Lyrisches Ich
Was ist eigentlich ein lyrisches Ich? Was genau dahintersteckt und wie du das lyrische Ich erkennst, erfährst du in unserem Beitrag und im Video.
Inhaltsübersicht
Was ist das lyrische Ich?
Das lyrische Ich ist die Stimme, die in einem Gedicht spricht. Es ist also eine erfundene Person, die ihre Gefühle, Erlebnisse oder Gedanken beschreibt. Aber das lyrische Ich ist nicht der Autor selbst!
➡️ Beispiel:
In dem Gedicht „Der Spinnerin Nachtlied“ von Clemens Brentano steht:
„Hier spinn‘ ich so allein,“
An dem Wort „ich“ erkennst du, dass hier das lyrische Ich spricht.
Übrigens: Du kannst das lyrische Ich mit einem Erzähler in einer Geschichte vergleichen.
Lyrisches Ich erkennen
Um das lyrische Ich in einem Gedicht zu erkennen, kannst du auf bestimmte sprachliche Merkmale achten. Besonders Personalpronomen und die Sprache helfen dir dabei.
Personalpronomen:
Meistens erkennst du das lyrische Ich am Personalpronomen Ich, aber auch an Wörtern wie „mein“, „mich“, oder „mir“.
➡️ Beispiel:
Johann Wolfgang von Goethe — Willkommen und Abschied
(1771)
„Es schlug mein Herz, geschwind zu Pferde!“
Subjektive Beschreibungen:
Das lyrische Ich beschreibt die Welt oft sehr subjektiv, also aus seiner eigenen Sichtweise. Es teilt seine Gefühle, Stimmungen oder Eindrücke. Dazu zählen auch Wünsche oder Hoffnungen.
➡️ Beispiel:
Heinrich Heine — Ich grolle nicht (1823)
„Ich grolle nicht, und wenn das Herz auch bricht.“
Ansprache einer anderen Person:
Manchmal wird in Gedichten auch eine andere Person mit „du“, „dich“ oder „dir“ angesprochen. Das lyrische Ich ist dann die Person, die jemanden anspricht.
➡️ Beispiel:
Heinrich Heine – Du bist wie eine Blume (1827)
„Du bist wie eine Blume,
so hold und schön und rein.“
Signalwörter:
Hier findest du eine Übersicht der Signalwörter, an denen du das lyrische Ich erkennst.
Explizites lyrisches Ich
Beim expliziten lyrischen Ich kannst du das lyrische Ich ganz eindeutig am Personalpronomen „Ich“ erkennen.
➡️Beispiel:
Clemens Brentano — Der Spinnerin Nachtlied
(1818)
„Gott wolle uns vereinen
Hier spinn‘ ich so allein,
Der Mond scheint klar und rein,
Ich sing‘ und möchte weinen.“
Implizites lyrisches Ich
Beim impliziten lyrischen Ich taucht kein Personalpronomen wie „Ich“ im Gedicht auf. Die Erlebnisse und Gefühle werden aber subjektiv vom lyrischen Ich beschrieben.
➡️Beispiel:
Theodor Storm — Die Stadt
(1852)
„Am grauen Strand, am grauen Meer
Und seitab liegt die Stadt;
Der Nebel drückt die Dächer schwer,
Und durch die Stille braust das Meer
Eintönig um die Stadt.“
Das lyrische Ich beschreibt hier die Eindrücke, die es von der Stadt hat. Die Stimmung wirkt trist und bedrückend, besonders durch die Wortwahl („grau“, „drückt“, „eintönig“).
Das lyrische Ich für die Gedichtanalyse
Wenn du in einer Gedichtanalyse das lyrische Ich beschreiben möchtest, erklärst du, wie es sich verhält oder wie es Dinge erzählt.
Die folgenden Fragen helfen dir dabei, das lyrische Ich zu untersuchen:
- Gibt es ein explizites oder implizites lyrisches Ich, das spricht?
- Spricht das lyrische Ich jemanden an?
- Wie fühlt sich das lyrische Ich? Ist es zum Beispiel fröhlich, traurig, dankbar, zufrieden oder hat es Angst?
- Berichtet das lyrische Ich von einem bestimmten Erlebnis?
Gedichtanalyse
Natürlich musst du bei der Gedichtanalyse nicht nur auf das lyrische Ich achten. Was dabei sonst noch wichtig ist und wie du eine richtig gute Analyse schreibst, zeigen wir dir hier.
Lyrisches Ich — häufigste Fragen
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Was ist das lyrische Ich? Das lyrische Ich ist eine fiktive Person und die Stimme im Gedicht, die ihre Gedanken, Gefühle oder Erlebnisse beschreibt. Es ist also nicht der Autor, sondern eine erfundene Figur. Erkennbar ist es oft an Pronomen wie „ich“. -
Wer ist der lyrische Sprecher? Der lyrische Sprecher wird auch lyrisches Ich genannt und ist die Stimme im Gedicht. Sie erzählt von ihren Gedanken und Gefühlen. Der lyrische Sprecher ist eine erfundene Figur und nicht mit dem Autor gleichzusetzen. -
Wie schreibt man „das lyrische Ich“ im Genitiv? Manchmal wird der Genitiv von „das lyrische Ich“ für eine Gedichtanalyse gebraucht. Hier gibt es zwei Möglichkeiten, die beide grammatikalisch richtig sind: „des lyrischen Ich“ oder „des lyrischen Ichs“.