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Empfindsamkeit (Epoche)

Was genau ist eigentlich die Epoche der Empfindsamkeit? Und welche Merkmale und Vertreter hat die Empfindsamkeit Literatur? Das alles erfährst du in unserem Beitrag und Video !

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Inhaltsübersicht

Empfindsamkeit Epoche einfach erklärt

Die Epoche der Empfindsamkeit ist eine Literaturströmung, die sich zur Zeit der Aufklärung entwickelte und im deutschsprachigen Raum von 1740 bis 1790 andauerte. Die meisten literarischen Vertreter waren junge Schriftsteller aus dem Bildungsbürgertum. Sie reagierten mit gefühlsbetonten literarischen Formen auf den vorherrschenden Vernunftgedanken.

Im Gegensatz zum Sturm und Drang , der sich der Aufklärung entgegenstellte, ergänzte die Empfindsamkeit die rationalen Ansichten der Aufklärung, indem sie das Gefühl und das Empfindsame als gleichwertig zum Verstand ansah. Du kannst die Epoche der Empfindsamkeit also nicht als Gegenbewegung zur Aufklärung verstehen, sondern als Ergänzung zur aufklärerischen Epoche.

Empfindsamkeit Definition

Die Empfindsamkeit war eine Literaturströmung, die in Deutschland den Zeitraum zwischen 1740 und 1790 umfasste. Junge Bildungsbürger strebten ein gefühlsbetontes, sentimentales, naturverbundenes und frommes Weltbild an, das das Gefühl und die Empfindung mit der Vernunft und dem Rationalismus der Aufklärung gleichstellte.

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Zeitstrahl literarische Epochen (bis 1920)
Steckbrief Empfindsamkeit – Merkmale im Überblick
  • Zeitraum: 1740-1790
  • Einordnung: parallel zur Aufklärung und zum Sturm und Drang
  • Geschichte: Deutsches Reich aus kleinen Einzelstaaten wird allmählich zentraler verwaltet, selbstbewusstes Bürgertum, Reaktion zur Aufklärung
  • Weltbild: Emotionen genauso wichtig wie Vernunft, Auflehnen gegen gesellschaftliche Ordnung, adelige Vormachtstellung und Fremdbestimmung werden hinterfragt, individuelles Empfinden als Maßstab für Handeln und Persönlichkeit, individuelle Frömmigkeit (Pietismus)
  • Themen: Gefühle, Naturverbundenheit, Frömmigkeit, Freundschaft, Nächstenliebe
  • Literatur: Lyrik am beliebtesten, aber auch Dramatik und Epik
  • wichtige Vertreter: Klopstock, von La Roche, Claudius, Hölty, Voß

Empfindsamkeit Epoche – historischer Hintergrund

Die Bezeichnung der Epoche geht auf einen damaligen Neologismus , also eine Wortneuschöpfung, des deutschen Dichters Gotthold Ephraim Lessing zurück. Auf seinen Ratschlag hin übersetzte der Verleger Johann Christoph Bode 1768 den Roman von Laurence Sterne „A Sentimental Journey through France and Italy“ mit dem Titel „Yoriks empfindsame Reise“. Erst später setzte sich das Wort als Bezeichnung für die Epoche durch.

Während das Deutsche Reich , das zur Zeit der Aufklärung aus mehreren kleinen Einzelstaaten bestand, nach und nach zentraler verwaltet wurde, entwickelte sich die Empfindsamkeit als Strömung heraus. Du kannst sie als Ergänzung zur Aufklärung sehen und als eine Art Vorläufer des späteren Sturm und Drangs.

Vertreter der Empfindsamkeit hinterfragten wie die Stürmer und Dränger den Absolutismus und die Vormachtstellung des Adels, also die Fremdbestimmung durch die oberen Gesellschaftsschichten. Das führte dazu, dass die Bürger mehr Toleranz und Gleichheit forderten. Der Sturm und Drang lehnte das aufklärerische Ideal ab, das von Verstand und Moral geprägt war. Er strebte stattdessen einen extremen Gefühlsausdruck an. Die empfindsamen Vertreter hingegen widersprachen nicht allen aufklärerischen Ideen. Sie stellten vielmehr Emotionen und das Sentimentale an die Seite der vernünftigen und rationalen Ansätze der Aufklärung.

