Erich Kästner
Vor allem seine Kinderbücher machten Erich Kästner berühmt. Aber was steckt noch hinter dem weltweit bekannten Schriftsteller? Alles, was du wissen musst, erfährst du hier und in unserem Video !
Inhaltsübersicht
Wer war Erich Kästner?
Erich Kästner (1899 – 1974) wurde vor allem durch seine Kinder- und Jugendbücher wie „Emil und die Detektive“, „Pünktchen und Anton“ und „Das doppelte Lottchen“ weltbekannt. Gleichzeitig war er auch Drehbuchautor und Kabarettist. Erich Kästners Werke spiegeln zwei gegensätzliche Ansätze wider: Während er in seinen Kinderbüchern eine heile Welt darstellte, wollte er mit seinen Gedichten gesellschaftliche Probleme aufdecken.
Kästner schrieb in erster Linie sogenannte „Zweckliteratur“: Da er aus kleinbürgerlichen Verhältnissen stammte, schilderte er die Welt aus bürgerlicher Sicht und in einer leicht verständlichen Alltagssprache.
1933 verbrannten die Nationalsozialisten Kästners Gedichtbände und seinen satirischen Roman „Fabian“, in dem er sich gegen die spießbürgerliche Moral, Militarismus und Faschismus wendete. Trotz Schreibverbot veröffentlichte er weitere Romane im Ausland.
Erich Kästner gilt als Vertreter der Neuen Sachlichkeit. Charakteristisch für diese Epoche ist eine leicht verständliche Sprache. Der Autor versucht, seine Beobachtungen einzufangen und zum Ausdruck zu bringen, sodass der Leser direkt versteht, worum es geht.
Erich Kästner Lebenslauf
Einen ersten Überblick über Kästners Leben bekommst du jetzt:
- 23. Februar 1899: Geburt von Erich Kästner als Sohn von Ida und Emil Richard Kästner
- 1918: Abschluss im Strehlener Lehrerseminar
- 1922: Anstellung bei der „Neuen Leipziger Zeitung“ neben dem Studium
- 1925: Promotion zum Dr. phil mit dem Thema: Die Erwiderungen auf Friedrichs des Großen Schrift „De la littérature allemande“
- 1927: Entlassung bei der „Neuen Leipziger Zeitung“ wegen eines erotischen Gedichts, Umzug nach Berlin und Arbeit als Theaterkritiker
- ab 1928: zeitkritische, politisch-satirische Texte für das Kabarett, erster Gedichtband „Herz auf Taille“
- ab 1929: Veröffentlichung von Kinderromanen („Emil und die Detektive“ (1929), „Pünktchen und Anton“ (1931), „Der 35. Mai“ (1931), „Das fliegende Klassenzimmer“ (1933))
- 1933: Verbrennung verschiedener Arbeiten von Kästner durch die Nationalsozialisten
- ab 1937: Mehrmalige Verhaftung von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo ), aber Kästner wird immer wieder freigelassen
- 1942: Kästner schreibt das Drehbuch für den Film „Münchhausen“, Erhalt von totalem Schreibverbot durch die Nationalsozialisten, Veröffentlichung von „Drei Männer im Schnee“ (1934) und „Georg und die Zwischenfälle“ (1938) unter einem Pseudonym im Ausland
- 1945: Mitarbeiter am Kabarett „Die Schublade“ in München, leitender Redakteur des Feuilletons der „Neuen Zeitung“ in München
- 1946: Herausgabe der Zeitschrift „Pinguin. Für junge Leute“, Veröffentlichung der Gedichtauswahl „Bei Durchsicht meiner Bücher“, Kästners erstem Buch nach Kriegsende
- 1949: Veröffentlichung der Kinderbücher „Das doppelte Lottchen“ und „Die Konferenz der Tiere“
- 1957: Geburt seines Sohnes Thomas, Auszeichnung mit dem Georg-Büchner-Preis
- 29. Juli 1974: Kästner stirbt im Alter von 75 Jahren in München an Krebs
Erich Kästner Biografie
Erich Kästner wurde am 23. Februar 1899 in Dresden geboren. Sein Vater war Sattlermeister und Fabrikarbeiter. Seine Mutter arbeitete als Dienstmädchen und später schließlich als Friseurin. Er stammte also aus kleinbürgerlichen Verhältnissen, was er in seinen Werken immer wieder aufgriff. Ob Emil Kästner wirklich Erichs leiblicher Vater war, ist unklar. Es würde allerdings die Gleichgültigkeit Erichs gegenüber dem Vater und die enge Bindung zur Mutter erklären.
Erich Kästner Familie
Zusammen mit seinen Eltern lebte Erich Kästner in einer bescheidenen Wohnung. Zu seiner Mutter Ida hatte er sein Leben lang ein enges Verhältnis, er nannte sie „Muttchen“. Sie unterließ keine Anstrengungen, ihrem Sohn die bestmögliche Erziehung und Bildung zu bieten und übertrug all ihre Wünsche und Hoffnungen auf ihr einziges Kind.
