Heidenröslein
Du sollst das Gedicht „Heidenröslein“ von Johann Wolfgang von Goethe interpretieren? In diesem Beitrag und im Video zeigen wir dir eine Gedichtanalyse mit einer Interpretation.
Inhaltsübersicht
Heidenröslein – Übersicht
„Heidenröslein“ ist ein Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe, das um 1770 entstand. Du kannst es dem Sturm und Drang zuordnen. In dem volkstümlichen Gedicht geht es um einen jungen Mann, der auf einer Wiese eine wunderschöne Rose sieht und diese pflückt. Im übertragenen Sinne symbolisiert das Gedicht die Anfänge einer jungen Beziehung, die kein gutes Ende nimmt.
In deiner „Heidenröslein“ Analyse gehst du auf Inhalt, Form und Sprache ein. Wenn du nochmal wiederholen möchtest, wie du bei einer Gedichtanalyse genau vorgehst, dann sieh dir hier unser Video dazu an.
Röslein auf der Heide – Text
Schau dir zunächst das Gedicht an.
Johann Wolfgang von Goethe
Heidenröslein
Sah ein Knab’ ein Röslein stehn,
Röslein auf der Heiden,
War so jung und morgenschön,
Lief er schnell es nah zu sehn,
Sah’s mit vielen Freuden.
Röslein, Röslein, Röslein roth,
Röslein auf der Heiden.
Knabe sprach: ich breche dich,
Röslein auf der Heiden!
Röslein sprach: ich steche dich,
Daß du ewig denkst an mich,
Und ich will’s nicht leiden.
Röslein, Röslein, Röslein roth,
Röslein auf der Heiden.
Und der wilde Knabe brach
’s Röslein auf der Heiden;
Röslein wehrte sich und stach,
Half ihm doch kein Weh und Ach,
Mußt’ es eben leiden.
Röslein, Röslein, Röslein roth,
Röslein auf der Heiden.
Eine Aufgabenstellung für Goethe – „Heidenröslein“ könnte zum Beispiel so aussehen:
Analysiere und interpretiere das Gedicht „Heidenröslein“ von Johann Wolfgang von Goethe und gehe dabei auf Inhalt, Form und Sprache ein. Berücksichtige insbesondere, dass es sich bei „Heidenröslein“ um ein Gedicht aus dem Sturm und Drang handelt und gehe in deiner Analyse auf typische Merkmale der Epoche ein.
Heidenröslein Goethe – Gliederung
Für deine Gedichtanalyse könntest du folgende Gliederung nutzen:
- Einleitung: wichtigste Informationen zu Goethes Gedicht „Heidenröslein“
-
Hauptteil
2.1 Inhalt
2.2 Form
2.3 Sprache - Schluss
Für deine Gedichtanalyse brauchst du immer eine Deutungshypothese. Das bedeutet, dass du eine Behauptung über das Gedicht aufstellst und diese im Laufe der Interpretation begründest.
In unserer Aufgabenstellung ist die Deutungshypothese bereits vorgegeben: Du sollst begründen, warum es sich bei „Heidenröslein“ um ein typisches Gedicht aus dem Sturm und Drang handelt. In deiner Analyse beziehst du dich also immer wieder auf den Sturm und Drang und führst konkrete Beispiele an.
Heidenröslein – Einleitung
In deiner Einleitung nennst du die wichtigsten Fakten des Gedichts. Danach beschreibst du kurz den Inhalt und erwähnst, worauf du in der Interpretation deinen Fokus legst. Eine kurze Einleitung für „Heidenröslein“ könnte zum Beispiel so aussehen:
„Heidenröslein“ ist ein volkstümliches Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe, das um 1770 entstanden ist. Darin geht es um einen jungen Mann, der auf einer Wiese eine Rose sieht und diese abpflückt. Das Gedicht ist ein typischer Vertreter des Sturm und Drang. Im Folgenden soll „Heidenröslein“ analysiert und interpretiert werden. Dabei wird besonders auf die Epochenmerkmale des Sturm und Drang eingegangen.