Empfindsamkeit Merkmale – Welt- und Menschenbild

Menschen sollten Empfindungen und Gefühle also nicht mehr als Makel sehen, sondern als eine Möglichkeit, die persönliche Gefühlswelt ausdrücken zu können. Die Empfindsamkeit Epoche war also eine Reaktion auf den vorherrschenden Rationalismus der Aufklärung. Rationalismus bezeichnet die Annahme, dass Menschen nur mit ihrem Verstand die Wahrheit erkennen können. Somit basiere jegliches Wahrnehmen, Denken und Handeln auf Vernunft und Logik. Bei den empfindsamen Anhängern dagegen herrschte die Ansicht, dass das emotionale Innenleben und die individuellen Empfindungen eines Menschen seine Handlungen und Persönlichkeit beeinflussten.

Somit war die Weltsicht der Literaturströmung von Sentimentalität und Enthusiasmus, also von Rührseligkeit und überschwänglicher Begeisterung, geprägt. Diese intensiven Gefühlsempfindungen halfen den Bildungsbürgern, vor ihrer gesellschaftlichen und politischen Unterdrückung zu fliehen.

Außerdem war die Epoche der Empfindsamkeit vom Pietismus beeinflusst. Unter Pietismus verstehst du eine religiöse Bewegung innerhalb der protestantischen Glaubensrichtung. Sie richtete sich gegen den Dogmatismus der Kirche, also die kirchlichen Vorgaben und Lehren (z. B. aus der Bibel).

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Mutter mit ihren Kindern: individuelle Frömmigkeit eines Menschen

Stattdessen sollte im Pietismus jeder einzelne Mensch einen eigenen Zugang zur Religiosität finden, indem er das Göttliche subjektiv wahrnimmt, also nur für sich persönlich. Somit nahmen die individuelle Frömmigkeit und die persönliche Empfindung und der Ausdruck von Gefühlen einen hohen Stellenwert in der Empfindsamkeit ein.

Sturm und Drang Merkmale – Themen und Motive

In der Epoche der Empfindsamkeit ging es hauptsächlich um die Betonung der Gefühle. Themen, die bei der Strömung wichtig waren, drehten sich in der Literatur demnach darum, wie der Mensch Gefühle erlebt und empfindet. Auch die gefühlsbeladene Frömmigkeit beeinflusste literarische Werke, wobei die Wahrnehmung des einzelnen Menschen im Fokus stand. Außerdem haben literarische Vertreter die starke Verbundenheit zur Natur thematisiert, indem sie das persönliche Erleben und Empfinden der Natur beschrieben.

Gefühlsbetontheit

Gefühle als typisches Merkmal äußerten sich in zentralen Motiven wie Lebensgenuss, Freundschaft, Nächsten- und Geschwisterliebe und Trauer. Typischerweise wurde auch beschrieben, wie der Mensch sein seelisches Innenleben beobachtet und wie sich dabei sein Inneres in Bezug auf Anmut und Tugend verhält. Die Themen handelten also davon, wie sich äußere Schönheit und innere vorbildliche Eigenschaften auf die Empfindungen und Emotionen des Menschen auswirkten.

All diese Gefühlsregungen wurden überschwänglich dargestellt und zeigten dadurch, dass jegliche Emotionen menschlich waren. Das heißt, auch sentimentale und rührselige Gefühle, die vorher als Makel galten, wurden nicht mehr versteckt. Durch diese verstärkte Innenkehr in die persönliche Gefühlswelt wurden die Menschen aufmerksamer in Bezug auf seelische Vorgänge und verstanden sie besser. Das beeinflusste dann auch ihre Handlungen und Persönlichkeit, denn sie nahmen für sie Gefühle als Maßstab.

Frömmigkeit

Es war außerdem wichtig, dass jeder Mensch den Gauben und die Beziehung zu Gott für sich selber erlebt. Ein zentrales Motiv war also die persönliche, gefühlsbetonte Frömmigkeit. Sie war geprägt von der Ansicht, dass die eigene Religiosität die fromme Lebensweise bestimmte und nicht die vorgegebenen Lehren der Bibel. So sollte der Glaube eines Menschen aus einer Frömmigkeit entstehen, die von eigenen Erlebnissen und Empfindungen beeinflusst war.

