Else Lasker-Schüler
Else Lasker-Schüler prägte als Dichterin durch ihre Werke die Literaturepoche des Expressionismus maßgeblich. Mehr über ihr Leben erfährst du in diesem Beitrag und im Video .
Inhaltsübersicht
Wer war Else Lasker-Schüler?
Else Lasker-Schüler (1869-1945) gehört zu den bedeutendsten deutsch-jüdischen Dichterinnen des 20. Jahrhunderts. Sie galt als Wunderkind der Familie, denn bereits mit vier Jahren konnte sie lesen und schreiben.
Doch Ihr Leben war geprägt von den Verlusten enger Familienmitglieder und Freunde. Angetrieben von ihrer Trauer und Ruhelosigkeit verpackte Lasker-Schüler ihre Emotionen in Gedichte und andere Werke. Dabei bezieht sie sich in ihren Texten auf biblische Motive wie das Gelobte Land. Denn die Religion spielte für Lasker-Schüler und ihre Familie eine zentrale Rolle.
Ihr meist lebhafter und sinnbildlicher Schreibstil machte Lasker-Schüler zu einer Vertreterin des Expressionismus. Aufgrund der Sozialkritik in ihren Werken zählt sie außerdem als eine der Vorreiterinnen der avantgardistischen Moderne.
Auch heute noch sind Else Lasker-Schülers Werke von großer Bedeutung. In ihrem bekanntesten Werk „Die Wupper“(1909) thematisiert sie die sozialen Beziehungen und Tabus von zwei unterschiedlichen Familien. Dabei verarbeitete Lasker-Schüler Eindrücke und Erlebnisse aus ihrer Kindheit in Wuppertal.
Else Lasker-Schüler – Lebenslauf
Lasker-Schüler führte ein spannendes Leben. Sieh dir hier die wichtigsten Stationen in Else Lasker-Schülers Lebenslauf an:
- 11. Februar 1869: Geburt in Elberfeld, einem Stadtteil in Wuppertal
- 1894: Heirat mit dem Arzt Berthold Lasker und Umzug nach Berlin
- 1899: Beginn der Freundschaft mit Peter Hille, Veröffentlichung erster Gedichte, Geburt ihres Sohnes Paul
- 1902: Veröffentlichung des Gedichtbands „Styx“
- 1903: Scheidung von Berthold Lasker, Heirat mit dem Schriftsteller Herwarth Walden (Georg Lewin)
- 1906: Veröffentlichung „Das Peter-Hille-Buch“
- 1912: Brieffreundschaft mit Gottfried Benn
- 1919: Veröffentlichung der Geschichte „Der Malik“
- 1927: Tod ihres Sohnes Paul
- 1932: Else Lasker-Schüler erhält den Kleist-Preis
- 1933: Emigration in die Schweiz
- 1934-1937: Reise nach Palästina
- 1939: Rückkehr in die Schweiz wird ihr verweigert
- 22. Januar 1945: Tod in Jerusalem
Else Lasker-Schüler – Kindheit und Jugend
Else Lasker-Schüler wurde am 11. Februar 1869 in Elberfeld, einem Stadtbezirk von Wuppertal, geboren. Bei ihrer Geburt erhielt sie den Namen Elisabeth Schüler. Lasker-Schüler wuchs in einer wohlhabenden und harmonischen jüdischen Familie auf. Bereits mit vier Jahren konnte sie lesen und schreiben und galt so als Wunderkind der Familie. Ab 1880, besuchte sie das Lyzeum West an der Aue. Etwas später erkrankte Lasker-Schüler und brach die Schule ab. Stattdessen erhielt sie Privatunterricht im Hause ihrer Eltern.
💡 Schon gewusst? Als Lyzeum bezeichnest du eine weiterführende Schule, ähnlich wie ein Gymnasium. In der Zeit des 19. Jahrhunderts wurde der Begriff Lyzeum hauptsächlich für Mädchenoberschulen verwendet.
Bedeutung der Familie
Für Else Schüler hatte ihre Familie eine große Bedeutung. Doch sowohl ihr Lieblingsbruder, Paul Schüler, als auch ihre Eltern verstarben, als sie noch jung war. Der Verlust ihrer Familie prägte Schülers Leben und Werke über ihre gesamte Lebenszeit.
So spielte ihre Mutter eine zentrale Rolle in ihren späteren Werken. In Gedichten wie „Meine Mutter“(1911) und „Mein stilles Lied“ (1917) verkörpert Lasker-Schülers Mutter — insbesondere ihr Tod — biblische Motive. So stellt sie ihre Mutter wie eine Himmelsbotin und oft mit Flügeln dar. Auch in vielen anderen Werken verwendet Else Lasker-Schüler eine Art Heiligenbild für ihre Mutter.
Auch ihr verstorbener Vater war Vorbild für viele ihrer Werke. So war er beispielsweise die Vorlage für die Hauptfigur ihres Schauspiels „Die Wupper“ (1909). Darin wird Carl Pius, der Protagonist des Schauspiels, als äußerst hilfsbereiter Familienmensch dargestellt. Auch in ihrem Werk „Arthur Aronymus. Die Geschichte meines Vaters“ (1932) übernimmt Else Lasker-Schülers Vater die Rolle der Hauptfigur. Das Schriftstück handelt von dem 8-jährigen Jungen Arthur, der sich mit sozialen und religiösen Ungleichheiten auseinandersetzen muss.
