An den Mond
Du willst das Gedicht „An den Mond“ analysieren? In diesem Beitrag und im Video zeigen wir dir, wie dir deine Gedichtanalyse gelingt.
Inhaltsübersicht
An den Mond — Übersicht
An den Mond ist ein Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe. Es existieren zwei Fassungen: die erste von 1778 und die zweite, bekanntere, von 1789. Du kannst das Gedicht dem Sturm und Drang zuordnen. In dem Gedicht geht es um ein lyrisches Ich, das vom Leben und den Freundschaften enttäuscht ist und sich deshalb in die Natur zurückzieht.
In deiner „An den Mond“ Analyse gehst du auf Inhalt, Form und Sprache ein. Wenn du nochmal wiederholen möchtest, wie du bei einer Gedichtanalyse genau vorgehst, dann sieh dir hier unser Video dazu an.
An den Mond — Analyse
Schau dir zunächst das Gedicht an:
Johann Wolfgang von Goethe
An den Mond
Füllest wieder Busch und Tal
Still mit Nebelglanz,
Lösest endlich auch einmal
Meine Seele ganz;
Breitest über mein Gefild
Lindernd deinen Blick,
Wie des Freundes Auge mild
Über mein Geschick.
Jeden Nachklang fühlt mein Herz
Froh- und trüber Zeit,
Wandle zwischen Freud‘ und Schmerz
In der Einsamkeit.
Fließe, fließe, lieber Fluß!
Nimmer werd‘ ich froh;
So verrauschte Scherz und Kuß
Und die Treue so.
Ich besaß es doch einmal,
was so köstlich ist!
Daß man doch zu seiner Qual
Nimmer es vergißt!
Rausche, Fluß, das Tal entlang,
Ohne Rast und Ruh,
Rausche, flüstre meinem Sang
Melodien zu!
Wenn du in der Winternacht
Wütend überschwillst
Oder um die Frühlingspracht
Junger Knospen quillst.
Selig, wer sich vor der Welt
Ohne Haß verschließt,
Einen Freund am Busen hält
Und mit dem genießt,
Was, von Menschen nicht gewußt
Oder nicht bedacht,
Durch das Labyrinth der Brust
Wandelt in der Nacht.
Eine Aufgabenstellung für Goethes „An den Mond“ könnte zum Beispiel so aussehen:
Analysiere und interpretiere das Gedicht „An den Mond“ von Johann Wolfgang von Goethe und gehe dabei auf Inhalt, Form und Sprache ein. Berücksichtige insbesondere, dass es sich bei „An den Mond“ um ein Gedicht aus dem Sturm und Drang handelt und gehe in deiner Analyse auf typische Merkmale der Epoche ein.
An den Mond — Gliederung
Für deine Gedichtanalyse könntest du folgende Gliederung nutzen:
- Einleitung: Wichtigste Informationen zu Goethes Gedicht „An den Mond“
-
Hauptteil
2.1 Inhalt: Kernaussage und Aufbau in drei Sinnabschnitten
2.2 Form: schwerfälliger Rhythmus zeigt Melancholie
2.3 Sprache: Personifikation des Mondes - Schluss: Natur hilft, Emotionen zu verarbeiten
Für deine Gedichtanalyse brauchst du immer eine Deutungshypothese. Du stellst also eine Behauptung über das Gedicht auf und begründest diese im Laufe der Interpretation.
In unserer Aufgabenstellung ist die Deutungshypothese bereits vorgegeben: Du sollst begründen, warum es sich bei „An den Mond“ um ein typisches Gedicht aus dem Sturm und Drang handelt. In deiner Analyse beziehst du dich also immer wieder auf den Sturm und Drang und führst konkrete Beispiele an.
An den Mond — Einleitung
In der Einleitung nennst du die wichtigsten Fakten zum Gedicht. Danach fasst du den Inhalt kurz zusammen und gibst an, worauf du in der Interpretation deinen Fokus legst. Das sieht zum Beispiel so aus:
Johann Wolfgang von Goethes Gedicht „An den Mond“ stammt aus dem Jahr 1789. Darin geht es um ein lyrisches Ich, das sich von der Gesellschaft abwendet. Es zieht sich in die einsame Natur zurück und denkt dort frustriert über Enttäuschungen und alte Freundschaften nach. Das Gedicht ist ein typischer Vertreter des Sturm und Drang. Im Folgenden soll „An den Mond“ analysiert und interpretiert werden. Dabei wird besonders auf die Epochenmerkmale des Sturm und Drang eingegangen.
