Theodor Fontane
Einer der bedeutendsten Vertreter des Realismus ist Theodor Fontane. Warum er so wichtig für die Epoche war und wie sein Leben aussah, erfährst du in unserem Beitrag und Video .
Inhaltsübersicht
Wer war Theodor Fontane?
Heinrich Theodor Fontane (1819-1898) zählt zu den bedeutendsten Vertretern des Realismus . Eines seiner Werke, das die Epoche beispielhaft widerspiegelt, ist der Roman „Effi Briest ”. Fontane war vor allem in der Lyrik und Epik vertreten. Außerdem war er lange Zeit als Theaterkritiker und Autor für Reiseliteratur tätig. Fontanes Werke zeigten oft seinen aktuellen Lebenszustand und seine politische Ausrichtung. Den Großteil seines Lebens hat er in Leipzig und Berlin verbracht.
Doch Fontane war nicht nur ein herausragender Schriftsteller, er war auch ein Dichter und sogar Apotheker. Außerdem war er in seinen Schriften sehr weltoffen und interessierte sich für fremde Kulturen und Orte. Wichtige Werke Fontanes sind die Ballade „John Maynard” und der Roman „Irrungen, Wirrungen ”.
Theodor Fontane – Steckbrief
In diesem Steckbrief haben wir dir alle wichtigen Informationen über Fontane zusammengefasst:
Name | Heinrich Theodor Fontane |
Geburt | 30. Dezember 1819 in Neuruppin |
Tod | 20. September 1898 in Berlin |
Familie |
Eltern: Louis Henri und Emilie Fontane |
Ausbildung | Ausbildung zum Apotheker, währenddessen Orientierung zum Schriftsteller |
Epoche | Realismus (1848 – 1890) |
Bekannteste Werke |
Effi Briest (Roman, 1895) |
Gesellschaftliche und wissenschaftliche Erfolge |
Gründung des Theodor Fontane Archivs (1935) |
Theodor Fontane – Lebenslauf
Theodor Fontane hat viel erlebt und erreicht. Hier siehst du die wichtigsten Ereignisse aus seinem Leben auf einen Blick:
- 1819: Geburt in Neuruppin (Kreisstadt in Brandenburg)
- 1827: Umzug nach Swindemünde; Vater eröffnet eine neue Apotheke
- 1832- 1833: Besuch des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums in Neuruppin
- 1843-1835: Umzug nach Berlin und Eintritt in eine Gewerbeschule
- 1836: Abbruch der Ausbildung an der Gewerbeschule; Beginn einer Apothekerlehre in Berlin
- 1839: Veröffentlichung seiner ersten Novelle „Geschwisterliebe“; Abschluss der Ausbildung
- 1841 – 1842: Erkrankung an Typhus; Aufenthalt bei seinen Eltern in Letschin; danach Apothekengehilfe in Leipzig und Dresden; Rückkehr in die Apotheke seines Vaters
- 1844-1845: Militärdienst und Verlobung mit Emilie Rouanet-Kummer
- 1847: Approbation (staatliche Zulassung) als Apotheker
- 1848: Teilnahme an Barrikadenkämpfen in Berlin, Publikation seiner Texte in einer Berliner Zeitung
- 1849: Arbeit als freier Schriftsteller; Niederlegen seiner Tätigkeit als Apotheker
- 1850: Heirat mit Emilie Rouanet-Kummer
- 1851: Anstellung bei der staatlichen Zentralstelle für Presseangelegenheiten
- 1855 – 1859: Leben in London; Arbeit als deutsch-englischer Korrespondent
- 1870: Arbeit als Theaterkritiker; Verhaftung in Paris wegen angeblicher Spionage
- 1892: Schwere Erkrankung an Gehirnischämie und psychische Krise
- 1894: Verleihung der Ehrendoktorwürde
- 1895: Veröffentlichung seines Romans „Effi Briest”
- 1898: Tod in Berlin
Im Folgenden erfährst du alles Wichtige zu den verschiedenen Lebensstationen von Theodor Fontane.
Jugend und Ausbildung
Theodor Fontane wurde am 30. Dezember 1819 als Sohn eines Apothekers in Neuruppin geboren. Seine ersten sieben Lebensjahre verbrachte er dort. Als sein Vater aufgrund von Schulden die Familien-Apotheke verkaufen musste, zogen die Fontanes nach Swindemünde. Der Vater erwarb auch dort eine Apotheke und startete ein neues Geschäft.
Fontane besuchte währenddessen ein Gymnasium in Neuruppin (Brandenburg). Nach seinem Abschluss ging er auf eine Gewerbeschule in Berlin. Da er in seinen akademischen Werdegang jedoch nicht glücklich war, brach er die Ausbildung dort schnell wieder ab. Seine erste Begegnung mit seiner zukünftigen Frau Emilie Rouanet-Kummer fand zu der Zeit statt.
