Ursachen Erster Weltkrieg
Du fragst dich, wie genau es damals zum Ersten Weltkrieg kam? Alles zu den tieferen Ursachen und direkten Auslösern des Ersten Weltkriegs erfährst du hier und in unserem Video!
Inhaltsübersicht
Ursachen Erster Weltkrieg einfach erklärt
Als direkte Ursache für den Ersten Weltkrieg gilt das sogenannte Attentat von Sarajevo. Am 28. Juni 1914 wurden der österreich-ungarische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Ehefrau ermordet. Der Mörder war ein serbischer Nationalist.
Das löste eine Kette von diplomatischen und militärischen Handlungen aus. Österreich-Ungarn stellte Serbien ein Ultimatum mit Forderungen, die Serbien nicht erfüllen konnte. Daraufhin erklärt Österreich-Ungarn Serbien den Krieg. Diese Reihe von Ereignissen wird auch Julikrise genannt und gipfelte im Kriegsausbruch.
Doch die Krise und das Attentat kamen nicht einfach urplötzlich. Dahinter steckten noch tiefere Ursachen, die Europa bereits zuvor in eine schwierige Lage gebracht hatten. Wie es dazu kommen konnte, erfährst du jetzt!
Tiefere Ursachen — Deutsche Isolation
Bereits vor 1914 gab es in Europa Spannungen zwischen den einzelnen Ländern. Grund dafür war unter anderem die Reichsgründung des Deutschen Nationalstaats 1871. Die anderen Länder hatten Angst, Deutschland könnte zu viel Macht an sich reißen.
Doch in den ersten Jahren verlief alles friedlich: Der Reichskanzler Otto von Bismarck hatte nämlich Bündnisse mit den Nachbarländern geschlossen. So konnte seine Außenpolitik anfangs noch ein Gleichgewicht in Europa halten.
Im Jahr 1890 übernahm dann aber Kaiser Wilhelm II. die Außenpolitik des Deutschen Kaiserreichs. Er war weniger beliebt und die Bündnisse mit vielen Nachbarländern zerfielen. Deutschland hatte dadurch viele Verbündete, wie Russland oder Großbritannien, verloren.
Tiefere Ursachen — Folgen des Imperialismus
Die Bündnisse waren auch zwischen den anderen europäischen Ländern ein kompliziertes Thema! Denn am Ende des 19. Jahrhunderts befand sich Europa im Zeitalter des Imperialismus.
Dabei wollten die europäischen Länder immer mehr Gebiete auf anderen Kontinenten erobern — die sogenannten Kolonien. Wenn ein Land besonders viel Einfluss und viele Kolonien besaß, wurde es auch als Großmacht bezeichnet.
Da jede der Großmächte möglichst viele Länder besitzen wollte, kam es zu Interessenskonflikten. Bei Diskussionen um Länder in Afrika brach zwischen Frankreich und Deutschland sogar fast ein Krieg aus!
Tiefere Ursachen — Komplizierte Bündnispolitik
Im Gegensatz dazu gelang es Großbritannien und Frankreich, ihre Konflikte auf friedliche Weise zu klären. Sie teilten die umkämpften Kolonialländer untereinander auf. Das stärkte die Verbindung der beiden Großmächte. Im Jahr 1904 bildeten sie sogar ein offizielles Bündnis: die Entente Cordiale.
Drei Jahre später schloss sich auch Russland dem Bündnis an. Das Dreierbündnis nennst du dann auch Triple Entente. Russland wollte sich dabei vor allem vor einem anderen Bündnis schützen — den sogenannten Mittelmächten.
Welche Länder Teil der Mittelmächte waren, änderte sich ziemlich oft:
Nur Deutschland und Österreich-Ungarn waren durchgehend Teil der Mittelmächte. Als weitere Länder waren anfangs auch Italien und Rumänien Teil des Bündnisses. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, erklärten die Länder sich jedoch für neutral. Stattdessen schlossen sich das Osmanische Reich und Bulgarien den Mittelmächten an.