Else Lasker-Schüler – erste Erfahrungen als Dichterin
Im Jahr 1894 heiratete Else Lasker-Schüler den Arzt Berthold Lasker. Gemeinsam zogen sie nach Berlin und Lasker-Schüler begann eine zeichnerische Ausbildung. Während ihrer Ausbildung freundete sie sich mit dem Schriftsteller Peter Hille an und trat dem Kreis der neuen Gemeinschaft bei, einer Vereinigung von Künstlern. So lernte Lasker-Schüler auch andere Schriftsteller und Künstler kennen und entdeckte ihre Leidenschaft für das Schreiben. Else Lasker-Schüler verfasste ihre ersten Gedichte, die 1899 in der Zeitschrift Die Gesellschaft erschienen.
Noch im selben Jahr bekam Else Lasker-Schüler einen Sohn. In Erinnerung an ihren verstorbenen Bruder erhielt er den Namen Paul.
Else Lasker-Schüler verfasste in den darauffolgenden Jahren 62 Gedichte, die im Jahr 1902 in ihrem Gedichtband Styx erschienen. In ihnen thematisierte die Dichterin hauptsächlich den frühen Verlust ihrer Eltern, gleichzeitig aber auch die Freude am Leben. Der Sprachstil der Styx war durch den Expressionismus geprägt.
Der Expressionismus ist eine künstlerische Strömung zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Diese Darstellungsform war stark von Emotionen und der subjektiven Wahrnehmung geprägt. Autoren, die sich dem Expressionismus widmeten, drückten ihre Gefühle vor allem durch lebhafte und sinnliche Stile aus.
Am 11. April 1903 ließen sich Else Lasker-Schüler und Berthold Lasker scheiden. Doch lange blieb die Dichterin nicht ehelos.
Else Lasker-Schüler – Leben als freie Dichterin
Noch im selben Jahr, am 30. November 1903, heiratete Else Lasker-Schüler den Schriftsteller Georg Lewin. Er war Herausgeber der expressionistischen Zeitschrift „Der Sturm“, die er unter seinem Pseudonym Herwarth Walden veröffentlichte. Den Vorschlag, seine Werke unter diesem Pseudonym zu veröffentlichen, erhielt er von seiner Ehefrau Lasker-Schüler.
Lasker-Schülers gewonnene Freundschaften und der Austausch zu den Künstlern des Kreises der neuen Gemeinschaft blieben für sie weiterhin bedeutsam. Besonders die Freundschaft zu Peter Hille prägte Lasker-Schülers Werke nachhaltig. So verarbeitete sie nach Hilles Tod im Jahr 1904 ihre Beziehung zu dem Schriftsteller in ihrem ersten Prosawerk, „Das Peter-Hille-Buch“(1906).
Auf ihr erstes Prosawerk folgte Else Lasker-Schülers Hochphase ihres Schaffens. 1909 veröffentlichte sie ihre erste Prosasammlung, „Die Nächte von Bagdad“. Noch im gleichen Jahr wird ihr expressionistisches Schauspiel „Die Wupper“ (1909) veröffentlicht, in der Lasker-Schülers Vater die Inspiration für die Hauptrolle war. Carl Pius, der Protagonist des Schauspiels, wird hier als hilfsbereiter und gefühlvoller Familienmensch dargestellt.
Doch als aufkommende Vertreterin des Expressionismus machte sich Lasker-Schüler erst mit dem Gedichtband „Meine Wunder“ (1911) einen Namen. In dem Gedichtband thematisierte Else Lasker-Schüler vor allem die Liebe, ein zentrales Motiv des Expressionismus.
Scheidung von Herwarth Walden
Im Jahr 1910 trennte sich Lasker-Schüler von ihrem Ehemann Herwarth Walden, zwei Jahre später folgte die Scheidung. Lasker-Schüler lebte nun als freie Schriftstellerin. Doch ohne regelmäßiges eigenes Einkommen war sie auf die finanzielle Unterstützung ihrer Freunde angewiesen. Besonders der Publizist Karl Kraus half der Dichterin über die Runden zu kommen.
Brieffreundschaften mit Gottfried Benn und Franz Marc
Ihre erste bedeutende Brieffreundschaft schloss Lasker-Schüler im Sommer 1912 mit Gottfried Benn. Aus dieser Freundschaft ging eine Großzahl an Liebesgedichten hervor, wie beispielsweise das Gedicht „Höre!“ (1914). Doch die bedeutendste Brieffreundschaft fand zwischen Lasker-Schüler und dem Künstler Franz Marc statt.