Übrigens: Fontanes Geburtshaus, das früher auch die familieneigene Apotheke war, steht heute unter Denkmalschutz und ist unter dem Namen Fontane-Haus bekannt.
Arbeit als Apotheker und erste Publikationen
Nach seiner ersten abgebrochenen Ausbildung begann Fontane eine Apothekerlehre. Seine Arbeit als Apotheker und sein Interesse für das Schreiben ließen sich sehr gut vereinen. Er fing an, Gedichte und kurze Prosastücke zu verfassen. Der eifrige Fontane startete außerdem einen Lesezirkel und verfasste seine erste Novelle namens „Geschwisterliebe”. Sie wurde 1839 veröffentlicht. Nach seiner abgeschlossenen Lehre zog Fontane erneut um. Diesmal nahm er einen Stelle als Apothekengehilfe in Burg, nahe Magdeburg, an. Auch in seinem neuen Heimatort arbeitete er weiterhin an seiner Vorliebe für die Schrift. Vor allem für neue Gedichte nahm er sich Zeit. So vergingen die Jahre zwischen seiner Arbeit als Apotheker und seiner Leidenschaft als Schriftsteller, bis er 1841 an Typhus erkrankte.
Aufgrund seiner Erkrankung kehrte Fontane zu seinen Eltern zurück, die mittlerweile in Letschin (Brandenburg) wohnten. Dadurch erhoffte er sich eine schnelle Genesung. Nach Überwindung der Krankheit trat er eine neue Arbeit in einer Leipziger Apotheke an. Die verließ er jedoch recht schnell wieder. Leipzig war auch der Ort, an dem er zum ersten Mal mit Menschen in Kontakt kam, die sehr einseitige politische Ansichten vertraten. Fontane teilte ihren Gedankengang.
Neue geistige Ausrichtung
Fontane begann sich selbst und seine Arbeit neu auszurichten. Politisch ging er in eine demokratische Richtung. Literarisch interessierte er sich für England und die englische Kultur. Er fing an englische revolutionäre Gedichte zu übersetzen.
Der revolutionäre deutsche Dichter , Georg Herwegh war sein neues literarisches Vorbild. Herwegh wird vor allem dem Vormärz zugeordnet. Fontane schloss sich ihm an und wurde in den Herwegh-Klub in Leipzig aufgenommen. Auch nachdem Fontane später nach Dresden zog, hielt er seine Kontakte in Leipzig aufrecht. Er veröffentlichte sogar für die Leipziger Zeitung Die Eisenbahn. Fontane zog nach Letschin (Brandenburg) zu seinen Eltern und arbeitete in der Apotheke seines Vaters. Das Leben in der Kleinstadt war für ihn bedrückend, weshalb er anfing, Shakespeare zu übersetzen und weitere Prosastücke und Gedichte zu verfassen.
Tunnel über der Spree
Ein sehr wichtiges Ereignis in Fontanes Leben war seine Aufnahme in den literarischen Verein namens Tunnel über der Spree im Jahr 1843. Der Berliner Verein hatte viele bedeutsame Mitglieder wie beispielsweise Gottfried Keller . Dank Fontane gewann der Verein mit der Zeit an Beliebtheit und Einfluss in der literarischen Szene. Fontane war ganze 21 Jahre in dem Verein aktiv. Er prägte ihn und seinen Schreibstil sehr. Darunter zählt auch die Neuausrichtung Fontanes weg von seinen eher politisch angehauchten Schriften hin zu der Gedichtform der Ballade . Zu dieser Zeit entstand auch sein nächster literarischer Erfolg mit „Der Tower – Brand“ 1844.
Journalismus und Briefe
Nachdem Fontane ein Jahr Militärdienst geleistet hatte, kehrte er zurück nach Berlin und verlobte sich mit seiner späteren Ehefrau Emilie Rouanet-Kummer. Ein weiterer Meilenstein in seinem Leben war die Approbation, also die Zulassung zum staatlich anerkannten Apotheker. Außerdem orientierte er sich in seiner Schriftstellerkarriere neu: Er wurde Journalist. Durch seine Arbeit bei einer liberalen Zeitung wurde er als radikaler Linker angesehen. Radikale Linke fordern oft eine grundlegende, radikale Veränderung kapitalistischer Gesellschaften, um somit für mehr Gleichheit und Freiheit zu sorgen. Er beteiligte sich sogar an den Barrikadenkämpfen der Märzrevolution . Danach fing Fontane an, in einem Berliner Krankenhaus Pharmazie (Wissenschaft von Medikamenten) zu unterrichten. Währenddessen arbeitete er aber auch an neuen Balladen und fing an, Briefe zu schreiben.
1849 gab Fontane seinen Beruf als Apotheker endgültig auf und widmete sich voll und ganz der Literatur. Er veröffentlichte sein erstes Buch „Männer und Helden: Acht Preußenlieder” und heiratete seine Verlobte Emilie.
