Nathan der Weise – Szenenanalyse
Du suchst eine Szenenanalyse zu „Nathan der Weise“? Dann bist du hier genau richtig. In unserem Beitrag und in unserem Video zeigen wir dir, was du bei deiner Analyse beachten musst.
Inhaltsübersicht
Nathan der Weise – Szenenanalyse: Übersicht
Wenn du den Inhalt von Lessings Drama „Nathan der Weise“ noch nicht kennst, dann findest du hier eine Zusammenfassung mit allen wichtigen Infos. Für eine Szenenanalyse schaust du dir eine Szene des Dramas genauer an und untersuchst sie auf ihren Inhalt und ihre Sprache.
In „Nathan der Weise“ sind die einzelnen Szenen nicht mit „Szene“ sondern mit „Auftritt“ beschriftet. Wie du bei der Analyse vorgehst, zeigen wir dir am 5. Auftritt des 2. Aufzugs, in dem Nathan und der Tempelherr Curd von Stauffen das erste Mal aufeinander treffen.
Wenn du hier klickst, kannst du dir die Szene ansehen.
Aufgepasst: Verwechsle Szene oder Auftritt nicht mit Akt oder Aufzug. Die Akte oder Aufzüge sind wie die Kapitel eines Buches. In einem klassischen Drama gibt es fünf davon. In manchen Dramen findest du aber auch mehr oder weniger als fünf Akte. Die Akte sind noch einmal in kleinere Einheiten aufgeteilt — die nennst du dann Szenen oder Auftritte.
Nathan der Weise – Szenenanalyse: Einleitung
Bevor du mit der eigentlichen Analyse einer Szene beginnen kannst, braucht dein Text erst einmal eine Einleitung. In deine Einleitung gehören:
- die wichtigsten Fakten zum Drama
- eine kurze Beschreibung des Inhalts
- der Name der Szene, die du analysierst
- die Figuren, die darin vorkommen
Eine kurze Einleitung zu Szenenanalyse „Nathan der Weise“ könnte so aussehen:
Das Ideendrama „Nathan der Weise“ wurde von Gotthold Ephraim Lessing verfasst und erschien im Jahr 1779. Im Mittelpunkt des Dramas steht der jüdische Kaufmann Nathan, der durch seine Toleranz und Großzügigkeit den muslimischen Sultan Saladin und den christlichen Tempelherrn Curd von Stauffen von der Gleichheit aller Religionen überzeugen kann. Im Folgenden soll der 5. Auftritt des 2. Aufzugs analysiert werden, in der sich Nathan und Curd das erste Mal miteinander unterhalten.
Nathan der Weise – Szenenanalyse: Hauptteil
Zu Beginn des Hauptteils fasst du den Inhalt der Szene in ein oder zwei Sätzen zusammen. Außerdem ordnest du sie in den Gesamtzusammenhang des Dramas ein. Das heißt, du erklärst kurz, was vor und nach der Szene jeweils passiert. So machst du deutlich, warum die Szene für die Handlung des Dramas von Bedeutung ist.
Du gehst ebenfalls kurz auf die Figuren aus der Szene ein. So kannst du beispielsweise erläutern, in welcher Beziehung Nathan und Curd zueinander stehen und dass sie vorher noch nie miteinander gesprochen haben. Curd wich einem Gespräch mit Nathan immer aus, da er sich nicht mit einem Juden unterhalten wollte. Er ist deshalb anfangs auch sehr misstrauisch gegenüber Nathan.
Tipp: Wenn du noch mehr über die Figuren und ihre Beziehungen zueinander wissen willst, dann schau dir hier die Personenkonstellation zu „Nathan der Weise an“.
Nathan der Weise – Szenenanalyse: Inhalt
Als Nächstes gehst du etwas ausführlicher auf den Inhalt der Szene ein. Du beschreibst, wie das Gespräch abläuft und was Schritt für Schritt passiert. Dazu teilst du die Szene in Sinnabschnitte ein. Für die zu analysierende Szene aus „Nathan der Weise“ kannst du insgesamt drei Sinnabschnitte festlegen.
Im ersten Sinnabschnitt ist der Tempelherr skeptisch und misstrauisch gegenüber Nathan. Je länger das Gespräch dauert, desto faszinierter ist er von Nathans Worten, auch wenn er es zunächst weder sich selbst noch Nathan eingestehen möchte. Im letzten Sinnabschnitt und sozusagen der finalen Stufe des Gesprächs, schließen Curd und Nathan letztendlich Freundschaft.
Eine kurze Ausformulierung zum ersten Sinnabschnitt könnte so aussehen:
Die Szene besteht aus einem Dialog zwischen Nathan und dem Tempelherrn. Curd von Stauffen zeigt sich zunächst abweisend und lässt sich nur widerwillig von Nathan in ein Gespräch verwickeln. Als Nathan ihm für die Rettung Rechas dankt, sagt der Tempelherr, er habe nur seine Pflicht getan. Er versucht, die Tat herunterzuspielen. Nathan will ihm seinen Dank durch einen Gefallen erweisen, doch wieder reagiert Curd zuerst abweisend. Schließlich deutet er aber auf seinen Mantel, der durch das Feuer bei Rechas Rettung zu Schaden gekommen ist. Nathan betrachtet den Mantel und küsst den Brandfleck. Schließlich merkt er an, dass der angesengte Mantel ein Beweis dafür sei, dass Curd eine gute Tat vollbracht und Recha gerettet habe. Auch, wenn er selbst es nicht zugeben will.