Etwa zwei Jahre standen Lasker-Schüler und Marc in einem regelmäßigen Briefwechsel. Dabei nahm Else Lasker-Schüler die Rolle des Prinzen Jussuf von Theben ein. Franz Marc antwortete ihr mit der Rolle des Blauen Reiters. Doch die Brieffreundschaft der beiden Künstler war nicht nur von literarischer Natur. So nutzte Marc die Vorderseite der Briefkarten, um auf Ihnen thematisch passende Aquarelle zu malen. Währenddessen schmückte Lasker-Schüler ihre Briefe mit Bildern. In den Zeitschriften Der Brenner und Die Aktion wurden zwischen 1913 und 1915 der Briefwechsel der beiden Künstler veröffentlicht.
Doch auch die Freundschaft zu Franz Marc nahm ein unglückliches Ende. Marc starb im ersten Weltkrieg . Else Lasker-Schüler verarbeitete den Verlust Marcs und anderer enger Freunde in der Kaisergeschichte „Der Malik“ (1919).
Else Lasker-Schüler – Exil
Als im Jahr 1927 auch noch Else Lasker-Schülers Sohn verstarb, begann für die Dichterin ein dunkler Lebensabschnitt. Zwar erhielt sie 1932 den Kleist-Preis für ihr Gesamtwerk und die Veröffentlichung ihres Sammelbandes Konzert, doch ihr weiterer Lebensverlauf war von Ruhelosigkeit geprägt.
💡 Schon gewusst? Der Kleist-Preis war eine Auszeichnung für aufstrebende Dichter. 1933 löste sich die Stiftung auf, weil eine Übernahme durch die Nazis befürchtet wurde. Else Lasker-Schüler war somit die letzte Preisträgerin.
Im Jahr 1933 wanderte Else Lasker-Schüler in die Schweiz aus. Doch dort erhielt die Jüdin ein Arbeitsverbot, denn die Schweiz erteilte nur befristete Aufenthaltsgenehmigungen. Else Lasker-Schüler war gezwungen, ständige Ortswechsel vorzunehmen. Zwischen 1934 und 1937 trat sie zwei Reisen nach Palästina an, bis ihr ein Jahr später die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt wurde. Sie galt nun in der Schweiz als „schriftenlos“, also als eine ausländische Person ohne gültige Reisedokumente.
1939 trat Else Lasker-Schüler ihre dritte Reise nach Palästina an. Doch der zweite Weltkrieg verhinderte eine Rückkehr in die Schweiz. Ihr restliches Leben verbrachte Lasker-Schüler in Palästina.
Else Lasker-Schüler – Tod
1944 erkrankte Else Lasker-Schüler. Etwa ein Jahr später, am 16. Januar 1945, erlitt die Dichterin einen Herzanfall. Kurze Zeit später, am 22. Januar 1945, verstarb Lasker-Schüler im Alter von 75 Jahren in Jerusalem.
Doch ihre Werke überlebten bis in die heutige Zeit. In ihren Werken beschäftigte sie sich hauptsächlich mit dem Gelobten Land (Israel) und der Stadt Jerusalem. Dabei greift sie häufig auf biblische Motive und ihre Exilerfahrungen zurück.
Else Lasker-Schüler – Gedichte und Werke
Else Lasker-Schülers Gedichte und Werke, besonders ihre expressionistischen Gedichte , sind auch heute noch von großer Bedeutung. Hier siehst du eine Übersicht ihrer bekanntesten Schriften:
Gedichte
- Styx (1902)
- Der siebente Tag (1905)
- Meine Wunder (1911)
- Hebräische Balladen (1913)
- Höre! (1914)
- Die Kuppel (1920)
- Mein blaues Klavier (1943)
Prosa
- Das Peter-Hille-Buch (1906)
- Die Nächte der Tino von Bagdad (1907)
- Konzert (1932)
- Arthur Aronymus. Die Geschichte meines Vaters (1932)
Romane und Schauspiele
- Die Wupper (1909)
- Mein Herz (1912)
- Der Malik (1919)
- Arthur Aronymus und seine Väter (1932)
Zudem verfasste Else Lasker-Schüler im Jahr 1925 eine Streitschrift mit dem Namen „Ich räume auf! Meine Anklage gegen meine Verleger“. In dieser Streitschrift verurteilt die Schriftstellerin ihre ehemaligen Verleger und stellt sie als profitgierig dar.
Steckbrief Else Lasker-Schüler
Für einen kurzen Überblick zu Else Lasker-Schülers Biographie, schau dir Lasker-Schülers Steckbrief an:
Name | Elisabeth Lasker-Schüler |
Lebensdaten |
geboren am 11. Februar 1869 in Elberfeld gestorben am 22. Januar 1945 in Jerusalem |
Familie |
Eltern: Aaron Schüler und Jeanette Schüler Geschwister: fünf Ehemänner: Berthold Lasker (verh. 1894-1903) und Herwarth Walden (verh. 1903-1912) Kinder: Paul Lasker-Schüler |
Bekannt für/als | Dichterin, Zeichnerin, Vertreterin des Expressionismus, avantgardistische Moderne |
Bekannteste Werke |
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Exilliteratur
Else Lasker-Schüler war nicht nur eine Vertreterin des Expressionismus. Mit ihren Werken beeinflusste sie auch die Exilliteratur nachhaltig. Was es mit der Exilliteratur auf sich hat, erfährst du hier . Also bleib dran!