Da der Lohn seines Vaters kaum für den Lebensunterhalt reichte, vermietete Kästners Mutter ein Zimmer ihrer Wohnung unter. Außerdem eröffnete sie im Schlafzimmer der Familie ein Frisiergeschäft. In „Emil und die Detektive“ lassen sich Parallelen zu dieser Situation erkennen: Der zwölfjährige Emil verliert das Geld seiner Mutter und hat Angst, ihr dadurch Schaden oder Leid zuzufügen.
💡 Schon gewusst? Nach Kästners Auszug schrieb er seiner Mutter ihr Leben lang fast täglich Briefe, die er immer mit „Dein oller Junge“ unterzeichnete. Außerdem sendete er auch noch nach seinem Auszug seine Wäsche nachhause, was für Ida Kästner die nicht zu unterbrechende Bindung zu ihrem Sohn bedeutete. Sogar als seine Wohnung ausgebombt wurde, fuhr seine Mutter mit dem Zug von Dresden nach Berlin, um ihrem Sohn die Wäsche zu bringen.
Ausbildung und Studium
Nach der Schule beschloss Kästner Lehrer zu werden und begann eine Ausbildung als Volksschullehrer. Inspiriert wurde er durch die Untermieter der Familie, die oft selbst Lehrer waren.
1917 wurde Erich Kästner zum Militärdienst einberufen und absolvierte dort eine Ausbildung. Mit 18 Jahren musste er als Soldat in den Ersten Weltkrieg , aus dem er ein Jahr später mit schwerem Herzleiden zurückkehrte. Daraufhin schloss er sein Lehrerseminar ab, arbeitete jedoch nicht in diesem Beruf: Er begann ein Studium in Leipzig mit den Fächern Germanistik, Theatergeschichte, Philosophie und Geschichte.
Während des Studiums übernahm Kästner häufig Nebenjobs, da er nicht viel Geld hatte und nur so seinen Lebensunterhalt finanzieren konnte. Er schrieb Texte für mehrere Zeitungen, unter anderem die „Neue Leipziger Zeitung“. Gleichzeitig veröffentlichte er erste Gedichte, beispielsweise „Herz auf Taille“.
1925 promovierte Erich Kästner und war zunächst ein relativ gut verdienender Redakteur. Zwei Jahre später ging er nach Berlin, wo seine Gedichte, Essays und Kritiken in renommierten Zeitungen wie der „Vossische Zeitung“ und der „Weltbühne“ erschienen.
Erich Kästner – Bücher
Im Jahr 1929 erschien „Emil und die Detektive“, das Erste von Kästners Kinderbüchern, das ihn weltberühmt machte. Es folgten „Das fliegende Klassenzimmer“ und andere erfolgreiche Kinderbücher. Du hast bestimmt auch schon einmal eines seiner Werke gelesen oder von einem seiner Werke gehört. Denn Erich Kästner zählt auch heute noch zu den bekanntesten Kinderbuchautoren Deutschlands.
In seinen Kinderbüchern inszeniert Kästner eine heile Welt. Das führte teilweise zu der Kritik, dass Erich Kästner die Zustände zu friedvoll darstellen würde. Außerdem könne die fälschliche Annahme entstehen, dass schwerwiegende soziale und ökonomische Konflikte schlagartig gelöst werden könnten. Kästner selbst sah es aber als seine pädagogische Pflicht an, die junge Generation durch seine Literatur positiv zu beeinflussen, sodass die Gesellschaft sich möglicherweise wandeln könnte.
💡 Schon gewusst? Erich Kästner hatte nie vor, Kinderbücher zu schreiben. Auf diese Idee brachte ihn erst die Verlegerin Edith Jacobsohn, die nach deutschen Kinderbuchautoren für ihren Verlag suchte. Das Besondere an Kästners Werk ist, dass er nicht aus der Sicht der Erwachsenen, sondern aus der Sicht der Kinder schrieb. Er versuchte, sich in ihre Gedankenwelt hineinzuversetzen.
Oft zeigt sich Erich Kästner jedoch auch kritisch: 1931 veröffentlicht er den Roman „Fabian — Geschichte eines Moralisten“. In diesem Buch warnte er vor den damaligen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen.
Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten
Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, verschärfte sich Kästners kritische Haltung weiter. Seine Bücher landeten bei der Bücherverbrennung 1933 auf dem Scheiterhaufen. Den Nazis zufolge spiegelten sie nicht den „deutschen Geist“ wider. Erich Kästner selbst war bei diesem Ereignis anwesend.
Er wurde mehrfach von den Nationalsozialisten verhaftet und erhielt 1942 sogar ein Schreibverbot. Trotzdem blieb er in Deutschland und schrieb unter einem erfundenen Namen weiter. Er verfasste unter dem Pseudonym Berthold Bürger sogar das Drehbuch zur Verfilmung der „Abenteuer Münchhausens“, die in Berlin gedreht wurden. Nachdem er 1945 einen Hinweis erhielt, dass er aufgrund seiner Schriften umgebracht werden sollte, setzte er sich nach Tirol ab und erlebte dort das Kriegsende.
