Ein netter Kerl – Analyse
Du willst wissen, wie du die Kurzgeschichte „Ein netter Kerl“ von Gabriele Wohmann analysieren kannst? Im Beitrag und im Video erfährst du alles über den Inhalt und was du in einer Interpretation schreiben kannst.
Inhaltsübersicht
Ein netter Kerl – Übersicht
„Ein netter Kerl“ ist eine Kurzgeschichte von Gabriele Wohmann aus dem Jahr 1978.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht das Gespräch einer Familie während des Abendessens. Die Eltern und die drei Töchter unterhalten sich über einen dicken Mann, den Rita mit nachhause gebracht hatte. Als der Gast bereits weg ist, macht sich die Familie über das Äußere des Mannes lustig und merkt dabei nicht, wie sehr Rita das Gespräch verletzt. Schließlich erzählt Rita ihren Schwestern und ihren Eltern, dass der Mann ihr Verlobter sei. Das Gespräch verstummt sofort und die Familie schämt sich für ihr Verhalten.
Damit zeigt die Kurzgeschichte, wie Oberflächlichkeit und fehlende Offenheit zu Problemen in einer Familie führen können.
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Ein netter Kerl – Inhaltsangabe
Rita sitzt mit ihren beiden Schwestern Milene und Nanni und ihrer Mutter am Tisch. Rita hatte zum Abendessen einen jungen Mann mitgebracht, der gerade wieder gegangen ist. Ritas Vater begleitet ihn noch zum Bahnhof. Nanni und die Mutter machen sich über das Aussehen von Ritas Besuch lustig. Sie lachen über seine dicke Figur, vergleichen ihn mit einem Molch (Amphib) und betonen immer wieder, wie sehr sie sich vor ihm ekeln.
Rita hatte ihnen vermutlich erzählt, wie „weich“ er sei, jedoch bezog sie sich damit nicht auf sein Äußeres, sondern meinte es wohl eher als Synonym für zärtlich oder liebevoll. Nanni und die Mutter haben vor Lachen schon Tränen in den Augen, während Milene versucht, den Gast nicht auf sein Aussehen zu reduzieren. Sie sagt, dass er eigentlich ganz nett sei. Rita fühlt sich zunehmend unwohl, da ihre Familie so über den Besucher herzieht.
Als der Vater zurückkommt, sagt er, der junge Mann hätte Angst gehabt, seine Bahn zu verpassen. Rita begründet sein Verhalten damit, dass er bei seiner kranken Mutter wohnt, um die er sich kümmert. Erneut brechen alle in schallendes Gelächter aus. Denn für die Familie ist er nun nicht mehr nur ekelhaft, sondern auch noch ein Muttersöhnchen. Auch Milene kann sich diesmal nicht zurückhalten. Unter erneutem Gelächter bezeichnet Nanni den Besucher als Qualle und fragt, wann er denn wieder zu Besuch käme.
Als Rita sagt, der Mann sei ihr Verlobter, herrscht mit einem Mal bedrückendes Schweigen. Um die Situation zu retten, betont nun jeder, dass Ritas Verlobter ja „ein netter Kerl“ sei. Die Mutter sagt sogar, dass sie ihn sich als Familienmitglied vorstellen könne. Die Familie schämt sich für ihre Aussagen und sie erkennen, dass ihr Verhalten gegenüber Rita nicht in Ordnung war.
Ein netter Kerl – Analyse
Jetzt weißt du, wovon die Kurzgeschichte handelt und du kannst mit der Analyse beginnen. Wenn du nicht mehr genau weißt, wie du bei der Interpretation einer Kurzgeschichte vorgehst, haben wir dazu ein extra Video für dich.
Je nach Aufgabenstellung nimmst du in deiner Analyse verschiedene Aspekte der Kurzgeschichte unter die Lupe.
Hier siehst du ein Beispiel einer Analyse von „ein netter Kerl“:
Beispiel einer Analyse von „Ein netter Kerl“ von Gabriele Wohmann
Die Kurzgeschichte „Ein netter Kerl“ von Gabriele Wohmann zeigt, wie Oberflächlichkeit und fehlende Offenheit zu Problemen in einer Familie führen können.
Die Geschichte spielt am Esstisch der Familie, während des Abendessens, und dauert etwa zwanzig Minuten. Sie wird von einem neutralen Er-Sie-Erzähler berichtet, der nur beschreibt, was von außen sichtbar ist. Dadurch wirkt die Situation sehr realistisch und nachvollziehbar.