Naturverbundenheit

Die Leidenschaft für die Natur war auch ein typisches Merkmal der Empfindsamkeit. Dabei waren die Gefühlsregungen beim Entdecken und Erleben der Natur zentral, die Vertreter durch Schwärmereien und mit sentimentalem Überschwang beschrieben. Die Natur ermöglichte es dem Menschen, sich mehr auf sein Inneres zu konzentrieren, wodurch der Fokus auf das Privatleben gelegt wurde. Dies machte den Unterschied zum Absolutismus deutlich, der charakteristisch für die Betonung der Öffentlichkeit war.

Empfindsamkeit – Literatur und typische Vertreter

Diese Themen und Motive bestimmten auch die Gattungen der Empfindsamkeit Literatur. Vor allem die Lyrik eignete sich gut, um schwärmerisch und überschwänglich Gefühlsempfindungen darzustellen. Aber auch epische und dramatische Texte ermöglichten es den Menschen, in sich zu kehren und dadurch vor der Unterdrückung der Obrigkeit zu fliehen.

Lyrik

Dichter konnten lyrische Formen durch ihre sprachlichen und formalen Eigenschaften sehr gut nutzen, um emotionale Regungen und Stimmungen detailliert darzustellen und dadurch den Leser zu rühren. Dazu gehörte die Verwendung von rhetorischen Mitteln , z. B. Hyperbeln , also Übertreibungen, oder Ausrufe (Oh!, Ah!), und formbezogene Mittel wie das Metrum bzw. Versmaß und das Reimschema .

Typische Gedichtformen waren Oden , Idyllen, Hymnen und Elegien , denn sie eigneten sich dank ihrer charakteristischen Inhalte und Formen perfekt, um das Gefühls- und Seelenleben eines Menschen überschwänglich auszudrücken. Ein wichtiger Vertreter war Friedrich Gottlieb Klopstock.

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Friedrich Gottlieb Klopstock

In seinem Heldengedicht „Der Messias“ thematisierte Klopstock die Naturverbundenheit und individuelle Frömmigkeit, und beeinflusste damit andere Autoren der Epoche.

Epik

Die persönliche innere Gefühlswelt konnten die Vertreter der Empfindsamkeit auch in Briefen und Briefromanen, Reiseberichten und Tagebüchern übersteigert beschreiben. Zu den wichtigsten literarischen Werken zählt hier der Briefroman „Die Leiden des jungen Werther “ von Goethe , der vor allem auch im Sturm und Drang sehr bedeutend war. Die Beschreibungen der subjektiven Emotionen von Werther passen genau zu den Merkmalen der Epoche.

Dramatik

Zur dramatischen Gattung der Empfindsamkeit Epoche zählten sogenannte weinerliche Lustspiele oder Rührstücke. Anstelle des Komödiantischen, auf dem zuvor der Fokus lag, rückten in ihnen Darstellungen von Empfindungen in den Vordergrund. Sie hatten zum Ziel, das Publikum zu Tränen zu rühren. Somit gewann auch das bürgerliche Trauerspiel an Beliebtheit. Für die Epoche wichtige Werke waren zum Beispiel die von August von Kotzebue und August Wilhelm Iffland.

Wichtige Autoren und Werke der Empfindsamkeit (Literatur)

  • Friedrich Gottlieb Klopstock: „Messias“, „Hermanns Schlacht“, „Oden“, „Der Zürchersee“, „Die frühen Gräber“, „Die Frühlingsfeier“
  • Matthias Claudius: „Der Wandsbecker Bothe”, „Abendlied“
  • Ludwig Heinrich Hölty: „Gedichte“
  • Johann Heinrich Voß: „Der siebzigste Geburtstag“, „Luise“
  • Sophie von La Roche: „Geschichte des Fräuleins von Sternheim“
  • Johann Wolfgang von Goethe: „Die Leiden des jungen Werther
  • August von Kotzebue:Die beiden Klingsberg“
  • August Willhelm Iffland: „Figaro in Deutschland
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Sturm und Drang

Während die Betonung des Gefühls charakteristisch in der Empfindsamkeit war, findest du eine extreme Überhöhung von Gefühlen bis hin zu einer Art Gefühlsrausch im Sturm und Drang. Was sonst noch typisch für diese Literaturströmung war, erfährst du hier !

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