Arbeit in London und Rückkehr nach Deutschland
Nachdem Fontane in der staatlichen Zentralstelle für Presseangelegenheiten angestellt wurde, lebte er auf Wunsch des Unternehmens von 1855 bis 1859 in London. Dort arbeitete er als deutsch-englischer Korrespondent. Er war für die Presseberichte zur preußischen Außenpolitik zuständig. Außerdem sollte er in London Werbung für Preußen machen und somit deutsche Emigranten für die preußische Politik gewinnen. Fontane arbeitet dabei als Agent der preußischen Regierung.
Merke: Preußen war ein deutsches Land. Es bestand vom Mittelalter bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges.
1859 kehrte er zurück nach Deutschland und nahm eine Arbeit im Bereich der Reiseliteratur an. Die war vor allem Mitte des 19. Jahrhunderts sehr beliebt. Dadurch entstand auch sein Buch „Wanderungen durch die Mark Brandenburg”. Fontane Reiseliteratur macht einen Großteil seines Gesamtwerkes aus.
Gefangenschaft und Tod
1864 reiste Fontane nach Kopenhagen, um von dort aus über den Deutsch-Dänischen Krieg zu berichten. Ab 1870 begann er mit der Theaterkritik, dabei interessierte er sich vor allem für kulturelle Themen. Bei einer Reise nach Paris wurde er dann mit dem Verdacht auf Spionage festgenommen. Erst nachdem Bismarck selbst eingriff, wurde Fontane freigelassen. Seine Erlebnisse in Gefangenschaft verarbeitete er in seinem Buch „Kriegsgefangen”. 1876 gab er den Zeitungsjournalismus auf und fing wieder an, als freier Autor zu arbeiten. 1892 erlitt er eine schwere psychische Krise. Noch davor entstanden einige seiner bekanntesten Werke wie „Vor dem Sturm” (1887) und „Irrungen, Wirrungen” (1888). 1895 erschien dann der Roman „Effi Briest” und kurz nach seinem Tod „Der Stechlin”. Theodor Fontane starb am 20. September 1898 im Alter von 78 Jahren in Berlin.
Theodor Fontane – Werke
Theodor Fontane war vor allem durch seine Romane und Novellen in der literarischen Gattung der Epik bekannt. Aber auch in der Lyrik hat er in Form von Balladen und Gedichten viele eindrucksvolle Werke verfasst. In der Gattung der Dramatik war er nicht als Verfasser vertreten. Dafür hat er als Theaterkritiker jedoch im Bereich der Dramatik gearbeitet.
Auch durch seine Reisebeschreibungen hat Fontane große Anerkennung erlangt. Er lieferte mit seinen Schriften zu den verschiedensten Reiseorten vielen Mitmenschen einen fantastischen Einblick in die Welt der Reisen.
Theodor Fontane – Romane und Novellen
- Vor dem Sturm (1878)
- Grete Minde (1880)
- L’Adultera (1882)
- Unterm Birnbaum (1885)
- Irrungen, Wirrungen (1888)
- Stine (1890)
- Gefährliches Spiel (1894)
- Effi Briest (1895)
- Die Poggenpuhls (1896)
- Der Stechlin (1898)
- Mathilde Möhring (1906)
Theodor Fontane – Reisebeschreibungen
- Ein Sommer in London (1854)
- Jenseits des Tweed (1860)
- Fünf Schlösser (1862)
- Wanderungen durch die Mark Brandenburg (1862)
- Reisebriefe vom Kriegsschauplatz (1866)
Theodor Fontane – Balladen und Gedichte
- Archibald Douglas (1854)
- Die zwei Raben (1855)
- Das Trauerspiel von Afghanistan (1859)
- Die Brück‘ am Tay (1879)
- John Maynard (1886)
Theodor Fontane – Briefe
- Die Fontanes und die Merckels (1850-1870)
- Jenseits von Havel und Spree (1984)
- Briefe an Georg Friedlaender (1994)
- Der Ehebriefwechsel (1998)
Theodor Fontane – Zusammenfassung
Jetzt hast du viel über den berühmten deutschen Schriftsteller Theodor Fontane und seine Werke erfahren. Hier haben wir dir noch mal das Wichtigste auf einen Blick zusammengefasst:
Lebensdaten |
30. Dezember 1819 geboren, |
Berufe | Journalist, Theaterkritiker, Poet, Apotheker |
Bekannt für |
Romane und Novellen |
Erstes Werk | Geschwisterliebe (1893) |
Letztes Werk | Der Stechlin (1898) |
Beeinflusst von | Georg Herwegh |
Realismus
Du weißt jetzt alles über Theodor Fontane und sein Leben. Du möchtest aber genauer wissen, wie er mit der Epoche des Realismus zusammenhängt? Dann schau bei unserem Video vorbei und lerne, warum er ein typischer Vertreter der Literaturepoche war.