Nachkriegsliteratur (Epoche)
Bestimmt hast du schon mal von der sogenannten Nachkriegsliteratur gehört. Aber was genau ist das eigentlich und was verbindet sie mit der Trümmerliteratur? Das erfährst du in unserem Beitrag und im Video!
Inhaltsübersicht
Nachkriegsliteratur Epoche einfach erklärt
Die Nachkriegsliteratur ist eine deutsche Literaturepoche zwischen 1945 und 1967. Wie der Name bereits verrät, verarbeiteten die Autoren zu dieser Zeit die Erlebnisse und Folgen des Zweiten Weltkriegs. Als Deutschland später gespalten wurde, passte sich auch die Literatur den vor Ort herrschenden politischen und sozialen Umständen an.
Die oft mit der Nachkriegsliteratur gleichgesetzte Trümmerliteratur
(1945-1950) ist genau genommen nur eine Strömung der Epoche. Themen der Nachkriegszeit sind: der Krieg, Tod und Überleben in den Trümmern und die Teilung Deutschlands in West und Ost. Du kannst dir merken, dass die Trümmerliteratur den Anfang der Nachkriegszeit
bildet, wohingegen die Nachkriegsliteratur auch spätere Ereignisse wie die Teilung Deutschlands behandelt.
Die Nachkriegsliteratur bezeichnet eine Literaturepoche, die von 1945 bis 1967 in Deutschland verbreitet war. In ihren Werken beschäftigen sich die Autoren mit dem Leben im zerstörten Deutschland. Die spätere Spaltung des Landes führte zur Ausbildung zwei verschiedener Literaturausrichtungen: BRD Literatur und DDR Literatur.
Um die Abgrenzung deutlich zu machen, haben wir in unserem Zeitstrahl die Nachkriegsliteratur Epoche in ihre Bestandteile Trümmerliteratur, BRD und DDR zerlegt.
- Zeitraum: 1945-1967
- Einordnung: zwischen Exilliteratur /Innere Emigration und Neue Subjektivität
- Geschichte: Ende des Zweiten Weltkriegs, Untergang des Dritten Reichs, Besetzung durch die Alliierten, zerstörte Städte, Tote, Kriegsgefangene und Vertriebene, Spaltung Deutschlands, Aufteilung in BRD und DDR
- Weltbild: Schuldfrage, Nationalsozialismus
- Themen: Verwirrung, Zerstörung, Aufarbeitung und Verdrängung des Krieges, Sozialismus, Arbeiterwelt
- Literatur: Gedichte, Kurzgeschichten nach US-amerikanischem Vorbild, Exildramatik, Rückblick auf die Weimarer Klassik
- wichtige Vertreter: Brecht , Borchert, Böll, Celan
Nachkriegsliteratur – historischer Hintergrund
Unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs beschlossen die vier Siegermächte auf der Potsdamer Konferenz im August 1945, dass Deutschland in vier Besatzungszonen aufgeteilt werden soll. Das waren: die sowjetische, die amerikanische, die englische und die französische. Ziel war es, dadurch Deutschland endgültig von den Resten des Nationalsozialismus zu befreien und das Land zu demokratisieren.
Da das Zusammenleben der Siegermächte jedoch viele Uneinigkeiten mit sich brachte, kam es 1949 schließlich zur Zweiteilung Deutschlands. Im Westen wurde die Bundesrepublik Deutschland (BRD) und im Osten die Deutsche Demokratische Republik (DDR) gegründet. Als Folge wurde, genau wie das Land, auch die Nachkriegsliteratur in zwei Ausrichtungen gespalten: Es entstand die Literatur der BRD und die Literatur der DDR. Somit fand eine territoriale, politische und literarische Teilung Deutschlands statt.
Nachkriegsliteratur Merkmale – Welt- und Menschenbild
Kurz nach dem Krieg, das heißt, während der Strömung der Trümmerliteratur, waren das Land und die Menschen wortwörtlich zerstört. Die Häuser und Straßen lagen in Trümmern und die Menschen mussten sich von ihren Idealen und ihren Wünschen verabschieden. Deutschland war in jeder Hinsicht geschwächt und musste zunächst wieder aufgebaut werden. Erst durch den wirtschaftlichen Aufschwung 1950 kam es zum Ende der Trümmerliteratur.
Doch Deutschland und die Nachkriegsliteratur blieben immer noch gespalten. Es fand eine Abgrenzung zwischen Innerer Emigration im Westen und Exilliteratur im Osten statt. Unter Innere Emigration verstehst du Autoren, die zwar gegen den nationalsozialistischen Gedankengang waren, aber das Land nie verlassen und ihre Abneigung nicht offen ausleben konnten. Zu ihnen gehörten beispielsweise Erich Kästner , Hans Carossa oder Oskar Loerke.
Vertreter der Exilliteratur hingegen hatten Deutschland zu Kriegszeiten verlassen und im Exil über ihren Unmut berichtet. Die meisten von ihnen sind nach Kriegsende wieder zurückgekehrt. Vertreter der Exilliteratur waren: Bertolt Brecht, Anna Seghers, Johannes Becher, Arnold Zweig, Stephan Hermlin und Stefan Heym.