In einer Klausur reicht solch ein kurzer Text natürlich nicht aus. Unsere Szenenanalyse soll nur ein Vorschlag sein, den du noch weiter ergänzen kannst. Um also noch weiter auf den Inhalt der Szene einzugehen, kannst du dir folgende Fragen stellen:
- Ist die Szene ein Monolog oder ein Dialog?
- Gibt es eine Figur, die einen höheren Redeanteil hat? Oder reden Nathan und der Tempelherr gleich viel?
- Wie verhalten sich die beiden? Achte dabei auch auf die Regieanweisungen in kursiv.
- Welche Meinungen, Einstellungen und Ziele haben Nathan und der Tempelherr? Sind sie gegensätzlich oder stimmen sie vielleicht überein?
- Wie ändert Curd von Stauffen während des Gesprächs seine Haltung gegenüber Nathan? Woran kannst du das sehen?
Nathan der Weise – Szenenanalyse: Sprache
Im Hauptteil gehst du außerdem noch auf die sprachliche Gestaltung der Szene ein. Du schaust dir dabei sprachliche Besonderheiten, wie beispielsweise Satzbau oder Stilmittel an. Vielleicht erkennst du auch, dass die Figuren in der Szene unterschiedliche Sprechweisen oder Sprachstile haben, also zum Beispiel viele Fremdwörter benutzen oder ein und denselben Begriff immer wiederholen. Zu Beginn des Gesprächs kennen Nathan und der Tempelherr einander noch nicht und tasten sich vorsichtig heran. Beide tun das auf ganz unterschiedliche Weise, was du an der Sprache festmachen kannst. Eine kurze Ausformulierung dazu könnte folgendermaßen aussehen:
Beide Charaktere sind im Gespräch zunächst vorsichtig, was sich auf ganz unterschiedliche Art und Weise äußert. Nathan beginnt den Dialog übertrieben höflich mit vielen Sprüchen, wie etwa „Dass ich mich untersteh“ (V. 1201). Außerdem fragt er mit Ausdrücken wie „Erlaubt“ (V. 1999) oder „verzeiht“ (V. 1203) immer wieder um Erlaubnis, mit dem Tempelherrn in Kontakt treten zu dürfen. Curd von Stauffen ist sichtlich genervt von Nathan. Er drückt sein Misstrauen und seine Abneigung aus, indem er Nathan immer nur mit „Jude“ (V. 1232) anspricht. Allerdings sieht er auch keine Möglichkeit, dem Gespräch zu entkommen, was sich durch die rhetorische Frage „Kann ich’s wehren?“ (V. 1201) zeigt. Er gibt also nach, allerdings macht er bald klar, dass er Rechas Rettung nicht als eine gute Tat ansieht. Denn es war „nur das Leben einer Jüdin“ (V. 1219f.), das er gerettet hat.
Folgende Fragen können dir helfen, um die Sprache noch weiter zu analysieren:
- Wie ändert sich Curds Sprache, als er die Vorurteile gegenüber Nathan ablegt? Spricht er ihn immer noch mit „Jude“ an?
- Schau dir Nathans Worte ab Vers 1283 an. Findest du eine Anapher ? Was könnte sie bedeuten? Möchte Nathan damit sagen, wie wichtig es ist, sich selbst nicht für etwas Besseres zu halten?
- Kurz bevor Curd gehen möchte, verwendet er eine bekannte Metapher . Findest du sie? Und weißt du auch, was sie bedeutet?
- Nathan und Curd stellen während des Gesprächs viele Fragen. Handelt es sich dabei um rhetorische Fragen? Sind es Fragen, die sich vielleicht der Leser selbst beantworten soll und nicht die beiden Charaktere im Dialog?
Nathan der Weise – Szenenanalyse: Schluss
Im Schlussteil fasst du die Erkenntnisse aus deiner Analyse noch einmal kurz zusammen. Du kannst zudem erwähnen, welche Bedeutung die Szene für das gesamte Drama hat. Du könntest aber auch auf das Grundthema der Szene eingehen und kurz darstellen, wie es in anderen Werken oder zeitgenössischen Medien wie Filmen dargestellt wird. Eine kurze Schlussformulierung zur Szenenanalyse von „Nathan der Weise“ könnte so aussehen:
Nathan und Curd begegnen sich in der Szene als zwei Fremde und beenden den Dialog als Freunde, nicht zuletzt durch die Beharrlichkeit Nathans. Die Entwicklung, die Curd im Laufe des Gesprächs durchmacht, zeigt sich sowohl inhaltlich an seinen Aussagen als auch sprachlich. Sein Umgangston wird zunehmend respektvoller, während Nathan stets gelassen bleibt und seine Standpunkte voller Selbstbewusstsein darlegt. Die Szene zeugt von der Überzeugungskraft und Weisheit Nathans und zeigt ihn als einen starken, beeindruckenden Charakter des Dramas. Denn er schafft es durch seine ruhige und vernünftige Art, den misstrauischen Curd als Freund zu gewinnen.
Szenenanalyse
Jetzt weißt du, wie du eine Szene aus Lessings Drama „Nathan der Weise“ analysieren kannst. Wenn du noch weitere Tipps zur Szenenanalyse brauchst, dann schau dir unser Video dazu an.