Der Untertan – Interpretation
Du willst wissen, wie du „Der Untertan“ von Heinrich Mann interpretieren kannst? Dann bist du hier genau richtig. In diesem Beitrag und im Video zeigen wir dir drei Interpretationsansätze für das Werk.
Inhaltsübersicht
Der Untertan – Interpretation
Heinrich Manns „Der Untertan“ ist ein satirischer Roman, der die Gesellschaft und ihre Haltung zu Macht im deutschen Kaiserreich unter Wilhelm II. kritisiert. Falls du nochmal wiederholen möchtest, worum es in dem Werk geht, dann findest du hier eine Zusammenfassung mit einer Figurenkonstellation.
Du kannst das Werk auf verschiedene Arten interpretieren. Wir stellen dir drei Interpretationsansätze vor. Zum Beispiel hast du die Möglichkeit dir die Hauptfigur Diederich Heßling genauer anzuschauen, den Roman als Satire zu interpretieren oder auf das Verhältnis von Demokratie und Nationalismus einzugehen.
Diederich Heßling als Allegorie – Der Untertan Interpretation
Der Protagonist Diederich Heßling steht in dem Roman stellvertretend für die Gesellschaft im deutschen Kaiserreich unter Wilhelm II. Du kannst diese Gesellschaft daher auch als wilhelminische Gesellschaft bezeichnen. Die Regierungsperiode des Kaisers war von 1888 bis 1918.
Du kannst Diederich Heßling als Allegorie für die wilhelminische Gesellschaft interpretieren. Eine Allegorie ist ein Stilmittel, das eine abstrakte Sache beschreibt und sie so veranschaulicht. Der Protagonist stellt also die gesamte Gesellschaft dar. Diederichs Persönlichkeit ist opportunistisch. Das bedeutet, dass er in allen Situationen nach seinem eigenen Vorteil handelt. Dabei hat er keine Prinzipien und nimmt keine Rücksicht auf andere.
Außerdem ist sein Charakter geprägt von Gegensätzen. Er ist unterwürfig gegenüber der Macht und verehrt den Kaiser. Dabei ist er leicht beeinflussbar und folgt seinem Idol, dem Kaiser, blind. Gleichzeitig unterdrückt er aber schwächere Personen. Er ist tyrannisch und zur selben Zeit unsicher. Das macht ihn zum klassischen Abbild der wilhelminischen Gesellschaft. Zudem vertritt er auch eine nationalistische Ideologie. Diese ist geprägt von antidemokratischen Werten und Antisemitismus. In Diederich werden diese Charakterzüge überspitzt dargestellt. Er wirkt so nicht wie ein individueller Charakter, sondern gleicht einer Karikatur. Damit steht er stellvertretend für die Werte einer ganzen Gesellschaft kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs .
Der Untertan als Satire – Der Untertan Interpretation
Du kannst den Roman auch als Satire interpretieren. Unter einer Satire verstehst du einen Text, der durch Stilmittel wie Übertreibungen und Ironie etwas kritisieren will. Oft geht es dabei um ein politisches Thema. Heinrich Mann kritisiert mit seiner Satire „Der Untertan“ die wilhelminische Gesellschaft.
Diederich Heßling ist dabei der Antiheld des Romans. Seine Unterwürfigkeit wird oft übertrieben dargestellt und so ins Lächerliche gezogen. Als er beispielsweise in Kapitel eins dem Kaiser begegnet, fällt er in eine Schlammpfütze und blamiert sich. Er ist also unterwürfig im wahrsten Sinne des Wortes, weil er buchstäblich vor dem Kaiser zu Boden fällt. Durch diese überspitzte Darstellung von Diederichs Respekt vor dem Kaiser übt der Roman Kritik an der Gesellschaft.
Im Roman sind außerdem alle Gesellschaftsschichten vertreten. In der Kleinstadt Netzig finden sich Vertreter aller sozialen Schichten wie beispielsweise Adel, Arbeiter, Justiz, Kirche und Militär. Dabei stehen nicht die Figuren als individuelle Charaktere im Vordergrund. Viel mehr werden die Figuren in der Satire überspitzt dargestellt und symbolisieren ihren gesellschaftlichen Stand. Dadurch wirken sie fast wie Karikaturen. So ergibt sich ein Gesellschaftspanorama: Als Leser bekommst du einen Überblick über die verschiedenen Gesellschaftsschichten und ihr Zusammenspiel. Durch eine überspitzte Darstellung der Charaktere und ihrer Werte kritisiert die Satire die Gesellschaft.
Demokratie vs. Nationalismus – Der Untertan Interpretation
Wie du siehst, stehen die Figuren in „Der Untertan“ für verschiedene Werte. Einen zentralen Konflikt bilden dabei die Demokratie und der Nationalismus. Die demokratischen Werte werden durch den alten Buck symbolisiert. Diederich hingegen vertritt eine nationalistische Ideologie. Der alte Buck scheint so die einzig positive Figur in der Geschichte zu sein. Als ehemaliger Revolutionär der 1848er Revolution steht er für Freiheit, Gleichheit und Demokratie. Die Revolution 1848 kannst du auch als Märzrevolution bezeichnen. Die Revolutionäre wollten dabei die Alleinherrscher der deutschen Staaten stürzen und eine Demokratie einführen.
In „Der Untertan“ vertritt der alte Buck diese humanistischen Werte. Er genießt hohes Ansehen in Netzig und ist ein respektierter Bürger. Zunächst versucht er sogar, Diederich zu unterstützen und mit ihm zusammenzuarbeiten. Später jedoch wendet Diederich sich immer mehr von ihm ab. Der alte Buck ist also der Gegenspieler Diederichs, da die beiden gegensätzliche Weltansichten symbolisieren.
Die Spitze dieses Konflikts bildet das Ende des Romans. Diederich kommt am Haus des alten Buck vorbei und sieht den alten Mann, der im Sterben liegt. Er rafft sich nochmal auf, stirbt aber letztendlich, als er Diederich sieht. Eine Frau meint daraufhin, der alte Buck hätte den Teufel gesehen. Der Tod des alten Buck steht im Roman symbolisch für den Untergang der Demokratie. Die demokratischen Werte gehen zugrunde, während der Nationalismus an Macht gewinnt. Mit diesem Ende des Buchs scheint Heinrich Mann den Ersten Weltkrieg bereits vorhergesagt zu haben.
Erster Weltkrieg
Jetzt weißt du, wie du eine gute „Der Untertan“ Interpretation schreibst. Wenn du noch genauer wissen willst, wie es zum Ersten Weltkrieg kam und was die Folgen waren, dann sieh dir hier unser Video dazu an.