Epipher
Eine Epipher ist ein Stilmittel, bei dem ein Wort am Ende von aufeinanderfolgenden Sätzen wiederholt wird. Mehr über die Epipher erfährst du hier und in unserem Video !
Inhaltsübersicht
Was ist eine Epipher?
„Ende gut, alles gut”- Bei diesem bekannten Sprichwort fällt dir auf, dass die beiden Sätze mit dem gleichen Wort enden. Dabei handelt es sich um ein Stilmittel, das du Epipher oder Epiphora nennst.
Bei diesem Stilmittel findest du das gleiche Wort oder dieselbe Wortgruppe am Ende benachbarter Sätze oder Satzteile. Durch die Wiederholung entsteht eine verstärkende Wirkung und das Gesagte prägt sich ein. Außerdem erhält der Text dadurch Rhythmus und Struktur.
Der Begriff „Epipher“ stammt von dem altgriechischen Wort epiphorá (Hinzufügung) ab. Damit bezeichnest du eine Wortwiederholung am Ende von Sätzen oder Satzteilen.
Epipher – Beispiele
An verschiedenen Beispielen verstehst du schnell, wie du eine Epipher erkennen kannst. Im Alltag kommt dieses rhetorische Mittel eher selten vor, aber dafür begegnet es dir in der Rhetorik und der Literatur umso öfter.
Epipher im Alltag
Im Alltag hast du Epiphern vielleicht schon einmal in der Werbung bemerkt. Dort werden sie oft eingesetzt, um etwas zu betonen und es im Gedächtnis bleiben zu lassen.
- „Würzt scharf. Ißt scharf.“ – WMF Gewürzmühle
- „Idylle pur. Asien pur.“ – Reiseveranstalter
Du kannst das Stilmittel „Epipher“ oder „Epiphora“ nennen. Beides ist richtig. „Epifora“ ist allerdings falsch. Aufpassen musst du dann nur beim Plural, also bei der Mehrzahl:
- Epipher → Epiphern
- Epiphora → Epiphorä
Epipher in der Literatur
Anders als ihr Gegenstück, die Anapher , kommt die Epipher nicht so häufig in literarischen Texten vor. Einige Beispiele lassen sich aber dennoch finden:
- „Sir Mortimer, Ihr überrascht mich nicht, erschreckt mich nicht.“ – Schiller: Maria Stuart
- „Doch alle Lust will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit!“ – Nietzsche: Also sprach Zarathustra
- „Wer sind die tausendmal tausend, / die myriadenmal hundert tausend?“ – Klopstock: Die Frühlingsfeier
Der Autor August von Platen war hingegen ein regelrechter „Fan“ der Epipher, sie kommt den meisten seiner Gedichten vor:
„Der Strom, der neben mir verrauschte, wo ist er nun?
Der Vogel, dessen Lied ich lauschte, wo ist er nun?
Wo ist die Rose, die die Freundin am Herzen trug,
Und jener Kuß, der mich berauschte, wo ist er nun?
Und jener Mensch, der ich gewesen, und den ich längst
Mit einem andern Ich vertauschte, wo ist er nun?“ – August von Platen: Der Strom
Du kannst sehen, dass er die Epipher besonders kunstvoll einsetzt, weil er nicht nur die letzten drei Wörter wiederholt, sondern auch die letzten Silben des Wortes davor. Er nutzt die Epipher also auch für einen Binnenreim. Das kannst du auch bei anderen Gedichten von ihm beobachten:
„Der sich schaffend hat erwiesen siebenmal,
Wohnt in sieben Paradiesen siebenmal;
Adler, siebenmal umkreise du den Fels,
Krümme, Bach, dich durch die Wiesen siebenmal;
Feuer schürt am Stamm der Zeder, und sein Duft
Wind‘ als Rauch sich um den Riesen siebenmal;
Schenke, nimm die beiden Becher, beide nimm,
Fülle jenen mir und diesen siebenmal;
Siebenfach ist deine Locke schön geteilt,
Deine Locke sei gepriesen siebenmal!“ – August von Platen: Gesammelte Werke
Epipher – Wirkung
Wie du an den Beispielen sehen konntest, entfaltet die Epipher eine bestimmte Wirkung im Text. Je nach Zusammenhang kann sie verschiedene Funktionen haben:
- Verstärkung: Indem ein Schlüsselwort immer wieder vorkommt, wird es besonders hervorgehoben. Da die Epipher relativ selten vorkommt, fällt sie automatisch stärker auf als andere Stilmittel. Je öfter die Epipher wiederholt wird, desto auffälliger ist sie.
- Rhythmisierung: Die Epipher kann durch die mehrfache Betonung des gleichen Wortes sehr gleichmäßig oder auch beschleunigend wirken.
- Reim: In Gedichten, bei denen die Wiederholung am Versende vorkommt, ist sie gleichzeitig auch ein identischer Reim.
Wenn du dich bei den Reimformen noch nicht auskennst, dann schau dir einfach dieses Video an!
Abgrenzung von anderen Stilmitteln
Es gibt verschiedene Stilmittel, die der Epipher sehr ähnlich sind. Sie gehören alle zum Feld der rhetorischen Mittel mit wörtlicher Wiederholung, die du als Repetitio bezeichnest. Deshalb solltest du aufpassen, dass du sie nicht verwechselst:
Anapher
Die Anapher ist das Gegenteil der Epipher: Hier findest du die Wiederholung am Satzanfang. Auch hier kann es sich um einzelne oder mehrere Wörter handeln.
Beispiel: „Das Wasser rauscht‘, das Wasser schwoll, / Ein Fischer saß daran“ – Goethe: Der Fischer
Symploke
Eine Kombination aus Anapher und Epipher nennst du Symploke oder Complexio. Ein Wort wird zu Beginn eines Satzes wiederholt, ein anderes an seinem Ende. Dieses Stilmittel ist sehr selten.
Beispiel: Alles geben die Götter, die unendlichen, / […] Alle Freuden, die unendlichen, / alle Schmerzen, die unendlichen – Goethe: Alles geben die Götter
Anadiplose
Auch die Anadiplose bezeichnet eine Wortwiederholung. In diesem Fall wird das letzte Wort eines Satzes zu Beginn des nächsten Satzes wiederholt.
Beispiel: „Mit dem Schiffe spielen Wind und Wellen,
Wind und Wellen nicht mit seinem Herzen.“ – Goethe: Seefahrt
Kyklos
Ein Kyklos ist die Wiederholung eines Wortes am Anfang und am Ende eines Satzes oder Abschnitts. Wie ein Rahmen umschließt das Stilmittel den Satz.
Beispiel: „Entbehren sollst du! Sollst entbehren!“ – Goethe: Faust I
Wie du siehst, kannst du Stilmittel leicht miteinander verwechseln. Aber da haben wir genau das Richtige für dich: Unsere Übersicht zu den Stilmitteln hilft dir bestimmt weiter!
Epipher – häufigste Fragen
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Was ist ein Epipher?
Ein Epipher ist ein Stilmittel, welches sich durch die mehrfache Wiederholung von Wörtern oder Wortgruppen am Ende aufeinanderfolgender Sätze bzw. Versen auszeichnet.
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Was ist ein Beispiel für ein Epipher?
Beispiel: Sie lachen über mich. Sie reden über mich. Sie lästern über mich.