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Sturm und Drang (Epoche)

Was macht den Sturm und Drang so besonders und warum gilt er als Aufstand der jungen Dichter? Die wichtigsten Ideen und Merkmale der Epoche findest du in diesem Beitrag und im Video.

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Inhaltsübersicht

Sturm und Drang — einfach erklärt

Die Epoche des Sturm und Drangs ist eine Bewegung in der deutschen Literatur, die zwischen 1765 und 1790 entstanden ist. Vor allem junge Schriftsteller aus dem Bürgertum richteten sich mit der literarischen Bewegung gegen das starre Weltbild der Aufklärung.

Statt sich Vernunft und Ordnung zu verlassen, setzten die Autoren auf Leidenschaft und Emotion. Die Autoren wollten also ihre Ideen frei ausdrücken. Dafür vertrauten sie nicht auf alte Regeln, sondern auf ihr eigenes Genie. Das bedeutete: Sie schrieben, wie sie fühlten — ohne Einschränkungen.

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Zeitstrahl literarische Epochen (bis 1920)
Steckbrief Sturm und Drang – Merkmale im Überblick
  • Zeitraum: 1765-1790
  • Einordnung: parallel zur Aufklärung und zur Empfindsamkeit
  • Geschichte: Deutsches Reich aus kleinen Einzelstaaten wird allmählich zentraler verwaltet, Bürger in Verwaltungs- und in wirtschaftlich wichtigen Berufen, bürgerliches Selbstbewusstsein, Gegenreaktion zur Aufklärung, Nationalismus
  • Weltbild: Emotionen wichtiger als reine Vernunft, Auflehnen gegen gesellschaftliche Regeln, Kritik an adeliger Alleinherrschaft und Fremdbestimmung, Ausschöpfen des eigenen Genies, Selbstbestimmung und freier Wille
  • Themen: Gefühle, Leidenschaft für Natur, Kunst, Heimat, der tragische Held, das Originalgenie
  • Literatur: Dramatik am beliebtesten, aber auch Lyrik und Epik
  • wichtige Vertreter: Goethe, Schiller, Stolberg, Herder, Schubart, Klinger, Lenz

Sturm und Drang — Historischer Hintergrund

Der Sturm und Drang entstand in einer Zeit, in der sich das Denken in Europa stark veränderte. Die Aufklärung prägte die Gesellschaft: Vernunft, klare Regeln und Autorität galten als höchste Werte. Alles sollte erklärbar und kontrollierbar sein — auch Kunst und Literatur.

Doch viele junge Menschen wollten sich davon lösen. Sie fühlten sich von Regeln und Hierarchien eingeengt. Vor allem das Bürgertum — also gebildete Menschen ohne Adelstitel — gewannen an Einfluss. Es gab einen Aufbruch: immer mehr Bürger wollten mitreden und nicht länger nur gehorchen.

Das zeigte sich auch politisch. Das zersplitterte Heilige Römische Reich wurde nach und nach in zentral verwaltete Staaten überführt. In den Verwaltungen saßen nun immer öfter bürgerliche Beamte. Gleichzeitig wuchs der wirtschaftliche Einfluss des Bürgertums — etwa durch Handwerk, Handel oder frühe Industrie. Viele fühlten sich dadurch selbstbewusster und forderten mehr Mitsprache.

Ihr Wunsch ging in die Literatur über. Die Autoren des Sturm und Drang rebellierten gegen alte Autoritäten. Sie schrieben über Außenseiter, Freiheitskämpfer und Genies, die sich nicht anpassen. Goethes „Götz von Berlichingen“ ist ein gutes Beispiel dafür: Ein Mann, der sich nicht beugt, sondern selbst entscheidet, was richtig ist.

Schon gewusst: Der Name der Bewegung geht auf ein Theaterstück von Friedrich Maximilian Klinger zurück: Sturm und Drang, veröffentlicht 1777. Der Titel sollte das Lebensgefühl der Zeit beschreiben.

Sturm und Drang — Merkmale und Themen

Die Literatur des Sturm und Drang war emotional und rebellisch. In den nächsten Abschnitten siehst du, wie dieses Denken das Menschenbild und die wichtigsten Themen geprägt hat.

Welt- und Menschenbild

Im Sturm und Drang steht der einzelne Mensch im Mittelpunkt — nicht als Teil einer Ordnung, sondern als freies, schöpferisches Wesen. Die Autoren glaubten dabei an das „Originalgenie“: ein Mensch, der frei handelt, unabhängig denkt und sich von gesellschaftlichen Regeln nicht einschränken lässt.

