Romantik (Epoche)
Die Romantik ist nicht nur ein Sammelbegriff für Liebe und Kitsch, sondern auch eine bedeutende Epoche der Kunst und Kultur. In diesem Beitrag und in unserem Video erfährst du alles über die Literaturepoche der Romantik und wie du ein Gedicht der Romantik erkennst.
Inhaltsübersicht
Romantik Epoche einfach erklärt
Die Romantik ist eine Epoche, die zwischen 1795 und 1840 verbreitet war. Die Menschen hatten damals mit großen historischen Veränderungen wie der Industrialisierung und der Französischen Revolution zu kämpfen. Als Reaktion darauf und als Protest gegen die rückwärtsgewandten Ideale der Klassik beschäftigten sich die Romantiker mit dem Inneren des Menschen, seinen Gefühlen und seiner Beziehung zur Natur. Erste Versuche, das Unterbewusstsein zu verstehen finden sich in der damaligen Literatur wieder. Gleichzeitig verehrten die Romantiker aber auch das Mythische und Märchenhafte des Mittelalters.
Tipp: Einen Blick auf die Epoche der Romantik in der Kunst findest du hier .
Die Romantik-Epoche fällt in die Zeit von 1795 bis 1840. Ihre Vertreter beschrieben das Innenleben ihrer Figuren, anstatt sich mit den äußeren, gegenwärtigen politischen und gesellschaftlichen Umständen zu beschäftigen. Sie waren enttäuscht von den verlorenen demokratischen Werten der Französischen Revolution.
- Zeitraum: 1795-1840
- Einordnung: zwischen Aufklärung und Realismus
- Geschichte: Französische Revolution, Aufklärung, Napoleons Eroberung Europas, Auflösung und Wiederherstellung des Heiligen Römischen Reiches, Verlust neu gewonnener demokratischer Werte, Industrialisierung, bürgerliches Selbstbewusstsein; Beginn in Deutschland und Großbritannien, dann weltweite Verbreitung
- Weltbild: Rückzug von der als bedrohlich wahrgenommenen, äußeren Welt ins innere Gefühlsleben der Figuren
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Themen: der Einzelne und seine Emotionen, Träume und das Unterbewusste, das Fantastische, Natur, Heimat
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Literatur: Lyrik am beliebtesten, aber auch Epik, dafür weniger Dramatik
- Wichtige Vertreter: Novalis, Tieck, Hoffmann, Schlegel, Brentano, Arnim, Grimm, Eichendorff
Romantik Epoche — historischer Hintergrund
Die Französische Revolution 1789 zog europaweit große Umbrüche in Politik und Gesellschaft nach sich. Daneben kam auch noch die Industrialisierung in Schwung. Das Leben der Menschen änderte sich schnell und stark. Eine neue Arbeiterklasse entstand und die Landbevölkerung zog es in die Städte auf der Suche nach Fabrikarbeit.
Die aufklärerischen Ideen der Revolution prägten die Leute, die sich nun nicht mehr dem herrschenden Adel unterwerfen wollten. Das Bürgertum wurde selbstbewusster und verlangte Mitspracherecht in der Politik. Die Menschen forderten Demokratie statt Alleinherrschaft.
Kurzzeitig wurden ihre Wünsche mit der Gründung des sogenannten Rheinbunds 1806 erfüllt. Frankreichs Kaiser Napoleon veranlasste seine Gründung, nachdem er das Heilige Römische Reich durch seine Eroberung aufgelöst hatte. Der Rheinbund war ein loser Zusammenschluss deutscher Staaten, der es aber ermöglichte, einheitliche Reformen einzuführen. In Preußen wurden dadurch modernisierende Reformen wie die Gewerbefreiheit, die Emanzipation der Juden, die Bildungsreform, die Städteordnung und die Bauernbefreiung durchgeführt.
Napoleons Einfluss auf Europa endete jedoch im Jahre 1815, als er sich in Waterloo geschlagen geben musste. Daraufhin trafen sich die adligen Machthaber zum Wiener Kongress 1815 und beschlossen, die von der Französischen Revolution gestürzte Ordnung wiederherzustellen. Sämtliche erlangten demokratischen Rechte und Freiheiten wurden den Leuten dadurch wieder genommen und sie mussten sich erneut einem adligen Alleinherrscher unterwerfen. Das wollten viele aber nicht hinnehmen, wodurch die Protestepoche des Vormärz entstand. Auch die Vertreter der Romantik hielten die Ideen der Französischen Revolution hoch und waren enttäuscht vom Wiener Kongress. Aufstände wurden allerdings niedergeschlagen und von der Gesetzgebung wie den Karlsbader Beschlüssen 1819 aktiv unterdrückt.
