Ruhm – Zusammenfassung
Worum geht es in Daniel Kehlmanns „Ruhm“? In diesem Beitrag und in unserem Video zeigen wir dir eine „Ruhm“ Zusammenfassung mit Figurenkonstellation und Interpretation.
Inhaltsübersicht
Übersicht – Ruhm Zusammenfassung
„Ruhm – ein Roman in neun Geschichten“ ist ein Roman von Daniel Kehlmann aus dem Jahr 2009. Das Buch besteht aus neun Geschichten, deren Charaktere mehr oder weniger miteinander verflochten sind. Wichtige Themen sind dabei Technologie, Kommunikation und Identitätsverlust.
- Veröffentlichung: 2009
- Gattung: Roman
- Autor: Daniel Kehlmann
- Epoche: Postmoderne / Gegenwartsliteratur
- Hauptfiguren: Leo Richter, Elisabeth, Ebling, Rosalie, Ralf Tanner, Mollwitz, Miguel Auristos Blancos, Maria Rubinstein, Chef von Mollwitz
- Aufbau: 9 Geschichten
Gut zu wissen: Eine zentrale Figur ist der Autor Leo Richter. Viele der Figuren und Geschichten im Buch entspringen seiner Feder. Im Laufe der Handlung vermischen sich Realität und Fantasie also immer mehr.
Inhaltsangabe – Ruhm Daniel Kehlmann
Das Buch „Ruhm“ setzt sich aus neun Geschichten zusammen. Diese nehmen zum Teil Bezug aufeinander oder haben dieselben Charaktere.
In der ersten Geschichte geht es um einen Mann namens Ebling. Wegen einer vertauschten Rufnummer bekommt dieser eines Tages Anrufe von Menschen, die ihn für einen Mann namens Ralf halten. In der zweiten Geschichte reisen der ängstliche Autor Leo Richter und seine Partnerin Elisabeth nach Südamerika.
Geschichte drei befasst sich mit Rosalie, einer von Leo Richter erfundenen Figur. Rosalie ist alt und todkrank, doch wird am Ende von Leo geheilt und verjüngt. Danach geht es in der vierten Geschichte um den Schauspieler Ralf Tanner. Weil er eines Tages keine Anrufe mehr bekommt, zieht er sich aus der Öffentlichkeit zurück.
Die fünfte Geschichte dreht sich um die Krimiautorin Maria Rubinstein, die eine Reise für Leo Richter übernimmt und dabei in Asien verschwindet. Auch Miguel Auristos Blancos in der sechsten Geschichte ist Autor und schreibt Lebensratgeber. Dabei glaubt er selbst nicht an seine Philosophien und spielt mit dem Gedanken, sich umzubringen.
In der siebten Geschichte springt die Handlung zu Mollwitz, einem Mitarbeiter in einer Mobilfunkfirma. Mollwitz ist internetsüchtig und will, dass Leo Richter ihn zu einer Figur in einer Geschichte macht. Geschichte acht handelt von Mollwitz‘ Vorgesetzten, der heimlich ein Doppelleben führt. Die letzte Geschichte dreht sich erneut um Leo Richter und Elisabeth. Die beiden reisen in ein Krisengebiet in Afrika, doch in Wirklichkeit befinden sie sich in einer von Leo Richter erfundenen Geschichte.
Figurenkonstellation – Ruhm Zusammenfassung
Damit du die Handlung besser verstehst, stellen wir dir zuerst die wichtigsten Charaktere in „Ruhm“ vor.
Leo Richter
- deutscher Autor
- ängstlich und weltfremd
- lebt lieber in seiner Fantasie als im echten Leben
- baut Menschen aus der Realität in seine Geschichten ein
- verschwindet am Ende aus der Geschichte
Elisabeth
- Ärztin und Partnerin von Leo Richter
- rational und in der Wirklichkeit verankert
- kennt sich mit realen Krisensituationen aus
- will keine von Leos Romanfiguren werden
- Leo macht sie trotzdem zur Figur „Lara Gaspard“
Geschichte 1 – Stimmen
Der Familienvater Ebling arbeitet als Computertechniker, obwohl er sich nicht wirklich mit Computern auskennt. Auch wenn er jahrelang kein Mobiltelefon wollte, kauft er sich schließlich doch eins. Im Folgenden erhält er zahlreiche Anrufe von Menschen, die ihn für einen gewissen „Ralf“ halten. Ebling wendet sich an seinen Mobilfunkbetreiber, doch der schließt eine falsche Vergabe von Rufnummern aus.