An den Mond — Inhalt
Schau dir die neun Strophen des Gedichts an. Worum geht es? Wie kannst du sie zusammenfassen? Eine kurze Inhaltsangabe der ersten beiden Strophen könntest du zum Beispiel so formulieren:
In den ersten beiden Strophen spricht das lyrische Ich den Mond direkt an. Es beschreibt, wie das sanfte Licht des Mondes es beruhigt. Dabei vergleicht das lyrische Ich den Mond mit einem alten Freund. In den ersten beiden Strophen ist die Stimmung noch ruhig und ausgeglichen.
Achte auch immer darauf, ob sich der Schauplatz, die Gefühle des lyrischen Ichs oder die Stimmung im Gedicht ändern.
Merke: Den Sprecher eines Gedichts bezeichnest du als lyrisches Ich. Du darfst es allerdings nicht mit dem Autor verwechseln. Das ist nicht die gleiche Person!
Sieh dir auch die restlichen Strophen des Gedichts an. In der dritten Strophe schlägt die Stimmung um. Das lyrische Ich wendet sich nach innen und beschreibt, wie sehr es an der Vergangenheit hängt und zerbrochenen Freundschaften nachtrauert.
Zum Schluss wendet es sich an alle Menschen, die sich nicht vor der Welt verschließen, sondern das Leben mit Freunden teilen. Allerdings zählt das lyrische Ich sich selbst nicht zu dieser Gruppe, sondern will sich weiterhin von der Welt abwenden.
Folgende Fragen können dir helfen, den Inhalt noch weiter zusammenzufassen und dich auf die Epoche des Sturm und Drang zu beziehen:
-
Wieso zieht sich das lyrische Ich in die Natur zurück?
→ Lösung: In Strophe 4 beschreibt das lyrische Ich eine vergangene Freundschaft oder Liebschaft und glaubt, deshalb nie wieder glücklich zu werden. - Welche Abbild aus der Natur nutzt das lyrische Ich, um seine Gefühle darzustellen?
→ Lösung: Der Fluss beschreibt die Gefühlslage des lyrischen Ichs. Zum Beispiel ist er auch „Ohne Rast und Ruh“ (V. 22) und zeigt so die aufgewühlte Stimmung des lyrischen Ichs. - Findest du im Gedicht Themen, die typisch für die Epoche des Sturm und Drang sind?
→ Lösung: Leidenschaft für die Natur, Fokus auf die Gefühlswelt
An den Mond — Form
In diesem Teil deiner Analyse schaust du dir Reimschema, Versmaß, Metrum und Kadenz genauer an. Wenn du nochmal wiederholen möchtest, worauf du dabei achten musst, dann klick einfach hier: Reimschema, Versmaß / Metrum, Kadenz.
Wichtig ist, dass du die formalen Merkmale nicht nur aufzählst, sondern auch interpretierst und ihre Wirkung im Gedicht beschreibst. Dabei gehst du auch wieder auf den Sturm und Drang ein. Ein kleiner ausformulierter Teil zur Form könnte so aussehen:
Das Gedicht besteht aus neun Strophen mit je 4 Versen. Weil alle Verse auf eine betonte Silbe enden, hat das Gedicht durchgehend männliche Kadenzen. Dadurch entsteht die Wirkung, dass der Lesefluss über das Versende hinausgeht. Das wird durch Enjambements verstärkt, denn viele Sätze erstrecken sich über mehrere Verse. Diese formalen Merkmale tragen zu einer schwerfälligen und melancholischen Stimmung im Gedicht bei.
Um die Kadenz zu bestimmen, schaust du dir die letzte Silbe an. Endet der Vers auf eine unbetonte Silbe, ist die Kadenz weiblich. Bei einer betonten Silbe hingegen sprichst du von einer männlichen Kadenz: Tal (V. 1).
