Hermann Hesse
Hermann Hesse galt zeitweise als „unerwünschter“ Autor, einige seiner Bücher wurden sogar verboten! Wer der Schriftsteller war und wieso er sich gewissermaßen auf der verbotenen Liste befand, erfährst du in diesem Beitrag und in unserem Video .
Inhaltsübersicht
Wer war Hermann Hesse?
Hermann Hesse (1877-1962) war ein deutsch-schweizerischer Autor und Dichter. Seine Werke prägten die Literatur des 20. Jahrhunderts und wurden mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.
Besondere Bedeutung hatte Hesse als Schriftsteller während des Ersten Weltkriegs und des NS-Regimes. In beiden Fällen nahm er in seinen Schriften kritische Stellung zu politischen Ereignissen.
Aus diesem Grund galt Hermann Hesse als „unerwünschter Autor“, dessen Bücher für volksfeindlich erklärt wurden. Das hielt Hesse aber nicht von seiner Arbeit ab. Er hatte das Ziel, mit seinen Schriften anderen Menschen die Augen zu öffnen.
Viele deutsche Künstler teilten seine Meinung. Nach seiner Auswanderung in die Schweiz wurde Hermann Hesse so zur ersten Anlaufstelle für flüchtende Künstler und Schriftsteller.
Hermann Hesse Lebenslauf
Der Schriftsteller Hermann Hesse lebte ein langes und spannendes Leben. Über die wichtigsten Stationen erfährst du in diesem Lebenslauf:
1877 | Geburt am 2. Juli in Calw in Württemberg |
1891 | Stipendiat im evangelischen Klosterseminar Maulbronn, von dem er sieben Monate später „flieht“ |
1893 | Abschluss der Mittleren Reife am Cannstatter Gymnasium |
1895 | Abschluss der Lehre zum Turmuhrenmechaniker; Beginn der Lehre zum Buchhändler in Tübingen |
1898 | Veröffentlichung seiner ersten Lyriksammlung „Romantische Lieder“ |
1899-1903 | Arbeit als Buchhändler und Antiquar in Basel |
1904 | Literarischer Durchbruch mit „Peter Camenzind“ |
1907-1912 | Co-Herausgeber der linksliberalen Zeitschrift „März“ |
1914 | Arbeit in der Kriegsgefangenenfürsorge |
1924 | Erhalt der schweizerischen Staatsbürgerschaft |
1933-45 | Öffentliche Ablehnung des NS-Regimes; Anlaufstation für flüchtende Künstler aus Deutschland |
1946 | Nobelpreis für Literatur mit dem Werk |
1962 | Tod am 9. August in Montagnola bei Lugano |
Hermann Hesse Biographie
Hermann Hesse wurde am 2. Juli 1877 in der württembergischen Stadt Calw als Sohn eines Missionars geboren. Der kleine Hermann besuchte das evangelische Klosterseminar Maulbronn, doch nach nur sieben Monaten lief er davon. Schon damals sagte er, er wolle „entweder Dichter oder gar nichts“ werden.
Der Weg zum Schriftsteller
Nachdem Hesse seine Mittlere Reife abgelegt hatte, schloss er zunächst zwei Ausbildungen ab: Als Turmuhrenmechaniker sowie als Buchhändler und Antiquar. Während dieser Zeit entstanden die frühen literarischen Werke des späteren Schriftstellers. 1898 veröffentlichte er seine erste Lyriksammlung „Romantische Lieder“.
Für die Arbeit als Buchhändler und Antiquar zog Hesse in die Schweiz, wo er nach rund zwei Jahrzehnten die Schweizer Staatsbürgerschaft erhielt. Mit dem zivilisationskritischen Entwicklungsroman „Peter Camenzind“ gelang Hesse 1904 schließlich der literarische Durchbruch. Aber nicht nur zu seiner Zeit hatte Hesse Erfolg mit diesem Roman: Noch heute sehen Literaturexperten das Werk als Anfang des modernen Bildungsromans.
Für Hesse bedeutete die Anerkennung vor allem, dass er die nächsten Jahre als freier Schriftsteller arbeiten konnte. Gemeinsam mit anderen Persönlichkeiten aus dem Literaturbereich gab er 1907-1912 die linksliberale Zeitschrift „März“ heraus.
Für sein Lebenswerk wurde der Schriftsteller Hermann Hesse 1946 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Das hatte er vor allem Büchern wie „Das Glasperlenspiel“ und „Krieg und Frieden“ zu verdanken.
