Attentat von Sarajevo
Was war das Attentat von Sarajevo und welche Folgen gab es? Antworten auf diese Fragen findest du in dem Beitrag hier und in unserem Video .
Inhaltsübersicht
Attentat von Sarajevo einfach erklärt
Das Attentat von Sarajevo am 28. Juni 1914 führte schlussendlich zum Ausbruch des ersten Weltkriegs. Dabei tötete ein serbischer Attentäter den österreich-ungarischen Thronfolger Erzherzog Ferdinand.
Weil Österreich-Ungarn den zuvor eigenständigen Staat Bosnien und Herzegowina zwangsverwaltete, waren große Teile der Bevölkerung dort verärgert. Sie waren wütend auf Österreich-Ungarn und besonders auf deren Herrscher. Es entstanden vermehrt Spannungen in der Region und die Staaten forderten ihre Unabhängigkeit.
Als der österreichische Thronfolger Ferdinand mit seiner Frau eine Militärübung in Bosnien besuchte, nutzten serbische Attentäter die Möglichkeit, um das Thronfolgerpaar zu ermorden.
Geschichtlicher Hintergrund
Seit dem Berliner Kongress 1878 gab es in Europa zwei Machtzentren: Die sogenannte Triple Entente war ein Bündnis zwischen Russland, Frankreich und Großbritannien. Gleichzeitig gab es den Dreibund zwischen Deutschland, Österreich-Ungarn und Italien.
Das Territorium Österreich-Ungarn umfasste einen großen Teil der Balkanstaaten sowie Teile der Ukraine und Italiens.
Schon gewusst? Bei den Balkanstaaten handelt es sich um einen großen Teil Osteuropas, unter anderem Bosnien und Herzegowina und Serbien. Einige der Staaten nennst du auch manchmal slawische Länder.
Um 1900 kam es vermehrt zu Spannungen im Balkangebiet, ausgelöst von nationalistischen Gruppierungen, die die Unabhängigkeit forderten. Als Österreich-Ungarn im Jahr 1908 dann auch noch Bosnien und Herzegowina einnahm (Annexion), verschärfte sich die Situation. Das Territorium Österreich-Ungarn war nun das bevölkerungsreichste Land des europäischen Kontinents.
Doch nicht nur Österreich-Ungarn wollte Macht im Balkan: Auch Serbien hatte das Ziel, dort sein eigenes Großreich aufzubauen. Das wurde aber von Österreich-Ungarn maßgeblich verhindert.
Obwohl Serbien durch die Balkankriege 1912 und 1913 und die zugesicherte Unterstützung Russlands einen erweiterten Einfluss auf die Balkanstaaten erlangen konnte, war ein Großteil dieser Länder unter österreich-ungarischer Kontrolle.
Ablauf des Attentats
Am 28. Juni 1914 setzte die österreich-ungarische Monarchie eine militärische Übung in Bosnien und Herzegowina an. Franz Ferdinand und seine Frau entschieden sich, an dem Manöver teilzunehmen und organisierten eine anschließende Militärparade.
Das Datum der Parade fiel auf den Nationalfeiertag „Vidovdan“, der in Serbien sowie in Bosnien und Herzegowina gefeiert wird. Pro-serbische Gruppierungen sahen das als Provokation und unnötige Machtdemonstration des Besetzers Österreich-Ungarn. Sowohl die militärische Übung, als auch der Ablauf und die Route der Parade wurden öffentlich in der Presse angekündigt.
Franz Ferdinand ahnte bereits: „Mir scheint, wir werden heute noch einige Kugeln bekommen“. Und er sollte Recht behalten.
Erster Attentatsversuch
Der Serbe Nedeljko Čabrinović versuchte das Thronfolgerpaar mit einer Bombe zu töten. Dieser Versuch scheiterte aber und die Bombe verfehlte Franz Ferdinand und seine Frau. Trotzdem wurden der österreichische Oberstleutnant Merizzi und einige Passanten verletzt.
Čabrinović wurde festgenommen, bevor er sich mit einer Giftkapsel das Leben nehmen konnte.