Romantik Merkmale — Welt- und Menschenbild
Eigentlich war die Romantik eine Gegenreaktion zur Aufklärung und zur Klassik , sowie zur Industrialisierung. Der Einzelne sollte im Mittelpunkt stehen und seine Gefühle sollten dargestellt werden. Dieser Rückzug ins Innere war eine Reaktion auf die äußere Welt, die für die Romantiker zunehmend bedrohlicher wirkte.
Die Industrialisierung ließ die Städte rasant wachsen und machte aus dem Menschen nicht mehr als ein gewinnbringendes Werkzeug in der immer schnelleren Produktion von Gütern. Die Unterschiede zwischen den gesellschaftlichen Schichten wurden größer, das Elend unter den Arbeitern wuchs. Das Bild der Städte war geprägt von Schmutz und Lärm und entfernte sich immer mehr von der Natur. Die adlige Elite holte sich ihre Macht über die unteren Schichten zurück und ging erbarmungslos gegen Proteste vor. Die Romantiker versuchten, in ihren Werken zumindest geistig dieser Welt zu entkommen. Deswegen verehrten sie die unberührte Natur und das innere Gefühlsleben des Menschen.
Romantik Merkmale — Themen und Motive
Dieser Wunsch nach Ausbruch aus der Wirklichkeit findet sich auch in den Motiven der Romantik wieder.
Natur und Mittelalter — Merkmale der Romantik
Die Modernisierung und die Industrialisierung der Städte erschien den Romantikern als gefährlich und unnatürlich. Die Natur wurde als ursprünglicher und unberührter Gegenpol idealisiert. Aus dem gleichen Grund beschönigten sie ebenso das Mittelalter und manchmal auch die Antike. Dazu zeigten sie sich fasziniert von fremden, meist orientalischen Kulturen.
Traumwelten — Merkmale der Romantik
Am typischsten für die Romantiker ist allerdings die Beschäftigung mit fantasievollen Traumwelten. Dabei konzentrierten sie sich auf die subjektive Wahrnehmung einer einzelnen Figur und untersuchten ihr Innerstes. Die Autoren gewährten so einen Einblick in die seelischen Abgründe einer Figur, jenseits ihres Verstandes, und in ihr Unterbewusstsein. Zur Darstellung benutzten sie Metaphern , die das unsichtbare Geistige, das Geheimnisvolle und Nicht-Alltägliche beschreiben sollten. Weitere beliebte Motive waren die Nacht und der Tod.
Schwellenmotive — Merkmale der Romantik
Diese Motive stellten oft den Übergang zwischen zwei Zuständen dar, also zwischen Traum und Realität. Das Zwielicht, die Dämmerung, der Mondschein, die Jahreszeiten oder das Fenster sind beispielsweise allesamt sogenannte Schwellenmotive, die einen Zustand „dazwischen“ beschreiben. Weitere Übergangsmotive waren aber auch Gestalten zwischen Fantasie und Wirklichkeit, wie Fabelwesen .
Die Blaue Blume — Merkmale der Romantik
Der Frühromantiker Novalis erfand eines der wichtigsten Motive der Romantik: die Blaue Blume. Er benutzte sie als erster in seinem unvollständigen Roman „Heinrich von Ofterdingen“, in der die Blaue Blume für die Sehnsucht der Hauptfigur steht.
Daraufhin wurde die Blaue Blume zu einem universell beliebten Bild in der Romantik, das Sehnsucht, Liebe und Unendlichkeit symbolisiert .
Politik — Merkmale der Romantik
Obwohl die Romantiker nicht begeistert von ihrer gegenwärtigen Situation in der Gesellschaft waren, griffen sie dennoch erwachende politische Strömungen wie den Nationalismus und den Patriotismus, also einen übertriebenen Nationalstolz und eine starke Vaterlandsliebe auf. Diese verbanden sie mit der Verehrung der unberührten Natur, die sie als ihre Heimat betrachteten.