Anfangs weist Ebling die Anrufer noch auf die falsche Nummer hin. Doch bald beginnt er, sich als Ralf auszugeben. Denn Ralf scheint beliebt zu sein und ein spannendes Leben zu führen. Ebling verabredet sich daraufhin mit Frauen und Geschäftspartnern und übernimmt immer mehr die Scheinidentität von ‚Ralf‘. Eines Tages hören die Anrufe jedoch abrupt auf und Ebling wird aus der Fantasie gerissen und muss zu seinem alten Leben zurückkehren.
Geschichte 2 – In Gefahr (I)
Der ängstliche und egozentrische Schriftsteller Leo Richter reist mit seiner Partnerin Elisabeth durch Lateinamerika. Leo ist der Autor der Geschichte „Rosalie geht sterben“ und ist in Lateinamerika, um Vorträge zu halten. Während der Reise sehen die beiden Plakate von Ralf Tanner, der in der ersten Geschichte am Telefon verlangt wurde.
Während Leo überall Gefahr wittert und sich am liebsten ganz der Realität entziehen würde, ist Elisabeth realistisch. Sie ist Ärztin und unter anderem für „Ärzte ohne Grenzen“ tätig. Sie führt viele Gespräche am Telefon, weil einige ihrer Kollegen bei einem Einsatz in Afrika entführt worden sind. Außerdem geraten Leo und Elisabeth in einen Streit, weil Elisabeth nicht in eine Figur in Leos Geschichten verwandelt werden will. Aber Leo ignoriert diese Bitte und schafft die Figur „Lara Gaspard“ in Anlehnung an Elisabeth.
Als die beiden nach Mexiko zu den Pyramiden reisen, ist Leo gelangweilt. Er will am liebsten den ganzen Tag mit Erfinden und Schreiben verbringen. Deshalb überlegt er, die bevorstehende Reise nach Asien nicht selbst anzutreten. Stattdessen will er die Krimiautorin Maria Rubinstein hinschicken.
Geschichte 3 – Rosalie geht sterben
Rosalie ist 76 Jahre alt und schwerkrank. Deshalb meldet sie sich bei einem Sterbehilfeinstitut in der Schweiz an. Rosalie streitet sich oft mit ihrem Erfinder Leo Richter und will, dass der Autor ihre Geschichte umschreibt. Aber Leo weigert sich, denn Rosalies Geschichte sei über den Tod, deswegen gebe es keinen anderen Ausweg.
Rosalie bereitet sich deshalb auf die Reise in die Schweiz vor und informiert ihre Nichte Lara Gaspard über ihr Vorhaben. Der Weg zum Institut ist voller Hindernisse. Rosalie muss schließlich mit dem Taxi fahren. In der Klinik angekommen, taucht plötzlich Leo Richter auf. Er teilt Rosalie mit, dass sie wieder gesund sei und außerdem wieder 20 Jahre alt sei. Rosalie eilt hinaus und läuft die Straße herunter, bevor sie auf einmal verschwindet. Der Autor Leo bleibt zurück und denkt über seinen eigenen Tod nach.
Geschichte 4 – Der Ausweg
Ralf Tanner ist 38 Jahre alt und Schauspieler. Allerdings wünscht er sich schon länger einen Ausweg aus dem öffentlichen Leben. Als er eines Tages keine Anrufe mehr bekommt und sich ehemalige Freunde und Geschäftspartner abwenden, sieht er seine Chance.
Ralf sucht daraufhin eine Diskothek auf, in der Menschen berühmte Prominente imitieren. Dort lernt er Nora kennen, aber sie findet Ralfs Imitation des Schauspielers Ralf Tanner nicht überzeugend. Ralf wendet sich immer mehr von seinem alten Leben ab. Er sieht Filmplakate für seinen neuen Film, aber er erinnert sich kaum an die Dreharbeiten. Schließlich nennt er sich Matthias Wagner und zieht in eine Wohnung in der Nähe von Nora.
Als Ralf nochmal bei seiner alten Villa vorbeischaut, erkennt ihn das Hauspersonal nicht. In der Villa wohnt ein anderer Ralf Tanner. Ralf ist beeindruckt von diesem Double und kommt zu dem Schluss, dass der Mann der besserer Ralf Tanner sei. So entkommt Ralf endlich seinem öffentlichen Leben und lebt ab jetzt als Matthias Wagner.