Dieses Genie folgt keiner Autorität außer der eigenen Überzeugung. Es entscheidet selbst, was richtig und falsch ist und lebt genau danach. Ein gutes Beispiel dafür ist Goethes Gedicht Prometheus. Darin wendet sich der Gott Prometheus gegen den Willen des Göttervaters Zeus und bringt den Menschen das Feuer. Er widersetzt sich also Autoritäten, folgt seinem eigenen Willen und wird dadurch zum Originalgenie.

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Prometheus widersetzt sich Zeus und bringt den Menschen das Feuer

Das Ziel der damaligen Autoren war die selbstbestimmte Entfaltung der Persönlichkeit. Jeder sollte seinen Weg gehen dürfen — auch wenn er damit aneckt oder anecken will. Folglich wandten sich die Schriftsteller auch gegen veraltete Moralvorstellungen und absolutistische Herrscher. Parallel dazu entwickelte sich ein feierlich-sentimentaler Freiheitsgedanke.

Themen und Motive

Die Werke des Sturm und Drang drehten sich um das, was Menschen bewegt. Hier zeigen wir dir, was die wichtigsten Themen und Motive waren:

  • Gefühle statt Regeln
    Die Texte des Sturm und Drang kreisen um starke Emotionen: Liebe, Wut, Einsamkeit, Freiheitsdrang. Die Autoren wollten nicht schreiben, was richtig oder moralisch ist — sondern zeigen, was Menschen innerlich bewegt.
     
  • Der tragische Held
    Viele Figuren der Epoche sind Außenseiter. Sie kämpfen gegen Ungerechtigkeit oder gegen ihre eigenen Zweifel. Doch ihr Wunsch nach Freiheit bringt sie oft in den Untergang.
     
  • Die Macht der Natur
    Natur war für die Stürmer und Dränger kein ruhiger Hintergrund. Sie war wild, stark und frei — genau wie ihre Gefühle. In Gedichten oder Romanen spiegelt die innere Welt der Figuren: Ein Gewitter steht zum Beispiel für inneren Zorn oder Verzweiflung.
     
  • Kritik am Feudalismus
    Viele Texte des Sturm und Drang richten sich gegen das alte Herrschaftssystem: den Feudalismus. Darin hatten Adelige das Sagen. Alle anderen mussten gehorchen. Die Autoren kritisierten diese Ungleichheit. Ihre Figuren kämpfen deshalb oft gegen Fürsten und Gesetze.

Sturm und Drang — Literatur und typische Vertreter

Die Autoren des Sturm und Drang wollten nicht nur neue Themen aufgreifen, sondern auch die Form der Literatur verändern. In den nächsten Abschnitten erfährst du, welche Gattungen besonders wichtig waren und welche Schriftsteller den Sturm und Drang geprägt haben.

Epik

Eines der bekanntesten Werke der Epik im Sturm und Drang ist Johann Wolfgang von Goethes „Die Leiden des jungen Werther“. Der Roman besteht aus Briefen, in denen Werther seinem Freund von seiner Liebe, seinem Leid und seinen Gedanken erzählt. Genau das macht den Text so besonders: Er wirkt echt — fast so, als würdest du direkt in Werthers Kopf schauen.

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Johann Wolfgang von Goethe

Das Thema ist typisch für die Zeit: Werther liebt eine Frau, die ihn nicht zurückliebt. Diese unerfüllte Liebe treibt ihn in die Verzweiflung — bis hin zum Selbstmord. Damit wird er zum tragischen Helden nach dem Vorbild des Sturm und Drang. Der Roman war so emotional, dass er für einige Zeit verboten wurde — aus Angst, dass sich andere das Leben nehmen würden.

Auch andere Autoren schrieben Romane, die stark auf Gefühle und das Innenleben der Figuren fokussiert waren. Ein Beispiel ist Friedrich Heinrich Jacobi mit seinem Werk „Eduard Allwills Briefsammlung“. Es ist ebenfalls in Briefform geschrieben und greift ähnliche Themen auf: Freiheit, Selbstzweifel und die Suche nach dem eigenen Platz in der Welt.

Lyrik

Die jungen Vertreter des Sturm und Drang hielten sich nicht an Regeln oder literarische Konventionen. Deshalb waren auch ihre Gedichte nicht unbedingt durch ein festes Reimschema oder Versmaß gekennzeichnet. Häufig verwendeten sie dafür einen freien Rhythmus. Daneben war auch die Volksdichtung sehr beliebt. Darunter vielen „einfache“ Gedichte, wie etwa Volkslieder.