Die Spaltung Europas in die Mittelmächte und die Entente-Staaten war eine der wichtigsten tieferen Ursachen des Ersten Weltkriegs: Denn im Kriegsfall waren die Bündnisländer verpflichtet, einander zur Hilfe zu kommen. Ein Krieg gegen eines der Bündnisländer bedeutete also einen Krieg gegen das ganze Bündnis!
Tiefere Ursachen — Wettrüsten
Außerdem kam es in den einzelnen Ländern zu einem wachsenden Nationalismus: Jede Großmacht dachte, sie wäre besser als alle anderen Länder.
Um auch die anderen Länder von ihrer Überlegenheit zu überzeugen, wollten sie deshalb ihre militärische Stärke zeigen. Es kam zu einem Kräftemessen zwischen den Großmächten.
Zum Beispiel wollte Kaiser Wilhelm II. Deutschland zu einer größeren Seemacht machen. Weil er damit aber der britischen Marine Konkurrenz machte, rüstete auch Großbritannien auf.
Bald darauf beteiligten sich auch die anderen europäischen Länder an diesem Wettrüsten. Dabei entwickelten sie immer größere und gefährlichere Waffen.
Tiefere Ursachen — Pulverfass Balkan
Als weitere tiefere Ursache des Ersten Weltkriegs kannst du dir die Spannungen auf dem Balkan merken. Der Balkan ist eine Halbinsel mit mehreren Ländern, darunter Albanien, Kroatien oder Serbien. Ein großer Teil der Menschen dort gehört einer slawischen Kultur an. Weitere slawische Länder sind das heutige Russland, Belarus und die Ukraine.
Damals fühlten sich die Länder einander so verbunden, dass eine eigene Art des Nationalismus entstand. Der sogenannte Panslawismus hatte die Idee von einer kulturellen und politischen Einheit aller slawischen Völker. Das beinhaltete die Länder des Balkans und Russland.
Im Jahr 1908 annektierte Österreich-Ungarn das slawische Land Bosnien-Herzegowina. Das bedeutet, dass Bosnien-Herzegowina ohne die Zustimmung der Bürger Teil von Österreich-Ungarn wurde.
Das führte zu großen Spannungen zwischen Serbien, Russland und Österreich-Ungarn. Serbien versuchte sogar, die Übernahme zu stoppen! Außerdem bildeten sich im annektierten Bosnien-Herzegowina und in Serbien immer mehr radikale panslawische Gruppen.
Das Attentat von Sarajevo
Das Attentat von Sarajevo gilt als direkter Auslöser des 1. Weltkriegs. Der österreich-ungarische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Ehefrau Sofie Chotek waren am 28. Juni 1914 zu Besuch in Sarajevo, der Hauptstadt Serbiens. Dort warteten mehrere Attentäter, um das Ehepaar zu ermorden.
Zuerst warf einer der Attentäter eine kleine Bombe auf die beiden. Er traf jedoch nicht das richtige Auto, sondern das Auto des Oberst (=Dienstgrad in der Bundeswehr). Der wurde gemeinsam mit einigen Zivilisten verletzt und ins Krankenhaus gebracht.
Der Konvoi setzte seinen Weg fort. Doch Franz Ferdinand änderte die Route, da er den verletzten Oberst im Krankenhaus besuchen wollte. Da der Chauffeur wenden musste, blieb das Auto für einige Sekunden direkt vor einem Café stehen. Ein weiterer Attentäter nutzte das Zeitfenster und erschoss den Thronfolger und seine Ehefrau.
Das Attentat wurde von den serbischen Panslawisten „Schwarze Hand“ geplant. Die Nationalisten wollten damit die Unabhängigkeit Serbiens von Österreich-Ungarn erreichen. Dabei wurden sie von Russland unterstützt.
Die Julikrise
Nach dem Tod des Thronfolgers wollte sich Österreich-Ungarns Kaiser Franz Joseph I. für das Attentat rächen. Deshalb griff er Serbien an. Dieser Vergeltungsschlag führte zum Weltkrieg. Doch warum genau?