Zweiter Attentatsversuch
Nach dem ersten Attentatsversuch entschied sich Erzherzog Ferdinand, die Parade trotz allem fortzusetzen. Eine strategische Umplanung entpuppte sich jedoch als fataler Fehler und ermöglichte das Attentat von Sarajevo:
Franz Ferdinand wollte den verletzten Oberstleutnant Merizzi im Krankenhaus besuchen und entschied sich deshalb für eine neue Fahrroute. Drei von sechs Autos des Konvois verstanden die neu geplante Route jedoch falsch und bogen nicht korrekt ab. Darunter befand sich auch das Auto des österreich-ungarischen Thronfolgers.
Als das Auto wendete, kam es zufälligerweise direkt vor dem nationalistischen Attentäter Gavrilo Princip zum Stehen. Der ergriff die Chance und tötete das Thronfolgerpaar mit seinem Revolver. Auch Princip war in Besitz einer Giftkapsel, wurde aber wie sein Vorgänger direkt verhaftet.
Die Täter des Attentats von Sarajevo
Sowohl Nedeljko Čabrinović als auch Gavrilo Princip waren Mitglieder der serbisch-nationalistischen Studentenvereinigung „Junges Bosnien“. Die hatte sich als Ziel gesetzt, die Unabhängigkeit Bosnien und Herzegowinas zu erreichen.
Übrigens: Nationalismus definiert im Allgemeinen eine Ideologie, in der das eigene Land als extrem gut gesehen wird, während andere Länder abgewertet werden.
Die Organisation stand im engen Kontakt zur Vereinigung „Schwarze Hand“. Diese organisierte das Attentat von Sarajevo im Hintergrund. Sie versorgte die Täter mit Waffen und Giftkapseln und verfolgte das gleiche Ziel wie die Organisation „Junges Bosnien“.
Insgesamt wurden in Folge des Anschlags 25 potenzielle Täter des Attentats von Sarajevo festgenommen. Sie waren Anhänger des Panslawismus, einer übersteigerten Form des Nationalismus in Serbien.
Folgen des Attentats
Nach dem Attentat vermutete die österreich-ungarische Monarchie eine Mitschuld der serbischen Regierung an dem Attentat. Diese Vermutung konnte jedoch nie bestätigt werden.
Trotzdem wurden die Spannungen zwischen Serbien und Österreich-Ungarn immer größer.
Auch die politischen Konflikte zwischen den fünf europäischen Großmächten (Großbritannien, Russland, Frankreich, Deutsches Reich, Österreich-Ungarn) spitzten sich daraufhin zu. Der Grund dafür war eine Kettenreaktion von politischen Entscheidungen:
Während Serbien unter russischer Rückendeckung handelte, verbündete sich Österreich-Ungarn mit dem Deutschen Reich im Falle eines Krieges. Gleichzeitig bildete sich ein Bündnis zwischen Russland und Frankreich. Diese verzwickte Situation wird heute als Julikrise bezeichnet.
Österreich-Ungarn stellte am 23. Juli 1914 einen Forderungskatalog an Serbien, der 10 Punkte beinhaltete. Unter anderem forderte die österreich-ungarische Führung eine angemessene Bestrafung der Attentäter, sowie die Erlaubnis, eigene Beamte in Serbien zu stationieren.
Zusätzlich stellte Österreich-Ungarn ein Ultimatum an Serbien: Wenn es keine angemessene Antwort innerhalb von 48 Stunden gäbe, würde Österreich-Ungarn Serbien den Krieg erklären.
Und tatsächlich: Die Antwort Serbiens wurde von der österreich-ungarischen Regierung als „nicht befriedigend“ eingestuft und so erklärte sie ihrem Nachbarland am 25. Juli 1914 den Krieg. Diese Kriegserklärung führte aufgrund der Bündnisse zum Kriegsbeitritt von Russland, dem Deutschen Reich und Großbritannien. Damit startete der Erste Weltkrieg offiziell am 01. September 1914 und war bereits 6 Wochen nach dem Attentat von Sarajevo in vollem Gange.
Deshalb gilt das Attentat von Sarajevo als Auslöser für den ersten Weltkrieg.
Der Erste Weltkrieg
Wenn du wissen willst, wie der genaue Ablauf des ersten Weltkriegs war und welche exakten Gründe es darüber hinaus gab, dann schau dir gerne unsere Beiträge dazu an.