Heidenröslein – Inhalt
Schau dir die drei Strophen des Gedichts an. Worum geht es? Wie kannst du sie zusammenfassen? Eine kurze Inhaltsangabe der ersten Strophe könntest du zum Beispiel so formulieren:
In der ersten Strophe sieht ein junger Mann auf der Heide eine Rose, die er als „jung und morgenschön“ (Z. 3) beschreibt. Er ist wie verzaubert von der Blume und läuft schnell herbei, um sich die rote Rose von Nahem anzuschauen.
Achte auch immer darauf, ob sich der Schauplatz, die Gefühle des lyrischen Ichs oder die Stimmung im Gedicht ändern.
Merke: Den Sprecher eines Gedichts bezeichnest du als lyrisches Ich. Du darfst es allerdings nicht mit dem Autor verwechseln!
Sieh dir auch die übrigen Strophen des Gedichts an. In der zweiten Strophe droht der junge Mann der Rose, diese abzubrechen. Die Rose im Gegenzug will den jungen Mann stechen, damit er sich immer an sie erinnert. In der letzten Strophe reißt der junge Mann die Blume schließlich ab.
Trotz ihrer Dornen kann sich die Rose nicht wehren und muss ihr Schicksal erleiden. Folgende Fragen können dir helfen, den Inhalt noch weiter zusammenzufassen und dich auf die Epoche des Sturm und Drang zu beziehen:
- Das Gedicht ist eine Anspielung auf Goethes leidenschaftliche Beziehung zu Frederike Brion. Was lernst du aus dem Gedicht über die Beziehung? Nahm sie ein gutes Ende?
→ Lösung: Die Beziehung der beiden war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Allerdings hat Frederike Brion mehr darunter gelitten als Goethe selbst. - Der Knabe ist wie verzaubert von der Schönheit der Rose. Doch was hält die Rose von ihm? Erwidert sie seine Gefühle?
→ Lösung: In Strophe zwei droht die Blume, den Knaben zu stechen, damit er sie nicht vergessen kann. In der letzten Strophe wehrt sie sich gegen ihn, aber muss sich letztlich ihrem Schicksal hingeben und „leiden“ (V. 19).
Heidenröslein – Form
In diesem Teil deiner Analyse schaust du dir Reimschema, Versmaß (Metrum) und Kadenz genauer an. Wenn du nochmal wiederholen möchtest, worauf du dabei achten musst, dann klick einfach hier: Reimschema, Versmaß (Metrum), Kadenz.
Wichtig ist, dass du die formalen Merkmale nicht nur aufzählst, sondern auch interpretierst und ihre Wirkung im Gedicht beschreibst. Dabei gehst du auch wieder auf den Sturm und Drang ein. Ein kleiner ausformulierter Teil zur Form könnte so aussehen:
Das Gedicht besteht aus drei Strophen mit jeweils sieben Versen. Die Strophen sind im Trochäus verfasst und haben das Reimschema „abaabcb“. Die letzten beiden Zeilen jeder Strophe „Röslein, Röslein, Röslein roth, / Röslein auf der Heiden“ werden wiederholt. So entsteht eine Liedhaftigkeit, die für volkstümliche Gedichte üblich ist.
- Der Trochäus folgt dem Schema „betont — unbetont“. Auf jede betonte Silbe folgt also eine unbetonte. Das siehst du zum Beispiel in Vers 1: Sah ein Knab’ ein Röslein stehn.
- Um die Kadenz zu bestimmen, schaust du dir die letzte Silbe an. Endet der Vers auf eine unbetonte Silbe, ist die Kadenz weiblich: Heiden (V. 2). Bei einer betonten Silbe hingegen sprichst du von einer männlichen Kadenz: stehn (V. 1).
Folgende Fragen helfen dir, in deiner Analyse noch weiter auf die Form einzugehen.
- Wirf einen Blick auf die Kadenzen. Gibt es überwiegend männliche oder weibliche Versendungen? Was sagt das über die Machtverteilung in dem Gedicht aus?