Geschichte 5 – Osten
Maria Rubinstein ist Krimiautorin und eine Kollegin von Leo Richter. Sie tritt anstelle von Leo eine Reise nach Zentralasien an. Zusammen mit einer Reisegruppe wird sie durch das Land gefahren. Aber die wirtschaftliche Situation ist schlecht und Maria kann kaum den Kontakt mit ihrem Mann in Deutschland aufrechterhalten. Kurz vor der Heimreise gibt es Probleme mit den Zimmern und Maria wird allein in ein anderes Hotel ausquartiert.
Am nächsten Morgen kann sie die Reisegruppe nicht finden und niemand kommt, um sie abzuholen. Außerdem ist ihr Handyakku fast leer. Schließlich landet sie auf der Polizeistation und bittet um Hilfe. Doch die Polizisten haben schlechte Neuigkeiten: Marias Visum ist abgelaufen, sie hält sich also illegal im Land auf. Zudem steht ihr Name nicht auf der Liste der Reisegruppe, sondern der von Leo Richter.
Maria werden Geld und Schmuck abgenommen und sie landet auf der Straße. Ihr Handy ist inzwischen endgültig ausgegangen. Letztendlich findet sie Unterschlupf auf einem abgelegenen Bauernhof und muss als Gegenleistung bei Reinigungsarbeiten helfen. Maria ist komplett von ihrem alten Leben abgeschnitten und hat keine Möglichkeit, die Außenwelt zu kontaktieren.
Geschichte 6 – Antwort an die Äbtissin
In dieser Geschichte geht es um den bekannten Schriftsteller Miguel Auristos Blancos. Dieser ist berühmt für seine Lebensratgeber über Achtsamkeit und den Sinn des Lebens. In seiner Wohnung in Rio de Janeiro beantwortet er den Brief einer Äbtissin, die ihn nach der Frage von Gott und dem Leiden auf der Welt fragt.
Während er den Brief verfasst, nimmt Miguel eine geladene Pistole aus seiner Schreibtischschublade. Er denkt darüber nach, welche Auswirkungen sein Tod auf seine Fans und auf die Welt im Allgemeinen hätte. So würde er berühmt werden. Schließlich wird ihm klar, dass er nicht wirklich an das glaubt, was er in seinen Büchern schreibt. Das Ende der Geschichte bleibt offen.
Schon gewusst? Eine Äbtissin ist die Leiterin eines Nonnenklosters.
Geschichte 7 – Ein Beitrag zur Debatte
In dieser Geschichte geht es um den Ich-Erzähler Mollwitz. Er arbeitet bei einer Mobilfunkfirma und arbeitet an einem Fehler, bei dem nanche Rufnummern doppelt vergeben wurden. Mollwitz ist dreißig Jahre alt und lebt bei seiner Mutter. Außerdem ist er internetsüchtig und verbringt jede freie Minute damit, Forenbeiträge über Prominente im Internet zu schreiben.
Völlig unerwartet wird Mollwitz von seinem Vorgesetzten auf einen Kongress geschickt und soll dort einen Vortrag halten. Doch bereits die Anreise macht ihm zu schaffen, denn es gibt kein Internet. Mollwitz wird deshalb nervös und leidet an Entzugserscheiningen.
Im Hotel des Kongress trifft Mollwitz auf Leo Richter und versucht, ihn zu beeindrucken. Denn er weiß, dass Leo Richter häufig Menschen aus dem realen Leben in Figuren für seine Bücher umschreibt. Mollwitz ist hingerissen von Leos Figur „Lara Gaspard“ und möchte deshalb auch zur Romanfigur werden. Aber Leo Richter zeigt kein Interesse an Mollwitz.
Geschichte 8 – Wie ich log und starb
Der Vorgesetzte von Mollwitz ist Abteilungsleiter der Mobilfunkfirma und zuständig für die Rufnummernvergabe. Er erzählt rückblickend seine Geschichte, denn mittlerweile ist er arbeitslos. Der Titel der Geschichte deutet daraufhin, dass er bereits gestorben ist, aber das bleibt offen.
Der Ich-Erzähler wohnt in der Nähe von Hannover, während seine Frau Hannah und die gemeinsamen Kinder bei München leben. Er lernt eine Frau namens Luzia kennen und beginnt eine Affäre mit ihr. Dadurch entwickelt er ein Doppelleben, denn die beiden Frauen dürfen nichts voneinander wissen.
Unter dem Doppelleben leidet auch sein beruflicher Erfolg: Anstatt selbst zu einem Kongress zu gehen, schickt er Mitarbeiter Mollwitz, der seinen Vortrag vermasselt. Zudem kommt es in der Firma aufgrund von nachlässiger Arbeit zur doppelten Vergabe von Rufnummern.