Folgende Ansätze helfen dir, in deiner Analyse noch weiter auf die Form einzugehen.
- Im Gedicht gibt es einen Kreuzreim. Es reimen sich also immer jeweils der erste und der dritte, sowie der zweite und vierte Vers. So ergibt sich auch ein einheitlicher Rhythmus, der das Gedicht sehr liedhaft klingen lässt.
- Das Versmaß ist ein Trochäus. Die erste und letzte Silbe eines Verses werden also betont. Dadurch entsteht eine kurze Sprechpause zwischen den Versen.
- Inwiefern spiegelt der gleichmäßige und schwere Rhythmus die Stimmung des lyrischen Ichs wider?
→ Lösung: Der Rhythmus des Gedichts zeigt die schlechte Stimmung des lyrischen Ichs. Es fühlt sich traurig und hängt der Vergangenheit nach.
An den Mond — Sprache
Am Ende des Hauptteils schaust du dir die sprachliche Gestaltung des Gedichts genauer an. Du kannst beschreibende Adjektive heraussuchen, auf die Zeitformen im Gedicht eingehen oder überlegen, aus welchem Wortfeld die Nomen stammen. Ein Wortfeld ist eine Gruppe von Wörtern, die zur gleichen Wortart gehören und eine ähnliche Bedeutung haben. Außerdem suchst du Stilmittel und beschreibst ihre Wirkung im Gedicht.
Eine kurze Ausformulierung zum Stilmittel der Personifikation (Vermenschlichung) in „An den Mond“ könnte zum Beispiel so aussehen:
In Goethes Gedicht „An den Mond“ wird die Natur personifiziert. Zunächst spricht das lyrische Ich den Mond direkt an und beschreibt „[s]einen Blick“ (V. 6). Danach wendet es sich dem Fluss zu und bittet diesen zu flüstern (V. 23). Das lyrische Ich spricht also direkt zur Natur. Es findet hier Zuflucht und fühlt sich gut aufgehoben. Die Natur wird zu einem treuen Gefährten und der Mond wacht über das lyrische Ich wie des „Freundes Auge mild“ (V. 7).
Es gibt auch noch andere sprachliche Mittel und Phänomene, auf die du eingehen kannst. Insgesamt solltest du dir mindestens vier Stilmittel genauer anschauen.
- In dem Gedicht gibt es viele Nomen, die die negativen Gefühle des lyrischen Ichs beschreiben. Wie lauten diese?
→ Lösung: Schmerz (V. 11), Einsamkeit (V. 12), Qual (V. 19), Hass (V. 30) - In Vers 2 gibt es einen Neologismus,
also eine Wortneuschöpfung. Was ist dessen Wirkung?
→ Lösung: Mit dem Neologismus „Nebelglanz“ verleiht das lyrische Ich der Natur eine magische und besondere Atmosphäre. - Findest du die Alliteration
in Strophe 7? Was bewirkt sie?
→ Lösung: Mit der Alliteration „Wenn du in der Winternacht / Wütend überschwillst“ wird die aufgewühlte Stimmung des lyrischen Ichs betont.
An den Mond — Schluss
Zum Schluss deiner Analyse fasst du die wichtigsten Erkenntnisse noch einmal zusammen. Außerdem überlegst du dir, welche Bedeutung das Gedicht haben könnte. Ein kurzer ausformulierter Schlussgedanke zu „An den Mond“ könnte so aussehen:
Das Gedicht beschreibt die Enttäuschung des lyrischen Ichs über seine gescheiterten Beziehungen. Das lyrische Ich zieht sich deshalb in die abgelegene Welt der Natur zurück. Der Mond und der Fluss spiegeln dabei die aufgewühlte Gefühlswelt des lyrischen Ichs wider. Das Gedicht zeigt also, dass die Natur ein Zufluchtsort sein kann, in dem negative Emotionen aufgearbeitet werden können.
Gedichtanalyse Beispiel
Jetzt weißt du, wie du Goethes „An den Mond“ analysieren und interpretieren kannst. Wenn du noch auf der Suche nach einem ausführlichen Beispiel und hilfreichen Formulierungen für deine Gedichtanalyse bist, haben wir hier das passende Video für dich.