Ironie — Merkmale der Romantik
Der Ausdruck romantische Ironie wurde von Friedrich Schlegel, Schriftsteller und Philosoph der Frühromantik, erstmals benutzt. Schlegel bezeichnete damit den Vorgang der Selbstreferenz, das heißt, wenn in einem Werk ein Autor Bezug auf sein eigenes Werk nimmt und es kritisiert. Diese Ironie war ein häufiges Merkmal romantischer Texte, wie zum Beispiel in Ludwig Tiecks „Der gestiefelte Kater“, in dem sich zwei Figuren über den Wert der Komödie unterhalten.
Jenaer Romantik — Romantik Epoche
In der Frühromantik, auch Jenaer Romantik genannt, entstanden die Grundsätze der Romantik. Die ersten Vertreter trafen sich in Jena, um sich auszutauschen. So wurde der Ort ein wichtiges Zentrum der frühen Romantik. Die Brüder August Wilhelm Schlegel und Friedrich Schlegel verlegten die Zeitschrift Athenaeum, die zu einem Hauptverleger für frühe Romantiker wie Novalis wurde. Sie prägte maßgeblich das Bild der Literatur der Romantik.
Heidelberger Romantik — Romantik Epoche
Die Hochromantik oder Heidelberger Romantik bildete sozusagen die nächste Generation der Romantiker nach Jena. Sie ließen sich von der Jenaer Romantik inspirieren und griffen ihre Werte auf, kritisierten aber gleichzeitig frühromantische Werke. In Heidelberg erstellten Achim von Arnim und Clemens Brentano „Des Knaben Wunderhorn“, eine Volksliedsammlung, die den erwachenden Patriotismus anfachte. Alte deutsche Sagen und Märchen erfreuten sich ebenfalls neuer Beliebtheit unter den Romantikern, die das Alte, als kulturell wertvoll Angesehene, wiederentdeckten. Die Volksdichtung erhielt neue Wertschätzung. Neben Joseph von Eichendorff, der in der Stadt studierte, trafen sich viele Autoren der Hochromantik in Heidelberg. Dieser Heidelberger Kreis hatte auch Kontakte zu den Brüdern Grimm, die alte Märchen sammelten und aufschrieben.
Berliner Romantik — Romantik Epoche
Die Berliner Romantik oder Spätromantik spielte sich nicht hauptsächlich in Berlin ab, sondern auch in anderen Städten. Spätromantiker wie Eichendorff, E. T. A. Hoffmann, Brentano, Tieck und Eduard Mörike konzentrierten sich auf epische Texte, darunter vor allem Sagen, Novellen, Märchen und Romane. Häufigstes Motiv dieser Textsorten war das Schaurige. Ziel war es, menschliche Abgründe zu beleuchten. Politisch positionierten sich die Spätromantiker klar gegen die Aufklärung und ihren Vernunftglauben, da sie den reinen Verstand für fehlerhaft hielten. Stattdessen wandten sie sich wieder der Religion zu und verehrten das Mittelalter. Gleichzeitig wünschten sich viele ein geordnetes Politsystem unter adligen Herrschern zurück.
Gattungen — Romantik Merkmale
Die Romantiker strebten nach freieren Ausdrucksformen als den gängigen, starr festgelegten Gattungsgrenzen. Sie versuchten, diese Grenzen verwischen zu lassen. Dabei verbanden sie Elemente der drei verschiedenen Gattungen und erschufen Mischformen. Novalis und Schlegel verwendeten für diese Mischformen den Begriff Universalpoesie. Neben der äußeren Form sollten sich in ihr auch die Themen Kunst und Wissenschaft miteinander verbinden. Somit wurden Traum und Wirklichkeit in der Romantik miteinander verwoben. Wenn du diese Themen in einem Gedicht wiederfindest, kannst du also in deiner Gedichtanalyse angeben, dass es sich um ein Gedicht der Epoche Romantik handelt.
Diese Universalpoesie war laut Schlegel progressiv. Das heißt, sie war nie vollendet und entwickelte sich immer weiter fort. Folglich waren viele Texte der Romantiker unvollständig. Diese nur teilweise fertigen Werke nennst du Fragmente.