Nach dem zweiten Weltkrieg leitete Erich Kästner das Feuilleton (den Kulturteil) der Neuen Zeitung in München. Es war die erste überregionale Zeitung, die nach dem Krieg in Deutschland erscheinen durfte. Außerdem gründete er zwei Kabaretts.
1949 erschienen die Kinderbücher „Das doppelte Lottchen“ und „Die Konferenz der Tiere“, seine letzten großen Erfolge.
Letzte Jahre
Im Jahr 1957 veröffentlichte Erich Kästner sein autobiographisches Buch „Als ich ein kleiner Junge war“. Bei der Entstehung dieses Buches half ihm sein Vater, indem er Kästner seine Erinnerungen an dessen Kindheit schilderte. Sonst war Emil Kästner eigentlich nie aktiv an Erichs Leben beteiligt. Noch im Dezember desselben Jahres starb Emil Kästner.
Ebenfalls im Dezember 1957 wurde Kästners einziger Sohn Thomas geboren. Die Mutter war allerdings nicht Erich Kästners langjährige Lebensgefährtin Luiselotte Enderle, die als Vorbild für die Mutter „Luiselotte“ der Zwillinge in „Das doppelte Lottchen“ diente. Es war die wesentlich jüngere Friedel Siebert. Mit ihr hatte Kästner ein langjähriges Verhältnis. Das führte zu schweren Zerwürfnissen und Konflikten mit seiner Lebensgefährtin.
Erich Kästner blieb sein Leben lang unverheiratet. Ein naheliegender Grund dafür könnte sein fast ungesund enges Verhältnis zu seiner dominanten Mutter sein, das bis zu seinem Tod bestehen blieb.
Am 29. Juli 1974 verstarb Erich Kästner im Alter von 75 Jahren in München an Speiseröhrenkrebs.
Erich Kästner Werke
Du hast nun schon einige von Erich Kästners Werken kennengelernt. Eine Übersicht über alle Erich Kästner Werke findest du hier!
Kinderbücher
- Emil und die Detektive. Ein Roman für Kinder (1928)
- Pünktchen und Anton (1930)
- Der 35. Mai oder Konrad reitet in die Südsee (1931)
- Das fliegende Klassenzimmer. Ein Roman für Kinder (1933)
- Emil und die drei Zwillinge. Die zweite Geschichte von Emil und den Detektiven (1934)
- Die Konferenz der Tiere. Ein Buch für Kinder und Kenner (1949)
- Das doppelte Lottchen. Ein Roman für Kinder (1949)
- Der kleine Mann (1963)
- Der kleine Mann und die kleine Miss (1967)
Romane und Erzählungen
- Fabian. Die Geschichte eines Moralisten (1931, Romansatire)
- Drei Männer im Schnee. Eine Erzählung (1934, Roman)
- Die verschwundene Miniatur oder Die Abenteuer eines empfindsamen Fleischermeisters (1935, Roman)
- Georg und die Zwischenfälle (1938, Roman)
- Der gestiefelte Kater. Nacherzählung (1950)
- Des Freiherrn von Münchhausens wunderbare Reisen und Abenteuer zu Wasser und zu Lande. Nacherzählung (1951)
- Die Schildbürger. Nacherzählung (1954)
- Leben und Taten des scharfsinnigen Ritters Don Quichotte. Nacherzählung (1956)
- Als ich ein kleiner Junge war (1957, autobiografische Erzählung)
- Heiteres von Walter Trier (1959, heiteres Geschichtenbuch)
- Gullivers Reisen. Nacherzählung (1961)
- Das Schwein beim Friseur und andere Geschichten (1962)
- Da samma wieda! Geschichte in Geschichten (1970)
- Wer nicht hören will, muss lesen. Eine Auswahl (1971)
- Der Zauberlehrling. Ein Romanfragment (1974)
Lyrik
- Dämmerung, Deine Hände, Heimkehr (1920, Gedichte)
- Herz auf Taille (1928, Gedichtband)
- Kennst du das Land, wo die Kanonen blühen? (1928, Gedicht)
- Das Bänkelbuch (1929, Gedichte)
- Ein Mann gibt Auskunft (1930, Gedichtband)
- Gesang zwischen den Stühlen (1932, Gedichtband)
- Doktor Erich Kästners lyrische Hausapotheke (1936, Lyrik)
- Die dreizehn Monate (1955, Gedichtzyklus)
- Wieso – Warum? Ausgewählte Gedichte 1928–1955 (1962)
- Warnung vor Selbstschüssen (1966, Gedichte)
- Erich Kästner. Gedichte (1973)
Erich Kästner Steckbrief
In diesem Erich Kästner Steckbrief haben wir dir alle wichtigen Informationen zu Erich Kästner zusammengefasst:
Name | Erich Kästner |
Geburt | 23. Februar 1899 in Dresden |
Tod | 29. Juli 1974 in München |
Familie |
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Ausbildung |
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Bekannteste Werke |
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Neue Sachlichkeit
Erich Kästner gilt als ein bedeutender Vertreter der Neuen Sachlichkeit . Alles zur Definition bis hin zu den Merkmalen und dem Hintergrund dieser Epoche findest du im nächsten Beitrag!