Eines Tages wird Luzia schwanger. Dem Ich-Erzähler wird plötzlich klar, dass sein Doppelleben ihn zerstört hat, und sich seine Identität gespalten hat. Als Hannah sich spontan zu Besuch ankündigt, bittet er auch Luzia zu sich. Das Ende der Geschichte bleibt offen.
Geschichte 9 – In Gefahr (II)
In der letzten Geschichte dreht sich die Handlung erneut um Leo Richter und Elisabeth. Ein Jahr nach dem Verschwinden von Maria Rubinstein sind die beiden in einem Krisengebiet in Afrika unterwegs. Anders als in der zweiten Geschichte, ist Leo dieses Mal überhaupt nicht ängstlich. Auch sonst gibt es viele Ungereimtheiten in der Umgebung, die Elisabeth komisch vorkommen.
Die beiden kommen schließlich in einem zerstörten Dorf an und treffen dort Mitarbeiter eines Hilfteams der Vereinten Nationen. Unter ihnen ist auch die Europäerin Lara Gaspard, die Elisabeth sehr ähnlich sieht. Daraufhin wird Elisabeth klar, dass ihre Vermutung eingetreten ist: Sie befindet sich in Leos Geschichte.
Als sie Leo zur Rede stellt und ihn verlassen will, weicht Leo aus: Alles Leben sei eine Geschichte in einer Geschichte und es sei unmöglich, herauszufinden, was real sei und was Fiktion.
Realität vs. Fiktion
Eine wichtige Frage, die sich durch das Buch zieht, ist die Frage nach Realität oder Fiktion. Einer der Charaktere ist der Autor Leo Richter. Im Laufe der Handlung wird klar, dass Leo sehr viel Macht hat. Deshalb ‚verwendet‘ er oft Menschen und Situationen aus seinem echten Leben und schreibt diese in Geschichten um.
Häufig bleibt jedoch offen, was genau erfunden ist, und was wirklich passiert. Das siehst du besonders an den beiden Geschichten mit dem Titel „In Gefahr”. Darin geht es um Leo und Elisabeth. Aber während die erste der beiden Geschichten sich noch in der echten Welt abspielt, verschwimmen am Ende die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fiktion. Denn Elisabeth trifft auf Lara Gaspard, die ihr sehr ähnlich sieht und stellt fest, dass sie sich in einer von Leos Geschichten befindet.
Ruhm
Das Thema „Ruhm“ gibt dem Buch seinen Namen und zieht sich durch alle Geschichten. Dabei tritt das Thema immer anders auf und hat unterschiedliche Folgen für die Charaktere. Ebling in der ersten Geschichte zum Beispiel, genießt den Ruhm, den er bekommt, als er sich am Telefon als Ralf ausgibt. Ralf selbst hingegen, hat den Ruhm satt und will sich aus dem öffentlichen Leben zurückziehen.
Oft hängt das Thema „Ruhm“ im Roman auch mit moderner Telekommunikation und dem Internet zusammen. Zum Beispiel liest und schreibt Mollwitz im Internet Forenbeiträge über Prominente, unter anderem über Leo Richter. Auch Handys und Telefonate spielen eine große Rolle in den Geschichten. Elisabeth zum Beispiel kann per Telefon ihre Kollegen in Afrika erreichen. Maria Rubinstein hingegen vergisst ihr Ladegerät und kann deshalb ihr Handy nicht mehr aufladen. So wird sie von der Außenwelt abgeschnitten und kann nicht in ihr altes Leben zurückkehren.
Zeitgeschichtlicher Hintergrund – Ruhm Zusammenfassung
„Ruhm“ wurde 2009 veröffentlicht. Du kannst das Werk deshalb der Gegenwartsliteratur zuordnen. Mit diesem Begriff bezeichnest du die aktuelle Literatur der letzten Jahrzehnte. Oft geht es in Werken der Gegenwartliteratur um aktuelle Themen wie Politik oder wichtige Ereignisse.
Diesen Bezug zu zeitgenössischen Themen siehst du auch in „Ruhm“. Zur Zeiten der Veröffentlichung waren Handys und das Internet aktuelle Themen und standen im Zentrum der Aufmerksamkeit. Denn die mobile Kommunikation hat das Leben der Menschen stark beeinflusst und verändert.
Gegenwartsliteratur
Jetzt weißt du, worum es in Daniel Kehlmanns „Ruhm“ geht. Du willst mehr über die spannende Epoche der Gegenwartsliteratur herausfinden? Dann klick einfach hier.