Die Geschichte beginnt plötzlich mit einem Dialog — ein typisches Merkmal von Kurzgeschichten. Zuerst scheint die Stimmung locker und entspannt zu sein, doch schnell wird klar, dass sie von Spott geprägt ist. Nanni, eine der Schwestern, macht sich lautstark über Ritas Freund lustig. Sie vergleicht ihn mit einem Molch, einer fetten Qualle und Schlamm. Auch die Mutter beteiligt sich an den Lästereien, obwohl sie zuerst versucht, ihre Meinung sachlich zu begründen („Ist er denn ganz gesund?“). Später kann sie ihr Gelächter nicht mehr zurückhalten und macht weiter.
Die Rollen in der Familie werden schnell deutlich: Nanni wirkt unreif und oberflächlich. Die Mutter verhält sich eher wie eine Freundin von Nanni und nicht wie eine schützende Mutter. Milene, die andere Schwester, versucht am Anfang, Ritas Verlobten zu verteidigen („Ich find ihn so ganz nett, Rita, wirklich, komischerweise.“). Aber auch sie fügt ein „komischerweise“ an und lässt sich kurz darauf vom Spott anstecken. Der Vater kommt erst später dazu, stimmt aber sofort in die Lästereien ein, ohne nachzufragen.
Rita selbst bleibt meistens still. Ihre Anspannung wird durch ihre Körpersprache sichtbar („Rita hielt sich am Sitz fest. Sie drückte die Fingerkuppen fest ans Holz“). Das zeigt, wie unwohl sie sich in der Situation fühlt. Sie versucht sich zweimal zu verteidigen, doch ihre Bemühungen führen entweder zu weiterem Gelächter oder werden ignoriert. Dies unterstreicht ihre Isolation in der Familie.
Eine wichtige Metapher ist, dass das Gelächter der Familie wie eine Welle sei („Das Lachen schwoll an, türmte sich vor ihr auf, wartete und stürzte sich dann herab, es spülte über sie weg und verbarg sie.“). Damit wird deutlich, wie hilflos sich Rita fühlt, als das Gelächter sie überwältigt.
Im Gespräch der Familie finden sich viele Ellipsen, also unvollständige Sätze. („Genau wie du ihn beschrieben hast, entsetzlich.“) Zum einen zeigen sie, dass es eine mündliche Unterhaltung ist, da in der Alltagssprache auch oft Satzteile ausgelassen werden. Zum anderen wird das Gespräch durch die kurzen, unvollständigen Sätze beschleunigt. Sie unterstreichen, wie atemlos vor Lachen die Familie bereits ist und wie sie doch immer weiter beleidigende Äußerungen hin- und herwerfen.
Die Sätze des Erzählers sind ebenfalls sehr kurz, wenn auch keine Ellipsen. Er gibt also nur das Nötigste wieder und stellt somit das Gespräch der Familie in den Mittelpunkt.
Die Wendung der Geschichte kommt, als Rita erzählt, dass der Mann, über den alle lachen, ihr Verlobter ist. Plötzlich wird es still am Tisch. Die Familie schämt sich. Sie versuchen, die Situation zu retten, indem sie positive Eigenschaften von Ritas Verlobten aufzählen. Die vorher schnellen und kurzen Sätze werden jetzt langsamer und durchdachter. Während die Familie angespannt ist, wirkt Rita erleichtert, dass sie endlich die Wahrheit gesagt hat.
Die Kurzgeschichte zeigt, wie wichtig Vertrauen und Rücksicht in einer Familie sind. Oberflächliche Beurteilungen und verletzende Kommentare können Beziehungen belasten. Ritas Entscheidung, die Verlobung trotz des Spotts bekannt zu geben, zeigt ihre innere Stärke. Gabriele Wohmann macht damit deutlich, dass Respekt und Sensibilität in familiären Beziehungen unverzichtbar sind.
Ein netter Kerl — häufigste Fragen
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Was thematisiert die Kurzgeschichte „Ein netter Kerl“? Die Kurzgeschichte „Ein netter Kerl“ von Gabriele Wohmann von 1973 thematisiert, wie Menschen aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbildes schnell Vorurteilen ausgesetzt werden. In der Geschichte machen sich die Familienmitglieder über Ritas Verlobten lustig, weil sie ihn aufgrund seines Aussehens abwerten, ohne ihn wirklich kennenzulernen.
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Welche Erzählperspektive hat „Ein netter Kerl“? In der Kurzgeschichte „Ein netter Kerl“ findest du einen neutralen Erzähler.
Stilmittel
Jetzt kennst du dich mit der Analyse zu „Ein netter Kerl“ bestens aus. Um eine Kurzgeschichte richtig analysieren zu können, musst du dich gut mit Stilmitteln auskennen. Schau dir am besten gleich unser Video dazu an!