beträgt 12 €. Zusätzlich fallen Fertigungsgemeinkosten in Höhe von 50 % an.
➡️ Beispiel |
– Fertigungseinzelkosten: (5 Minuten ÷ 60) • 12 € = 1,00 € |
Schritt 3: Herstellkosten berechnen
Nun berechnest du die Herstellkosten, die sich aus den Materialkosten und den Fertigungskosten zusammensetzen
➡️ Beispiel |
– Herstellkosten = 1,10 € (Materialkosten) + 1,50 € (Fertigungskosten) = 2,60 € |
Schritt 4: Selbstkosten berechnen
Die Selbstkosten setzen sich zusammen aus den Herstellkosten, den Verwaltungsgemeinkosten und den Vertriebsgemeinkosten. Angenommen, die Verwaltungsgemeinkosten betragen 20 % und die Vertriebsgemeinkosten 1 % der Herstellkosten:
➡️ Beispiel |
– Verwaltungsgemeinkosten: 2,60 € • 0,20 =0,52 € |
Schritt 5: Gewinnzuschlag und Verkaufspreis
Nun setzt du einen Gewinnzuschlag von 10 % auf die Selbstkosten und ermittelst somit den Barverkaufspreis.
➡️ Beispiel |
– Gewinnzuschlag: 3,15 € • 0,10 = 0,32 € |
Schritt 6: Nettoverkaufspreis und Bruttoverkaufspreis
Wenn du deinen Stammkunden einen Rabatt von 2 % auf den Zielverkaufspreis gibst, wird der Nettoverkaufspreis wie folgt berechnet:
➡️ Beispiel |
– Rabatt: 3,47 € • 0,02 % = 0,07 € |
Wichtig: Da kein Skonto gewährt wird, ist Barverkaufspreis gleich Zielverkaufspreis — also 3,47 €.
Zum Schluss wird noch die Umsatzsteuer von 7 % auf den Nettoverkaufspreis aufgeschlagen, um den Bruttoverkaufspreis zu erhalten:
➡️ Beispiel |
– Umsatzsteuer: 3,54 € • 0,07 = 0,25 € |
So hast du nun den endgültigen Bruttoverkaufspreis von 3,79 € pro Portion Pommes ermittelt.
Kalkulation im Handel: Anwendung der Rückwärtskalkulation
Angenommen, du betreibst ein Handelsunternehmen und möchtest T-Shirts einkaufen, die du für 10,00 € pro Stück verkaufen möchtest. Du kennst den Bruttoverkaufspreis und musst nun mithilfe der Rückwärtskalkulation den maximalen Einkaufspreis ermitteln, den du für das T-Shirt zahlen kannst, um dennoch einen Gewinn zu erzielen.
Schritt 1: Abzug der Umsatzsteuer
Zuerst ziehst du vom Bruttoverkaufspreis die Umsatzsteuer ab, die beispielsweise bei 7 % liegt. Der Nettoverkaufspreis ist dann:
➡️ Beispiel |
– Nettoverkaufspreis = 10,00 € ÷ (1 + 7 %) = 9,35 € |
Schritt 2: Abzug von Rabatten und Skonti
Nehmen wir an, du gewährst deinen Kunden einen Rabatt von 5 %. Der Zielverkaufspreis nach Rabatt beträgt also:
➡️ Beispiel |
– Zielverkaufspreis = 9,35 € × (1 – 0,05) = 8,88 € |
Schritt 3: Abzug des Gewinnzuschlags
Angenommen, du möchtest einen Gewinnzuschlag von 20 % auf die Selbstkosten setzen. Um den Selbstkostenpreis zu berechnen, teilen wir den Zielverkaufspreis durch (1 + Gewinnzuschlag):
➡️ Beispiel |
– Selbstkostenpreis = 8,88 € ÷ (1 + 0,20) = 7,40 € |
Schritt 4: Berechnung des Bezugspreises
Nun ziehst du den Handlungskostenzuschlag ab, um den Bezugspreis zu berechnen. Angenommen, der Handlungskostenzuschlag beträgt 10 %:
➡️ Beispiel – Bezugspreis = 7,40 € ÷ (1 + 0,10) = 6,73 € |
Schritt 5: Berechnung Bareinkaufspreis
Für 100 T-Shirts fallen Bezugskosten in Höhe von 5 € an. Weil du die Bezugskosten für ein T-Shirt benötigst, musst du die Kosten also durch 100 teilen. Anschließend addierst du die Bezugskosten pro Shirt auf den Bezugspreis und erhältst den Bareinkaufspreis.
➡️ Beispiel |
– Bezugskosten pro Shirt = 5,00 € ÷ 100 = 0,05 € |
Der Lieferant gewährt dir kein Skonto und keinen Rabatt. Deshalb ist der Bezugspreis dein Listenpreis. Der Einkaufspreis pro Shirt darf somit höchstens 6,68 € betragen.
Kalkulationsschema — häufigste Fragen
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Welche Kalkulationsschemas gibt es? Je nach Bedarf werden bei der Kalkulation drei unterschiedliche Kalkulationsarten verwendet: die Vorwärtskalkulation , die Rückwärtskalkulation und die Differenzkalkulation. -
Wie rechnet man Rückwärtskalkulationen? Bei der Rückwärtskalkulation rechnest du vom Zieleinkaufspreis zurück und addierst den Liefererrabatt. So erhältst du den ursprünglichen Listeneinkaufspreis.
- Formel: Zieleinkaufspreis + Liefererrabatt = Listeneinkaufspreis.
- Beispiel: 80,00 € + 40,00 € = 120,00 €
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Wie wird ein Kalkulationsschema berechnet? Für ein Unternehmen, das selbst Produkte herstellt, kann die Kalkulation so aufgebaut sein:
Materialkosten = Materialeinzelkosten + Materialgemeinkosten
Fertigungskosten = Fertigungseinzelkosten + Fertigungsgemeinkosten + Sondereinzelkosten der Fertigung
Herstellkosten = Materialkosten + Fertigungskosten
Selbstkosten = Herstellkosten + Gemeinkosten für Verwaltung und Vertrieb + Sondereinzelkosten im Vertrieb
Barverkaufspreis = Selbstkosten + Gewinn
Zielverkaufspreis = Barverkaufspreis + Kundenskonto + Vertreterprovision
Nettoverkaufspreis = Zielverkaufspreis +
Bruttoverkaufspreis = Nettoverkaufspreis + Umsatzsteuer
Handelskalkulation
Du fühlst dich noch nicht so sicher bei der Handelskalkulation? Hier bekommst du weitere Tipps und Beispiele!