→ Lösung: Die überwiegend männlichen Kadenzen zeigen, dass der junge Mann im Gedicht Oberhand behält und die Rose ihm untergeordnet ist. - Das Gedicht ist im Trochäus
verfasst. Das verleiht ihm eine feierliche Betonung, die sich auch gut vertonen lässt. Wie passt dieser nachdrückliche Ton zur Gesamtstimmung des Gedichts?
→ Lösung: Das Versmaß zeigt die Begeisterung, die der junge Mann für die Rose hat.
Heidenröslein – Sprache
Am Ende des Hauptteils schaust du dir die sprachliche Gestaltung des Gedichts genauer an. Dabei kannst du beschreibende Adjektive heraussuchen, auf die Zeitformen im Gedicht eingehen oder überlegen, aus welchem Wortfeld die Nomen stammen. Ein Wortfeld ist eine Gruppe von Wörtern, die zur gleichen Wortart gehören und eine ähnliche Bedeutung haben.
Außerdem suchst du Stilmittel und beschreibst ihre Wirkung im Gedicht. Ein ausformulierter Teil zur Metapher kann zum Beispiel so aussehen:
In Goethes „Heidenröslein“ steht die Rose metaphorisch für die Geliebte des Knaben. Eine Metapher ist ein bildhafter Vergleich. Die rote Rose steht für die Liebe, aber ihre Dornen machen sie auch gefährlich. Außerdem weist die Metapher der Heiderose auf veraltete gesellschaftliche Normen und Geschlechterrollen hin. Der junge Mann reißt die Blume an sich, ohne über die Folgen seiner Handlung nachzudenken. Die Blume, also die Frau, kann sich nicht wehren und muss sich dem Mann und seinen Wünschen unterordnen.
Es gibt auch noch andere sprachliche Mittel und Phänomene, auf die du eingehen kannst. Insgesamt solltest du dir mindestens vier Stilmittel genauer anschauen.
- In dem Gedicht gibt es viele Wiederholungen. Die zweite und letzte Zeile jeder Strophe und der sechste Vers jeder Strophe werden wiederholt. Betont das vielleicht die Besessenheit des jungen Mannes mit der Rose?
- „Röslein“ ist eine Verniedlichungsform von Rose. Sagt diese Form etwas über die Machtverhältnisse im Gedicht aus?
→ Lösung:In der verniedlichten Form wirkt das „Röslein“ unschuldiger und hilfloser. Obwohl die Rose gefährliche Dornen hat, kann sie sich nicht schützen, sondern ist dem Knaben ausgeliefert. - Im dritten Vers findest du auch einen Neologismus. Der Knabe empfindet die Blume als „morgenschön“. Er betont also die Frische und damit verbunden auch die Unschuld des Mädchens.
Heidenröslein – Schluss
Im Schluss deiner Analyse fasst du die wichtigsten Erkenntnisse noch einmal zusammen. Außerdem überlegst du dir, welche Bedeutung das Gedicht haben könnte. Ein kurzer ausformulierter Schlussgedanke zu „Heidenröslein“ könnte so aussehen:
Goethes „Heidenröslein“ beschreibt die Anfänge einer jungen Beziehung, die kein gutes Ende nehmen wird. Die Frau wird dabei metaphorisch als Rose dargestellt, die sich trotz ihrer Dornen nicht wehren kann. Damit beschreibt das Gedicht veraltete Geschlechterrollen. Denn der Mann handelt nach seinen eigenen Vorstellungen, ohne über mögliche Konsequenzen nachzudenken. Die Frau hat keine Wahl außer sich anzupassen und leidet auch noch lange nach dem Ende der Beziehung an den Folgen der Liebschaft.
Gedichtanalyse Beispiel
Jetzt weißt du, wie du Goethes „Heidenröslein“ analysieren und interpretieren kannst. Wenn du noch auf der Suche nach einem ausführlichen Beispiel und hilfreichen Formulierungen für deine Gedichtanalyse bist, haben wir hier das passende Video für dich.