Verniedlichung Stilmittel (Diminutiv)
Die Verniedlichung ist ein häufiges Stilmittel in der Literatur und auch im Alltag. Was sie ist, woran du sie erkennst und welche Wirkung sie hervorrufen soll, erklären wir dir hier im Beitrag.
Inhaltsübersicht
Was ist eine Verniedlichung? — einfach erklärt
Die Verniedlichung ist ein Stilmittel, das Personen, Tiere oder Objekte verniedlicht oder verkleinert. Um eine Verniedlichung zu bilden, benutzt du die Endungen -chen und -lein.
➡️ Beispiele: – die Katze → das Kätzchen – das Buch → das Büchlein |
Durch die Verniedlichung klingen die Worte direkt kleiner, zarter und liebevoller. Deshalb nennst du die Verniedlichung auch Verkleinerungsform.
Übrigens: Der Fachbegriff für die Verniedlichung lautet Diminutiv, was sich vom lateinischen diminutio (deutsch: „Verminderung“) ableitet.
Bildung des Diminutivs
Im Deutschen lässt sich fast jedes Wort in eine Verkleinerungsform umwandeln. Dafür nutzt du die Nachsilben (Suffixe) -chen oder -lein, die direkt an den Wortstamm angefügt werden.
Typischerweise steht -lein bei Wörtern, die Menschen bezeichnen. Die Endung -chen kommt hingegen häufiger bei Tiernamen zum Einsatz. Es gibt aber auch ein paar Ausnahmen, bei denen du beide Endungen anwenden kannst.
Beispiele mit -chen | Beispiele mit -lein |
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beide Endungen | |
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Egal, welchen Artikel das Wort eigentlich hat: alle Verkleinerungsformen sind grammatikalisch neutral und bekommen den Artikel “das“. Aus „der Hund“ wird “das Hündchen“, aus “der Vater“ wird “das Väterchen“.
Wichtig: Nicht jedes Wort, das auf -chen endet, ist auch ein Diminutiv. Wie z. B. „Lachen“ oder „Sachen“!
Adjektive und Verben im Diminutiv
Ein Adjektiv kann durch die Verwendung des Suffixes -lich ein Diminutiv sein.
➡️ Beispiele: – süß → süßlich – grün → grünlich |
Auch einige Verben können Diminutive sein. Wenn Verben auf -en enden, kannst du ihnen ein -eln anhängen. So erhältst du dann den Diminutiv! Dadurch haben die Verben eine abgeschwächte Bedeutung.
➡️ Beispiele: – lachen → lächeln – husten → hüsteln |
Regeln bei der Bildung des Diminutivs
Die wichtigste Regel für Diminutivformen besagt, dass du nur die Suffixe -chen und -lein an den Wortstamm anhängen musst. Es gibt jedoch noch weitere Regeln, die du beachten solltest:
Die Stammvokale a, o und u verändern sich zu den passenden Umlauten ä, ö und ü.
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Der Doppellaut au wird zu äu.
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Wenn ein Wort auf -ch oder -che endet, wird in der Regel das Suffix -lein zur Bildung des Diminutivs verwendet.
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Wenn der Stammvokal im Substantiv e, i, ä, ö oder ü ist, bleibt er unverändert.
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Diminutiv — Wirkung und Funktion
Ein Diminutiv kann viele verschiedene Wirkungen haben:
✓ Verkleinerung
Wird eine Person mit einer verkleinerten Namensform angesprochen, wirkt sie weniger autoritär und harmloser:
➡️ Beispiel: die Großmutter → das Großmütterchen |
✓ Verniedlichung:
Ein Diminutiv kann aber auch verniedlichen, was häufig im Umgang mit Tieren passiert:
➡️ Beispiel: die Katze → das Kätzchen |
✓ Abwertung:
Die Verniedlichung kann auch eine abwertende Wirkung haben. Wird ein Diminutiv von einer höhergestellten oder autoritären Person verwendet, kann das andere herabsetzen oder ihnen weniger Respekt entgegenbringen:
➡️ Beispiele: – der Kerl→ das Kerlchen – die Frau → das Fräulein |
In solchen Fällen zeigt das Diminutiv, dass jemand weniger Macht hat oder für unfähig gehalten wird. Achte beim Diminutiv also immer auf den Kontext.