Kriegszeit
Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, meldete sich Hermann Hesse freiwillig zum Militärdienst. Weil er aber stark kurzsichtig war, wurde er als Soldat für dienstuntauglich erklärt. Stattdessen arbeitete er daraufhin in der Kriegsgefangenenfürsorge, wo er die Bücherei leitete und Bücher für Gefangene sammelte. Seine Erlebnisse dort machten Hesse zu einem entschiedenen Kriegsgegner.
Während des Krieges stürzte Hermann Hesse selbst in eine tiefe Krise. Nicht nur hatte er zu dieser Zeit mit dem Tod seines Vaters, der schweren Erkrankung seines Sohnes und der geistigen Krankheit seiner Frau zu kämpfen.
Auch das politische Versagen vieler Künstler und Intellektuellen angesichts des Kriegs enttäuschte ihn stark. Denn anstatt in ihren Werken die Wahrheit zu schildern und sich gegen den Krieg und die grausamen Ereignisse auszusprechen, stellten sie ihre Arbeit in den Dienst der Propaganda.
Um all seine Gedanken und Gefühle zu verarbeiten, begann Hermann Hesse zu dieser Zeit mit der Malerei. Über 3000 Aquarelle konnte er bis zu seinem Tod fertigstellen.
Hermann Hesse Tod
Mit dem Alter verschlechterte sich der Gesundheitszustand von Hesse zunehmend. Deshalb zog er sich immer mehr zurück — auch aus seinem literarischen Leben. Aufgrund eines Schlaganfalls starb Hermann Hesse schließlich am 9. August 1962 im schweizerischen Montagnola.
Zu Zeiten des Ersten Weltkriegs
Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs zählte offensichtlich als eine solche Krisenzeit.
Hermann Hesses Arbeit in der Kriegsgefangenenfürsorge beeinflusste den Schriftsteller stark, sodass er in vielen seiner Texte seine Haltung gegen Krieg und Patriotismus deutlich ausdrückte. Politisch rechts orientierte Publizisten erklärten ihn daraufhin zum Vaterlandsverräter.
Nach dem Ende des Krieges zog Hesse nach Montagnola im schweizerischen Tessin. Aber auch im Ausland engagierte er sich weiterhin politisch als Schriftsteller. So wandte er sich in Publikationen oder Antworten auf Leserbriefe immer wieder an die deutsche Jugend. Hermann Hesse hoffte, dass diese das Land geistig erneuern und einen weiteren Krieg verhindern würde.
Zu Zeiten der Nationalsozialisten
Mit der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler 1933 setzte sich das nationalsozialistische Regime durch. Der öffentlich regimekritische Hermann Hesse wurde von den Nationalsozialisten zum „unerwünschten Autor“ erklärt und seine Werke als volksfeindlich eingestuft. Sie wurden verboten und der Verleger des Schriftstellers sogar verhaftet.
Dennoch ließ sich Hermann Hesse nicht den Mund verbieten. In privaten Briefen und politischen Texten kritisierte er weiter das nationalsozialistische Regime und lehnte die Herrschaft Hitlers ab. Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden diese Schriften offiziell veröffentlicht.
Genauso wie Hesse nahmen auch andere Künstler eine regimekritische Haltung ein. Da sie deswegen in Deutschland ein gefährliches Leben führten, mussten viele von ihnen ins Ausland flüchten. Für diese Künstler diente der in die Schweiz ausgewanderte Hesse häufig als erste Anlaufstelle.
Hermann Hesse Werke
Hermann Hesse prägte mit seiner Schriftstellerei die Literatur des 20. Jahrhunderts. Eine Auswahl seiner bekanntesten Werke siehst du hier:
- Romantische Lieder (1898)
- Eine Stunde hinter Mitternacht (1899)
- Peter Camenzind (1904)
- Unterm Rad (1906)
- Demian (1919)
- Siddharta (1922)
- Der Steppenwolf (1927)
- Narziß und Goldmund (1930)
- Das Glasperlenspiel (1943)
Der Steppenwolf – Zusammenfassung
Den Schriftsteller Hermann Hesse hast du jetzt kennengelernt und weißt somit, dass er politisch engagiert war. Sein Roman „Der Steppenwolf“ wurde von den Nationalsozialisten als volksfeindlich erklärt. Wenn du wissen möchtest, wovon das Buch handelt, dann schaue dir unseren Beitrag dazu an.