Neben der unkonventionellen äußeren Form der Gedichte, erschlossen sich auch neue lyrische Themengebiete. Als einer der ersten erschuf Goethe die sogenannte Erlebnislyrik. Sie beschrieb persönliche Ereignisse so, dass sie der Leser „nacherleben“ konnte. Dabei spielte sie sich meist in der Natur ab, die die Gefühle des lyrischen Ichs abbildete. Es kamen also erste Versuche der Darstellung des Unbewussten darin vor.

Ein bekanntes Beispiel dafür ist Goethes Ballade Der Erlkönig“. Sie erzählt von einem nächtlichen Ausritt eines Vaters mit seinem Sohn durch einen dunklen Wald. Die Natur spiegelt die düstere Stimmung des Gedichtes wider.

Tipp: Wie du bei der Analyse von Gedichten aus dem Sturm und Drang vorgehst, erfährst du hier.

Dramatik

Das Drama eignet sich am besten, um Gefühle und Leidenschaft auszudrücken. Deswegen war die Dramatik im Sturm und Drang auch die beliebteste Literaturgattung. Oft griffen Autoren dort aktuelle gesellschaftliche Probleme auf und kritisierten sie.

Ähnlich wie bei der Lyrik wollten sich die Schriftsteller nicht an bestehende Formen des Dramas halten, sondern ihre Ideen möglichst frei aufschreiben. Das ging so weit, dass viele Dramentexte nur sehr schwer auf einer Bühne umgesetzt werden konnten. So war Friedrich Schillers Drama „Die Räuber“ ursprünglich als Lesedrama gedacht, das eigentlich nicht aufgeführt werden sollte. 

Hauptfiguren in Dramen verkörperten oft das Idealbild des Sturm und Drang. Sie lehnten sich gegen bestehende Normen auf und strebten nach Selbstbestimmung. Gelang dies, wurden sie zum Originalgenie. Sie waren völlig unabhängig von der Gesellschaft und mit sich selbst im Einklang. Allerdings endeten Dramen meist tragisch mit dem Tod oder Selbstmord der Hauptfigur. Es war eine Art Ausweg aus der Fremdbestimmung: ein letzter und extremer Akt der Rebellion gegen die Gesellschaft.

Sturm und Drang — wichtige Autoren und Werke

  • Johann Gottfried von Herder: „Fragmente über die neuere deutsche Literatur“, „Volkslieder“
  • Friedrich Leopold Graf zu Stolberg: „Über die Fülle des Herzens“
  • Johann Wolfgang von Goethe: „Willkommen und Abschied”, „Prometheus“, „Ganymed“, „Götz von Berlichingen“
  • Gottfried August Bürger: „Der Bauer an seinen durchlauchtigen Tyrannen“, „Leonore“
  • Christian Friedrich Daniel Schubart: „Die Fürstengruft“
  • Friedrich Schiller: „Die Räuber“, „Kabale und Liebe“
  • Friedrich Maximilian Klinger: „Sturm und Drang“
  • Jakob Michael Reinhold Lenz: „Der Hofmeister“

Sturm und Drang — häufigste Fragen

  • Was bedeutet Sturm und Drang?
    Sturm und Drang war eine literarische Epoche von 1765 bis 1790. Sie war geprägt durch das Ideal eines individuellen Genies. Deshalb wird sie auch als „Geniezeit“ bezeichnet und betont emotionale Ausdruckskraft.
  • Was sind die Merkmale des Sturm und Drang?
    Der Sturm und Drang ist eine literarische Bewegung zwischen 1765 und 1790. Hauptmerkmale sind ein Geniekult, Gefühlsbetonung, Naturverbundenheit, Gesellschaftskritik und expressive Sprache. Diese Merkmale grenzen sich stark von der Aufklärung ab.
  • Wer sind die Sturm und Drang Vertreter?
    Bekannte Sturm und Drang Vertreter sind Johann Gottfried Herder, Johann Wolfgang Goethe, Jakob Michael Reinhold Lenz, Friedrich Maximilian Klinger und Friedrich Schiller.
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Weimarer Klassik

Die Epoche des Sturm und Drang legte den Grundstein für viele Ideen der späteren Weimarer Klassik. Wie sich diese weiterentwickelten, erfährst du in unserem Beitrag hier.

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