Du erinnerst dich vielleicht, dass die Entente-Staaten England und Großbritannien Bündnispartner Russlands waren. Auf der Seite der Mittelmächte standen Österreich-Ungarn und Deutschland.
Nach dem Attentat von Sarajevo versicherte der deutsche Kaiser Wilhelm II. deshalb Österreich-Ungarn seine uneingeschränkte Bündnistreue („Blankoscheck“). Das heißt, er würde Österreich-Ungarn im Krieg bedingungslos zur Seite stehen. Das werteten die anderen Länder als eine Kriegsabsicht.
Alle diese Ereignisse nennst du Julikrise. Hier siehst du alle Ereignisse der Krise Schritt für Schritt:
- Am 23. Juli stellte Österreich-Ungarn ein Ultimatum an Serbien. Unter anderem sollte Serbien innerhalb von 48 Stunden alle radikalen Vereine auflösen. Russland bekannte sich offiziell zu Serbien.
- England versuchte am Tag darauf, die Regierungen von Russland, Frankreich, Deutschland und Italien zu Verhandlungen zu bewegen. Diese blieben jedoch erfolglos.
- Serbien erfüllte am 25. Juli nicht alle Forderungen des Ultimatums und begann Teile des Militärs für den Krieg vorzubereiten.
- Am 28. Juli erklärte Österreich-Ungarn Serbien den Krieg.
- Als Bündnispartner Serbiens reagierte Russland am 30. Juli ebenfalls und machte sein Militär kriegsbereit. Österreich-Ungarn, Serbien und Russland befanden sich somit im Kriegszustand.
- Am 1. August erklärte auch das Deutsche Reich Russland den Krieg. Dabei könnten auch eigene Interessen eine Rolle gespielt haben, da Russlands großes Militär hohen Druck auf Deutschland ausübte.
- Am 4. August erklärte das Deutsche Reich außerdem Frankreich den Krieg. Bei einem Angriff in Nordfrankreich marschierten die Deutschen durch Belgien und Luxemburg. Das verletzte die Neutralität der Länder. Daraufhin trat auch England dem Krieg bei.
Offizieller Beginn des ersten Weltkriegs war der 28. Juli 1914. Die Bündnispolitik und tiefen politischen Spannungen der vorigen Jahre ließen einen einzigen Vergeltungsschlag in einem Weltkrieg gipfeln.
Ursachen Erster Weltkrieg — häufigste Fragen
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Was war der Auslöser für den Ersten Weltkrieg?
Auslöser des 1. Weltkriegs war das Attentat von Sarajevo am 28. Juni 1914. Ein serbischer Nationalist erschoss den österreich-ungarischen Thronfolger Franz-Ferdinand und seine Ehefrau. Daraufhin drängte der Kaiser in Wien auf einen schnellen Vergeltungsschlag gegen Serbien.
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Wie kam es 1914 zum Ausbruch des 1. Weltkriegs?
Der 1. Weltkrieg begann am 28. Juni 1914 mit Österreich-Ungarns Kriegserklärung an Serbien. Dem war das Attentat von Sarajevo und die Juli-Krise vorangegangen.
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Wer hat den ersten Weltkrieg angefangen?
Nach dem Attentat von Sarajevo am 28. Juni erklärte Österreich-Ungarn Serbien den Krieg. Aufgrund der komplizierten Bündnisse traten auch Deutschland auf der Seite Österreich-Ungarn in den mit Krieg ein und Russland auf seiten von Serbien.
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Wer ist schuld am Ersten Weltkrieg?
Deutschland bekam im Versailler Vertrag die alleinige Kriegsschuld. Bis zur Kriegserklärung Deutschlands an Russland am 1. August 1914 galt der Weltkrieg nämlich als vermeidbar. Außerdem verletzte Deutschland die Neutralität Belgiens und Luxemburgs, was erneut als klare Kriegsabsicht galt.
Erster Weltkrieg
Jetzt weißt du, was die Ursachen für den ersten Weltkrieg waren. Alles weitere zum Verlauf des ersten Weltkriegs erfährst du hier!