Lyrik
Lyrische Texte waren in der Romantik die beliebteste Gattung, weil sie sich gut für die Beschreibung des inneren Gemütszustands und der Gefühle einer Figur eigneten. Zudem konnten sie im Sinne der Universalpoesie erzählerische Elemente, also Merkmale der Epik beinhalten. Von diesem Begriff abgeleitet, wurde die Lyrik auch als Kunstpoesie bezeichnet. Die Volksdichtung war hingegen Naturpoesie. Die Sprache war meist einfach und „volksnah“. Ein typisches Merkmal romantischer Lyrik ist der volksliedhafter Aufbau. Romantische Gedichte orientieren sich oft an Volksliedstrophen, also an Strophen mit vier bis sechs Versen , die immer im Kreuzreim verfasst sind.
Tipp: Wie du bei der Interpretation romantischer Gedichte vorgehst, erklären wir dir hier.
Epik
Auch die Gattung der Epik konnte Merkmale aus den anderen Gattungen verwenden und war daher weit verbreitet. Beliebte epische Textsorten waren Novellen und Kunst- oder Volksmärchen. Die Kurzgeschichte erlebte auch eine Blütezeit.
Besonders bekannt ist im deutschen Sprachraum E. T. A. Hoffmann für seine oft unheimlichen Novellen. Sie ähneln den in der englischen Romantik verbreiteten gothic novels, die als Gegenstück des deutschen Schauerromans galten. Sie waren Teil der sogenannten Schwarzen Romantik .
Dramatik
Das Drama empfanden die Romantiker als ungeeignet, weil sie damit die innere Gefühlswelt oder das Unbewusste einer einzelnen Figur schlecht darstellen konnten. Eines der wenigen bedeutenden Dramen war Ludwig Tiecks Komödie „Der gestiefelte Kater“.
Wichtige Autoren und Werke der Romantik (Literatur)
- Joseph von Eichendorff: „Mondnacht ”, „Wünschelrute“, „Zwei Gesellen“, „Sehnsucht ”, „Der letzte Held von Marienburg“, „Aus dem Leben eines Taugenichts ”, „Das Marmorbild „
- Novalis: „Hymnen an die Nacht“, „Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren“, „Heinrich von Ofterdingen“
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Eduard Mörike: „Um Mitternacht“
- Ludwig Tieck: „Andacht“, „Der Runenberg“, „Der blonde Eckbert“
- Clemens Brentano: „Wiegenlied“, „Sprich aus der Ferne“, „Die Gründung Prags“
- Heinrich Heine : „Aus alten Märchen winkt es“
- Achim von Arnim und Clemens Brentano: „Des Knaben Wunderhorn“
- Heinrich von Kleist: „Die Marquise von O… ”
- E. T. A. Hoffmann: „Der Sandmann ”, „Die Elixiere des Teufels“, „Das öde Haus“, „Der goldne Topf ”
- Jacob und Wilhelm Grimm: „Kinder- und Hausmärchen“, „Deutsche Sagen“
- Friedrich Schlegel: „Lucinde“, „Brief über den Roman“
- Bettina von Arnim: „Die Günderode“
Romantik Epoche — häufigste Fragen
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Wann war die Epoche der Romantik?
Die Epoche der Romantik prägte die Literatur von ca. 1795-1835. Du kannst sie in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1835) untergliedern. Die Epoche dauerte in der Malerei bis Mitte des 19. Jahrhunderts und in der Musik sogar bis Anfang des 20. Jahrhunderts.
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Was sind Merkmale der Epoche Romantik?
Zur Zeit der Romantik lag der Fokus auf Produktivität und Leistung. Das wurde von Vertretern der Romantik kritisiert — sie stellten das Individuum und die subjektiven Gefühle eines Menschen in den Vordergrund. Auch das Interesse am Geheimnisvollen und eine Hinwendung zur Natur sind wichtige Merkmale der Epoche.
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Welche Motive sind typsich für die Romantik?
Typische Motive der Romantik sind die Flucht in Traum- oder Fantasiewelten und die Rückbesinnung auf die Natur. Auch die Glorifizierung des Mittelalters und das Ablehnen von gegenwärtigem Etablierten sind wichtige Motive der Epoche. Sprachliche Merkmale sind vor allem die Synästhesie und die romantische Ironie.
Weimarer Klassik
Die Romantiker stellten sich gegen die Ideale der Klassik, die sie kritisierten. Wenn du wissen willst, wie sehr sich die klassischen Werte von den romantischen unterscheiden, sieh dir am besten unser Video zur Weimarer Klassik an.