Abhängig von Region und Dialekt nutzt du auch andere Endungen für das Diminutiv:
„-erl“ (Bayern, Österreich)
- der Hund → das Hunderl
- der Teller → das Tellerl
- das Stück → das Stückerl
„-le“ (Schwäbisch)
- der Vogel → das Vögle
- das Glas → das Gläsle
- die Blume → das Blümle
Alltag
Im täglichen Sprachgebrauch haben sich viele dieser Formen so sehr etabliert, dass die ursprüngliche Grundform kaum noch verwendet wird.
➡️ Beispiele: – Eichhorn → Eichhörnchen – Brot → Brötchen – Radies → Radieschen |
Übrigens: Auch das Wort „Mädchen“ ist ein Diminutiv! Dies ist eine Verkleinerungsform des mittelalterlichen Wortes „Magd“.
Literatur
Im Rahmen der Literatur treten Diminutive besonders häufig in der Gattung Märchen auf, wo sie eine kindliche, vertraute oder auch harmlose Atmosphäre schaffen sollen. So begegnet dir etwa im Märchen „Rumpelstilzchen“ der Brüder Grimm ein Diminutiv bereits im Namen der Titelfigur. Dadurch wirkt sie klein und geheimnisvoll. Auch das bekannte „Knusperhäuschen“ aus „Hänsel und Gretel“ zeigt, wie das Diminutiv eine gefährliche Situation verniedlicht.
Lyrik
Auch Dichter verwenden in der Lyrik Diminutive, um bestimmte Stimmungen zu erzeugen. Ein Beispiel hierfür ist „Heidenröslein“ von Johann Wolfgang von Goethe. Hierbei betont das Diminutiv „Röslein“ die Zartheit und Verletzlichkeit der Blume.
Medien
In den Medien wiederum dienen Diminutive häufig der Emotionalisierung oder der Ansprache eines jüngeren Publikums, etwa in Werbeslogans („mit einem Schlückchen Milch“) oder in Kindersendungen („Puppenstübchen“, „Tierchen“). Dadurch sollen Nähe, Niedlichkeit oder Harmlosigkeit vermittelt werden.
Das Gegenteil des Diminutivs ist das Augmentativ, also die Vergrößerungsform eines Begriffs. Im Deutschen tritt es meist in Form von Vorsilben (Präfixen) auf, zum Beispiel „Riesenportion“, „Supermarkt“, „Megaspaß“ oder „Ultraangebot“.
Solche Wörter dienen dazu, etwas besonders Großes, Starkes oder Eindrucksvolles auszudrücken — häufig mit übertreibender oder werbender Wirkung.
Verniedlichung — häufigste Fragen
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Was ist das Diminutiv? Das Diminutiv ist eine Form der Verkleinerung, die der Verniedlichung von Objekten, Tieren und Personen dient. Unabhängig vom ursprünglichen Artikel steht bei allen Diminutiven der bestimmte Artikel „das“. -
Was ist ein Beispiel für ein Diminutiv? Ein alltägliches Beispiel für ein Diminutiv ist „Häuschen“, das von „Haus“ abgeleitet wird. -
Wie lautet der Fachbegriff für Verniedlichung? Der Fachbegriff für Verniedlichung lautet Diminutiv, auch Deminutiv oder Diminutivum genannt. Das bezeichnet die grammatische Verkleinerungsform eines Wortes.
Euphemismus
Super, jetzt weißt du, was das Diminutiv ist! Die Verniedlichung ist nur eins von unzähligen Stilmitteln. Auch andere sprachliche Mittel lassen etwas harmloser oder niedlicher wirken, zum Beispiel der Euphemismus! Hier erfährst du mehr über ihn!