Während im Westen die nationalsozialistische Vergangenheit verdrängt wurde, versuchte man vor allem im Osten, die schreckliche Vergangenheit zu verarbeiten. Du siehst also: Zur Nachkriegsliteratur Epoche herrschten sehr viel Uneinigkeit und Chaos im Land.
Nachkriegsliteratur Merkmale – Themen und Motive
Die Trümmerliteratur (1945-1950) beschäftigte sich vor allem mit den Leiden der Menschen. Es wurde über die Zerstörung durch den Krieg, die Orientierungslosigkeit der Bevölkerung und die Schuldfrage berichtet. Später standen Themen wie der Sozialismus und der Antifaschismus vor allem in der DDR Literatur im Vordergrund. Als Sozialismus Definition kannst du dir Folgendes merken: Ziel war es, eine gerechte Gesellschaft zu schaffen, in der alle Bürger dieselben Besitz- und Reichtümer hatten.
Da die DDR unter der sozialistischen Herrschaft der Sowjetunion stand, versuchten die Autoren dort diesen Gedankengang zu verbreiten und zu umwerben. Damit wollte man erreichen, dass sich mehr Menschen dem sozialistischen Lebensstil anschlossen. Unter Antifaschismus verstehst du Bewegungen und Ideologien, die sich gegen den Nationalsozialismus richten.
Nachkriegsliteratur – Literarische Gattungen
Fast genauso wichtig wie die verschiedenen Literaturgattungen war die berühmte Gruppe 47. Damit ist ein Netzwerk an Autoren und Verlegern gemeint, die sich jährlich zu einem gemeinsamen Treffen verabredeten. Bei diesen Versammlungen wurden nicht veröffentlichte Werke vorgetragen oder Diskussionsrunden über aktuelle politische, soziale und literarische Themen abgehalten. Ziel der Vereinigung war es, neue Kontakte zu knüpfen und die zurückgewonnene literarische Freiheit auszuleben.
Die Gruppe 47 wird heutzutage als Talentschmiede bezeichnet, da viele einflussreiche Autoren aus ihr hervorgingen. Wichtige Mitglieder waren: Ilse Aichinger, Ingeborg Bachmann, Heinrich Böll, Paul Celan und viele mehr. Die Gruppe 47 war deswegen so bedeutend, da mit der Auflösung der Gruppe 47 im Jahr 1967 auch die Nachkriegsliteratur Epoche ihr Ende fand.
Lyrik
In der Nachkriegszeit fand eine Rückbesinnung auf die Lyrik als wichtigste Gattung statt. Durch den starken Fokus auf diese literarische Gattung wollte man die alten, nach nationalsozialistischem Vorbild verfassten Gedichte wieder aufwerten. Nachkriegsliteratur Gedichte waren für viele Autoren die beste Möglichkeit, ihre Empfindungen und Erfahrungen auszudrücken.
Epik
Die wichtigste Prosaform in der Nachkriegszeit war die Kurzgeschichte . Als literarisches Vorbild nahm man sich die amerikanische short story und Autoren wie Ernest Hemingway oder Edgar Allan Poe. In Deutschland sind vor allem Wolfgang Borcherts Kurzgeschichten bekannt: „Die Küchenuhr“, „An diesem Dienstag“ und „Die Kirschen“. Eine ausführliche Analyse zu Borcherts Kurzgeschichte „Nachts schlafen die Ratten doch“ findest du übrigens hier !
Dramatik
Im Bereich der Dramatik muss jedoch strenger zwischen West und Ost unterschieden werden. Während im Osten (DDR) Werke von Exildramatikern wie Bertolt Brechts „Mutter Courage und ihre Kinder „ erstaufgeführt wurden, fand im Westen (BRD) ein Rückgriff auf Klassiker wie Lessings „Nathan der Weise ” oder Goethes „Iphigenie auf Tauris ” statt.
Nur sehr wenige in der Nachkriegsliteratur entstandene Dramen wie Borcherts „Draußen vor der Tür „ oder Zuckmayers „Des Teufels General“ hatten wirklichen Erfolg.
Nachkriegsliteratur – Autoren und Werke
Da eine klare Abgrenzung zwischen Nachkriegsliteratur, Trümmerliteratur und Literatur in der DDR nicht immer eindeutig möglich ist, werden im Folgenden wichtige Autoren und literarische Werke aus allen Strömungen angeführt:
- Johannes R. Becher: „Heimkehr“
- Bertolt Brecht: „Der kaukasische Kreidekreis“
- Wolfgang Borchert: „Nachts schlafen die Ratten noch“, „Draußen vor der Tür“, „Die Hundeblume“
- Paul Celan: „Mohn und Gedächtnis“, „Der Sand aus den Urnen“
- Heinrich Böll: „Wanderer, kommst du nach Spa…“, „Der Mann mit den Messern“
- Günter Eich: „Latrine“, „Züge im Nebel“
- Nelly Sachs: „In den Wohnungen des Todes“
- Arno Schmidt: „Leviathan“
- Wolfdietrich Schnurre: „Das Begräbnis“
- Carl Zuckmayer: „Des Teufels General“
Trümmerliteratur
Jetzt weißt du alles Wichtige über die Nachkriegsliteratur Epoche. Möchtest du noch ganz genau erfahren, wie die Strömung der Trümmerliteratur aussah? Dann auf zu diesem Video .